Ariadne auf Naxos an der Hamburgischen Staatoper
Mit einer sängerischen Deluxe-Besetzung endete in der Hamburgische Staatsoper am 3. November eine Serie von drei Vorstellungen von Richard Strauss´ Oper „Ariadne auf Naxos“. Die „Oper in einem Aufzug und einem Vorspiel“ ist nicht unbedingt das homogenste Meisterwerk des kongenialen Duos Strauss und Hofmannsthal, weil besonders im Vorspiel gesprochene Dialoge mit atmosphärisch dichter Musik kontrastieren. Doch in seiner musikalischen Verspieltheit gab das Stück dem Ensemble viel Raum, seine künstlerische Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen.
In der sehr gediegenen Inszenierung von Christian Stückl war „Ariadne“ Posse und Ideentheater gleichzeitig, das dunkle Bühnenbild von Stefan Hageneier zeigte im zweiten Teil einen Sternenhimmel, der für das karge Schwarz des ersten Teils entschädigte.
Es war ein Abend der bravourösen Frauenstimmen, der bis in die Nebenrollen mit wunderbaren Sängerinnen besetzt war, die alle silbrig leuchtenden und makellosen Gesang boten; ein Cast der perfekt harmonierte. Besonders das Trio Najade (Mélissa Petit), Dryade (Rebecca Jo Loeb) und Echo (Gabriele Rossmanith) verzauberte durch die Klangschönheit, mit der sich ihre Stimmen zu den besungenen glitzernden Wellen verwoben.
Als „Komponist“ dominierte die stahlende Sopranistin Rachel Frenkel den ersten Teil: Sehr emotional, dramatisch aufflammend und doch natürlich wirkte ihre Darstellung des jungen Künstlers, der verzweifelt versucht seine Ideale zu verteidigen. Poetisch und anrührend gelang die Szene zwischen ihr und Zerbinetta – ganz besonders weil das Orchester unter Constnatin Trinks hier zu einem ersten romantisch-schmelzenden Höhepunkt erblühte.
Die Komödiantentruppe trug Disco-Outfits im 80er Jahre Stil und legte große Spielfreude an den Tag (Moritz Gogg als Harlekin, Chris Lysack als Scaramuccio, Jongmin Park als Truffaldin, Jun-Sang Han als Brighella). Angeführt wurde sie von Manuel Günther als Tanzmeister mit aalglattem Tenor und schlechten Umgangsformen…
Einen kurzen Auftritt hatten der Perückenmacher (Thomas Florio) und Levent Páll als scharf deklamierender Haushofmeister, gegen den der Musiklehrer von Wolfgang Schöne mit weichem Bass und altväterliche Weisheit ansang.
Umjubelter Star des Abends wurde Brenda Rae als Zerbinetta, die für ihre Koloraturkünste überschwänglich gefeiert wurde, die sie ebenso leicht und zwitschernd, wie volltönend, emanzipiert und temperamentvoll abfeuerte. Während ihrer großen Arie hielt das Publikum förmlich die Luft an.
Die Ariadne von Melanie Diener war auf ihre Art ein Naturwunder, weil ihr voluminöser Sopran auf einer Tiefe aufbaute, die wie ein echter Alt klang, was besonders zur Traurigkeit ihrer Einsamkeitsklage passte. Das Duett mit Peter Seiffert als Bacchus, der mit einem riesigen Segelschiff einfuhr, gelang geradezu episch, weil die beiden an Größe und Intensität ihrer Stimmen wunderbar zusammenpassten. Etwas schade war, dass sie minutenlang nur nebeneinander stehen durften (das lag an der Regie) um dann direkt zum heroischen Schluss-Kuss überzugehen. Ihre romantische Überhöhung verdankte die Szene nicht zuletzt dem faszinierend aufleuchtenden Sternenhimmel.
Am Ende erntete das ganze Ensemble großen Applaus. Einzig Constantin Trinks und die Hamburger Philharmoniker hätten noch etwas mehr Zuspruch verdient für ihre farbenprächtige, transparente und stets souveräne Leistung.
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