Das Geheimnis von „Lapérouse“

Eine Seefahrerlegende, die Jahrhunderte überdauerte, erstrahlt in Paris in neuem Glanz
Titelbild
(MnM/A. Fux)

Das Nationale Meeresmuseum in Paris lässt die Legende, die Generationen von Seefahrern und Schriftstellern inspiriert hat, wieder aufleben.

Im Jahre 1775 verließ eine Expedition unter dem Kommando von Jan-Francois Galaup de Lapérouse die Häfen von Brest in Frankreich. Die zwei Fregatten der Entdeckungsreise, die „Boussole“ und die „Astrolabe“ verunglückten im März des Jahres 1788 an einem Riff der damals unbekannten Insel Vanikoro. Seither hat die Legende nie aufgehört, die Seefahrer zu faszinieren, und es wurden zahlreiche Expeditionen zur Suche nach den Schiffbrüchigen organisiert.

Die Ausstellung „Das Geheimnis von Lapérouse“ bringt die Besucher auf die Spur des aufregenden Seeweges den zwei Schiffen folgend. Nachverfilmungen, die Pläne und Karten der Expedition, das Meeresrauschen, virtuelle Bilder, Aquarien mit den Spuren, Illustrationen der Aufzeichnungen und Tagebücher, die während der Reise verfasst wurden, zusammen mit Dokumentarfilmen und der Rekonstruktion des verhängnisvollen Unglücks und dem Schicksal der Schiffbrüchigen hauchen der Legende erneut Leben ein.
Der genaue Seeweg der Expedition konnte nur dank eines verzweifelten Kampfes von Seeleuten um die wirklichen Geschehnisse, offengelegt werden. Eine animierte Weltkarte präsentiert alle vorhergegangenen Entdeckungsreisen, unter ihnen die Seewege von Magellan, Ferdinand und James Cook. Die eigentliche Zielsetzung dieser von Ludwig dem XVI. geplanten Expedition war die Ergänzung der bereits von James Cook gewonnenen Geographie des Pazifischen Ozeans.

Entdeckungsreise auf See

Die Rahmenbedingungen waren im Frankreich des 18. Jahrhunderts sowohl politisch als auch wissenschaftlich gesehen denkbar günstig für diese Entdeckungsreise. Jean-Francois Galaup de Lapérouse wurde zum Kapitän der „Boussole“ wegen seiner Verdienste im amerikanischen Freiheitskampf und seines Umgangs mit den englischen Gefangenen ernannt. Er gewährte nämlich zwei gefangen genommenen englischen Prinzen eine sichere Rückreise aus Nordamerika im Austausch gegen französische Gefangene. Als Kapitän der „Astrolabe“ wurde Paul-Antoine Fleuriot de L’Angle ausgewählt, der Lapérouse im Krieg kennen gelernt und eine ähnliche Karriere durch die Ränge der Marinesoldaten bis zum Kapitän durchlaufen hatte.

Die Mannschaft wurde aus 17 Wissenschaftlern, Künstlern, Ingenieuren und einem Gärtner zusammengestellt. Die Schiffe wurden – abgesehen von der gewöhnlichen Ausrüstung, Segeln, Ballast, einem Anker und weiterem – mit Lebensmitteln und Objekten zum Tauschhandel mit den Eingeborenen beladen.

Auf den Zeichnungen von Gaspard Duché de Vancy, der während der Reise mit an Bord gewesen ist, finden sich Eingeborene der Pazifikküste mit ihren Traditionen, ihren Trachten und ihrer Kultur. Die Sammlung an Kartenzeichnungen und Malereien werden durch Meeresmuscheln, Mineralien und Gebrauchsgegenstände der Indianer wie auch Perlen und Glasknöpfe für den Tauschhandel ergänzt. Die zeichnerischen Meisterwerke nähern sich in ihrer Aussagekraft den schriftlichen Aufzeichnungen – sie präsentieren uns die beiden Dramen, die sich in dieser Expedition ereignet haben:

Die Expedition hat an der „Port des Francais“, der heutigen Bucht von Lituya in Alaska, 21 Mann in einem Langboot in schwerer Meeresströmung verloren. Das zweite Drama ereignete sich vor der Insel von Maouna in Polynesien, bei dem Fleuriot de L’Angle von Eingeborenen aufgrund eines Missverständnisses mit der lokalen Bevölkerung umgebracht wurde.

Auf diese Weise wird der Besucher auf eine Reise von Brasilien nach Hawaii, an Alaska vorbei, nach Kalifornien, China, den Philippinen, Sibirien, Japan, Polynesien und Australien – die letzte Etappe vor dem Schiffbruch – geführt. Ab diesem Punkt zeigt uns die Ausstellung den Beginn einer Legende. Um den wahren Verlauf der Expedition reihen sich eine Sammlung von Anhaltspunkten: Der irische Seefahrer Peter Dillon fand 1826 die ersten Indizien über den Schiffbruch und über ein Lager für die Überlebenden. Obwohl Durmont d’Urville glaubte, die „Astrolabe“ gefunden und das Schiffsunglück aufgedeckt zu haben, blieb der wirkliche Ort des Schiffsuntergangs noch für lange Zeit im Dunkeln. Eine weitere Expedition fand 1883 einige Artefakte mit Hinweisen auf die beiden Schiffe. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts zeigte sich ein erneutes Interesse an diesen Schiffen.

Die Lösung des Rätsels

Die letztendliche Klärung dieser vielen Indizien sollte jedoch noch bis ins 21. Jahrhundert auf sich warten lassen: 1999 wurden die Überlebenden der Crew von L’Angle gefunden. Die Besucher der Ausstellung können persönliche Gegenstände besichtigen: Eine Taschenuhr, ein religiöses Medaillon, verwitterte Schnürsenkel, einen Fächer, eine Bürste und eine Flöte, zerfallen in ihre Einzelteile. Die Objekte ermöglichen dem Besucher nicht nur, die Atmosphäre nachzuempfinden, die unter den damaligen Seefahrern herrschte, sondern sich auch die Persönlichkeiten vorzustellen, denen diese Gegenstände gehörten. Im Jahre 2003 wurde ein Schiffswrack gefunden, aus dem ein Skelett geborgen werden konnte. Mit Hilfe moderner Technologie ist es durch eine Rekonstruktion seines Profils gelungen, diesen Verunglückten als einen Matrosen aus der Crew der „Boussole“ zu identifizieren.

Schließlich wurde im Jahre 2005 durch ein entscheidendes Indiz zur Klärung der wirklichen Ereignisse in Form eines Sextanten vom Typ „Mercier“ beigetragen. Dieses Artefakt konnte über Archive identifiziert werden und lieferte so den ausschlaggebenden Beweis, mit Sicherheit das Wrack der „Boussole“ und die Überlebenden der „Astrolabe“ gefunden zu haben.

Text erschienen in Epoch TImes Deutschland Nr. 25/08

(MnM/A. Fux)
(MnM/A. Fux)


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion