Bärenstarke Verjüngungskur für Winnie Puuh
John Lasseter, so unkte es aus dem Zauberwald der Animationsbranche, habe seinen überragenden Erfolg als Produzent und sein Gespür für die Erfolgsthemen der Pixar/Disney Produktionen (wie „Toy Story“, „Findet Nemo“, „Ratatouille“, „Cars“ und „Oben“) alleine der modernen Computertechnik zu verdanken.
Die Unken küsste Lasseter zunächst als ausführender Produzent der oskarnominierten Zeichentrickproduktion „Küß den Frosch“ wach und fegt sie nun gekonnt (erneut als ausführender Produzent) mit einem komplett neuen und handgezeichneten Winnie Puuh Film aus dem Hundertmorgenwald.“
Produzent Peter del Vecho sowie den Regisseuren Stephen Anderson („Triff die Robinsons“ und „Bärenbrüder“) und John Hall („Küss den Frosch“, „Tarzan“) ist zusammen mit Lasseter ein Meisterwerk geglückt, an dem sich so mancher sonst verhoben hätte.
Authentisch, nicht nostalgisch
Überzeugend ist bei dieser Produktion einmal mehr die reife, ja kriminalistische Herangehensweise, mit der bei Disney die Filmthemen zielsicher recherchiert und aufbereitet werden.
Burny Mattinson, Senior Story Artist bei Disney, zählt zu den wenigen Animatoren, die selbst noch mit Walt Disney zusammengearbeitet haben.
Er hatte bereits bei Winnie Puuhs letztem Kinoabenteuer „Winnie Puuh und Tigger dazu!“ 1974 eine leitende Funktion inne und war bei dieser Produktion Leiter des Story-Teams. Es gibt keinen Besseren, um die klassische Atmosphäre und den unverkennbaren Disney-Charme in die richtigen Bahnen zu leiten“, freut sich Regisseur Hall. „Wir nennen ihn den Puuh-Guru, denn er war der spirituelle Wegweiser durch diesen Prozess.“
Mattinson, der 1953 mit 18 Jahren bei Disney in der Poststelle ohne formelle künstlerische Ausbildung begonnen hatte und sich vom Phasenzeichner bei „Susi und Strolch“ zum Regisseur und Produzenten hochgearbeitet hatte, gelang es in den frühen Achtzigern, bereits einen anderen berühmten Disney-Star nach dreißigjähriger Abstinenz wieder auf die Leinwand zu bringen:
„Micky’s schönste Weihnachtsgeschichten“ war der erste Film, in der Micky Maus 1983 höchstpersönlich wieder die Hauptrolle im Kino spielte.
Um ein Gefühl für das Setting der Geschichten zu bekommen, besuchten die Filmemacher den Ashdown Forest im britischen East Sussex, wo der echte Christopher Robin, Puuhs Besitzer, oft seine Sommerferien verbracht hatte. Das Team besichtigte mehrere Londoner Museen mit E.H. Shepherds Originalzeichnungen.
„Wir haben uns den Look des Films direkt von Milnes Kinderbüchern abgeschaut“, erzählt John Lasseter. „Die Aquarelle lassen eine klassische Stimmung entstehen und die handgezeichneten Bilder haben eine Individualität, die bei den meisten animierten Filmen fehlen würde. Diese Figuren springen förmlich aus der Leinwand – und nehmen dabei manchmal auch Buchstaben und ganze Wörter mit. Das ist Puuh, wie man ihn liebt.“
Die Story
Winnie Puuh wacht eines Morgens vom Hunger getrieben auf und begibt sich auf die Suche nach Honig im Hundertmorgenwald, die ihn zu seinen Freunden Tigger, Rabbit, Ferkel, Kanga, Ruh und zu guter Letzt I-Aah führt, der seinen Schwanz verloren hat. „Nun, ein Schwanz ist entweder da oder nicht“, sagt Winnie Puuh. „Und deiner ist nicht … da“
Die Freunde suchen Christopher Robin auf, um einen neuen Schwanz für I-Aah zu finden. Eule schickt die ganze Bande auf eine wilde Mission, um Christopher Robin vor dem imaginären Bösewicht „Balzrück“ zu retten, weil er als einziger der Freunde lesen kann und eine Botschaft des Jungen an die Plüschtierbande falsch interpretiert. Währenddessen versucht Tigger, den deprimierten I-Aah aufzumuntern und ihn ungefragt zu einem mutigen „Tigger 2″ zu trainieren. Es wird ein turbulenter Tag für Puuh, der doch eigentlich nur etwas Honig finden wollte.
Besonderheiten des Originals beibehalten
Überzeugend an dieser Produktion ist, dass sie die stilistischen Besonderheiten des Originals beibehält und dabei ihren Humor an das heutige Publikum anpasst. Immer noch stolpern Puuh und seine Freunde durch die Buchstaben des Buches und von Seite zu Seite in ihre neuen Abenteuer und wirken dabei keinesfalls alt und überholt.
Die Filmemacher zielten darauf ab, das Publikum positiv zu überraschen. „Viele haben sicherlich eine vorgefasste Meinung über Winnie Puuh“, gibt Hall zu. „Aber wir möchten allen deutlich machen, dass Winnie Puuh nicht nur ein Film für Kindergartenkinder ist, sondern jeden anspricht. Man kann sich über jede dieser Figuren amüsieren und in ihnen ein bisschen von sich selbst entdecken.“
Grundeigenschaften der Tierfreunde
Anderson fügt hinzu: „Das Interessante an den Freunden aus dem Hundertmorgenwald ist, dass man jeden von ihnen auf eine Grundeigenschaft reduzieren kann: Ferkel ist Furcht, Eule verkörpert Ego, Rabbit steht für Kontrolle, Puuh ist die reine Unschuld und I-Aah ist der Pessimismus in Person. Sie alle verkörpern zentrale menschliche Charakterzüge und Erfahrungen. Deshalb kann man sich in sie so leicht hineinfühlen und sich über sie amüsieren. Man schaut sie an, lacht mit ihnen und erkennt sich selbst wieder.“
In diesem Zuge ist Tigger nicht zu vergessen, der für Mut und Optimismus steht und von Chefzeichner Andreas Deja herrlich jungenhaft charmant in Szene gesetzt wurde.Teamleiter und Animationslegende Eric Goldberg, der für Rabbit verantwortlich zeichnet und die Choreografie des herrlich disneyesken „Balzrück-Songs“ übernahm, ist gleichfalls hervorzuheben.
Großartig, wie in diesem Lied mit der gezeichneten Stilistik gespielt wird und die Figuren von einem normal gezeichneten Stil in eine Schultafel-Ästhetik und wie mit Kreide gezeichnet überwechseln (den oberlehrerhaften Erläuterungen Eules an der schwarzen Schultafel folgend).
Dieser Film ist ein guter Grund, sich mit klassischer Animation zu beschäftigen; Keinem anderen Studio ist es bislang gelungen, dem Zeichentrickfilm so gekonnt und reif ins digitale Zeitalter hinüber zu helfen wie den Disney-Studios.
„Winnie Puuh“ – ein wunderbarer Kinospaß für Klein und Groß von den Altmeistern des Genres. Absolut sehenswert.
Kinostart in Deutschland ist der 14.04.
Empfehlung: 5 von 5 Sternen
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