Buchbinder in strahlkräftigem Beethoven-Kosmos in Berlin
Am 12.12.12 begann der 66-Jährige in Wien beheimatete Konzertpianist Rudolf Buchbinder im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie seinen siebenteiligen Interpretationszyklus der 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven, der am 10. Juni 2013 mit Op. 109, 110 und 111 beendet wird. Der Auftakt war ein grandioses Klangerlebnis einzigartiger und selten zu hörender Meisterschaft. Die Zuhörer waren Zeugen einer Sternstunde.
Als am 14. Oktober 2012 Rudolf Buchbinder im Berliner Konzerthaus in der ECHO-KLASSIK-Gala in Abwesenheit als „Instrumentalist des Jahres“ geehrt wurde, war der weltberühmte Künstler in Peking, wo er an sieben aufeinanderfolgenden Abenden sämtliche Klaviersonaten Beethovens spielte – eine außergewöhnliche Leistung.
Der am 1. Dezember 1946 geborene Rudolf Buchbinder war ein Wunderkind und wurde bereits als Fünfjähriger an der Wiener Musikakademie aufgenommen. Er wurde Meisterschüler des legendären Pädagogen Bruno Seidlhofer und repräsentiert seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt die hohe Schule der Wiener Klassik. Buchbinder besitzt 35 komplette Ausgaben aller Klaviersonaten Beethovens sowie eine umfangreiche Sammlung von Erstdrucken und Originalausgaben und Kopien der eigenhändigen Klavierstimmen und Partituren. Buchbinder versteht es, den Werken bis ins letzte Detail auf den Grund zu gehen, zu erforschen, vergleichen und immer wieder Fehler entdecken. Dreimal hat er die Ehrenprofessorwürde Österreichs abgelehnt, weil er Musiker und Künstler sein möchte, aber nicht Professor.
In Berlin spielte Buchbinder zum Auftakt seines über sechs Monate verteilten Zyklus‘ die Sonaten 1, 10, 13, 17 und 18. Mit seiner Sonate f-moll op.2/1 trat Beethoven, der dieses Werk Joseph Haydn gewidmet hatte, erstmals selbst vor einem Publikum in der Öffentlichkeit auf. Diese sogenannte „kleine Appassionata“ präsentierte Rudolf Buchbinder in einer klanglich berührenden Strahlkraft und einem fulminanten Prestissimo im 4. Satz, dass man ahnen durfte, einen Konzertabend vor sich zu haben, der neue Maßstäbe setzen würde.
Und so reihte sich dann ein Höhepunkt an den anderen. Großartig die weiten melodischen Bögen, die von ordnender Kraft geprägt waren. Vom Pianissimo bis zum lautstarken Fortissimo war jeder Ton klar und deutlich zu hören, auch bei den teilweise atemberaubenden Tempi. Das „Neue Testament“, wie der Pianist und erste Dirigent der Berliner Philharmoniker, Hans von Bülow (1830 – 1894), die 32 Klaviersonaten Beethovens bezeichnete, wurde durch Rudolf Buchbinder am 12. Dezember 2012 in Berlin auf einem selten zuvor erlebten geistig-kosmischem Niveau zum Klingen gebracht, so dass man wie ein reich Beschenkter nach Hause gehen durfte. Stets stellte sich der Pianist demütig und ohne spektakuläre Allüren hinter das bedeutende Klavierwerk Beethovens.
Die Sonate Es-Dur op. 27/1 „Sonata quasi una fantasia“ gestaltete sich zu einer farbprächtigen Klangvielfalt, der 2. Satz der berühmten „Sturm-Sonate“ d-moll op. 31/2 wurde zum Gebet, bei dem sich der Konzertsaal in einen Raum der Andacht verwandelte. Und zum Schluss die „Jagd-Sonate“ Es-Dur op. 31/3, in der man die Lebens- und Spielfreude spüren durfte, die im „Presto con fuoco“ gipfelte.
Rudolf Buchbinder bedankte sich für den Beifall und die standing ovations in seiner Zugabe mit dem 3. Satz „Rondo Allegro“ aus der Sonate c-moll op. 13 „Pathétique“. Ein außergewöhnlicher Konzertabend, der Beethoven in ein neues, klar-strahlendes Licht gerückt hat.
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