Das Leben der „Elisabeth von Thüringen – eine Europäische Heilige“

2007 - das Elisabethjahr
Titelbild
Elisabeth verschenkt ihren Mantel an einen Bettler. Im selben Moment erhält sie ihn von einem Engel wieder, während ein anderer ihr die Krone der Heiligkeit aufs Haupt setzt. (Foto: Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie)
Von 30. Juni 2007

Am 7. Juli 1207 wurde in Ungarn eine Frau geboren, die das Christentum in Europa über Jahrhunderte hinweg nachhaltig mit ihrem Geist der Nächstenliebe und Aufopferung beeinflussen sollte: Elisabeth von Thüringen. Eine Frau, die erfüllt war von einem leidenschaftlichen Mitgefühl für die Menschen in ihrer Nähe.

Ein Vorbild für soziales Engagement

In diesem Jahr wird der 800. Geburtstag dieser einzigartigen Frau gefeiert. In zahlreichen Städten gibt es vielfältige Initiativen und Aktivitäten, die etwas von ihrem Leben und der Zeit, in der sie lebte, vermitteln wollen. Vor allem in Thüringen und Hessen gibt es ein umfangreiches kulturelles und ökumenisches Programm. Das Jahr 2007 gilt als Elisabethjahr und bietet vielen Menschen die Möglichkeit etwas über diese Frau zu erfahren, die mit ihrem sozialen Engagement und gelebter Spiritualität ein Licht für viele Menschen wurde. In einer Zeit der Kreuzzüge und Hungersnöte setzte sie als Frau und als Mensch ein dauerhaftes Zeichen. Sie hatte den Mut, sich aus ihrem gesellschaftlichen Umfeld zu lösen und ein Leben nach den christlichen Prinzipien zu leben.

Als Tochter eines ungarischen Königs gehörte sie zur Spitze des europäischen Hochadels. Ihre Entscheidung sich hiervon zu lösen, machte sie zum bevorzugten Vorbild adliger Frauen an den wichtigsten europäischen Höfen. Auch 800 Jahre nach ihrer Geburt ist ihre Beliebtheit ungebrochen. Nach ihr sind Kirchen, Schulen, Krankenhäuser, Stiftungen, Orden und Kindergärten benannt. Sie zählt zu den beliebtesten Personen des gesamten Mittelalters. Heute zeugen Skulpturen, Fensterbilder, Holzschnitzwerke, Reliquiengefäße in Städten wie Köln, Nürnberg, Marburg, Straßburg, Udine oder Assisi von der großen Verehrung.

Aufopfernde Nächstenliebe gegenüber den Ärmsten

Was machte das Leben dieser Frau schon zu Lebzeiten so einzigartig? Diese junge Frau hatte die Überzeugung, radikal mit den Normen ihres adligen Standes brechen zu müssen, um ihrer Seele und ihrem Herzen zu folgen. Sie wandte sich den Ärmsten und Niedrigsten zu, sie, die selbst aus adligem Haus stammte. Aus ihrer tiefen Frömmigkeit heraus suchte sie Gott und sah in jedem Armen und Notleidenden ihren Herrn Christus. Die Entscheidung für ein Leben der aufopfernden Nächstenliebe setzte sie konsequent in die Tat um. Sie gab ihren Besitz an die Armen und schenkte ihr Herz denen, die zu ihr kamen. Sie gab den Hungernden zu essen und errichtete ein Hospital für die Kranken und Schwachen in ihrer Nähe. Das war für die damalige Zeit ein radikalspektakulärer Schritt. Als sie 1231 – gerade einmal 24 Jahre alt – verstarb, hatte sie in ihrem kurzen Wirken schon ihre Spuren hinterlassen. Nur vier Jahre später 1235 wurde sie von Papst Gregor IX. heilig gesprochen, eine sehr kurze Zeit für eine Heiligsprechung. Ein Jahr später wurde ihr Leichnam im Beisein Kaiser Friedrich II. aus ihrem Grab in der Marburger Hospitalskapelle erhoben und in einen kostbaren Schrein überführt. Sie gilt seitdem als deutsche Nationalheilige des Mittelalters, als ein Vorbild für mitmenschliches Handeln und soziale Verantwortung. Nach ihrer Heiligsprechung wurde Elisabeth in kurzer Zeit europaweit verehrt und ihre Bekanntheit verbreitete sich im gesamten Heiligen Römischen Reich.

Die Gründung der Armenkirche im Mittelalter

In einer Zeit, in der die Kreuzritter im Zeichen des Glaubens nach Eroberungen strebten und bittere Niederlagen einstecken mussten, keimte in Europa ein neues Bewußsstsein. Die Menschen spürten eine Leere, die sie mit einem neuen Glaubensverständnis auffüllen wollten. Das Streben nach materiellen Reichtümern kehrte sich um in ein neues Ideal: so zu leben wie einst die Apostel lebten, in Armut, Glauben und guten Werken. Es entstanden neue Bettelorden. In dieser Zeit der Zerstrittenheit innerhalb der katholischen Kirche tauchten neue katholische Ordensgemeinschaften auf, die das Christentum wiederbeleben sollten. Unter ihnen die Franziskaner. Als 1223 die ersten Franziskaner Thüringen erreichten, kam Elisabeth in Kontakt mit diesen Idealen des Franziskus von Assisi und unterstützte sie bei ihrer Ansiedlung in Eisenach. Es dauerte einige Jahre bis sie dann ihren Entschluss, ein Leben in Armut und Nächstenliebe zu leben, vollkommen umsetzen konnte.

Ein Leben im Dienst des Nächsten

Bereits als Vierjährige mit dem späteren thüringischen Landgrafen Ludwig IV. verlobt, wurde sie später seine Frau und verbrachte einen Großteil ihres Lebens auf der Wartburg. Hier fing sie an, mehr und mehr nach ihrem christlichen Selbstverständnis zu leben. Ihr späterer Beichtvater Konrad von Marburg schreibt darüber: „Wie sie ihr Leben lang eine Trösterin der Armen war, so fing sie jetzt (während der Hungersnot 1226) an, schlechthin eine Ernährerin der Hungernden zu sein, indem sie nahe der Burg ein Hospital bauen ließ, in welchesm sie sehr viele Kranke und Schwache aufnahm.“ Später musste sie nach dem Tod ihres Mannes diesen Ort verlassen und erreichte schließlich Marburg, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieb. Hier war es auch, wo sie 1228 wiederum ein großes Hospital errichtete, in dem sie sich nicht scheute Kranken selbst tatkräftig zu helfen. Ihr Beichtvater berichtete über sie: ,,Die Elendesten und Verachtesten setzte sie an ihren eigenen Tisch, und als ich sie deshalb tadelte, erwiderte sie mir, sie empfange von ihnen sonderliche Gnade und Demut, und …. müsse, was hinter ihr liege, durch das Entgegengesetzte auszugleichen und zu heilen suchen“. Diese Hingabe konnte nicht lange in dieser Welt verbleiben. Die Liebe zu Gott und zu den Menschen verzehrte Elisabeths Kraft in wenigen Jahren und so verstarb sie am 17. November 1231 nach kurzer Krankheit.

Wer sich heute ein Bild vom Leben der Elisabeth von Thüringen machen möchte hat dazu nun Gelegenheit. Vom 7. Juli dem Geburtstag bis zum 19. November dem Gedenktag der Heiligen gibt es die Dritte Thüringer Landesausstellung auf der Wartburg über das Leben dieser Heiligen. Weitere zahlreiche Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Musical, sollen auf der Wartburg und in Eisenach über ihr Lebenswerk, ihre Zeit und die Ausstrahlung auf spätere Generationen zeigen.

http://www.elisabeth-wartburg.de
http://www.marburg.de/elisabeth



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