Das chinesische Neujahrsfest – fünfzehn Tage feiern

Am 8. Februar beginnt das Jahr des Affen. Nach 15 Tagen zum Feiern, Besuche machen und Beziehungen pflegen, symbolisiert das Laternenfest zum Abschluss die Hoffnung auf (noch) bessere Zeiten, Glück und Erfolg.
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In Indonesien feiern die Menschen auch das chinesische Neujahr.Foto: Jewel Samad/AFP/Getty Images
Von 7. Februar 2016

Für die Chinesen hat das chinesische Neujahrsfest eine so große Bedeutung wie für den westlichen Kulturkreis Weihnachten und Silvester zusammen. Jedes Jahr zwischen dem 21. Januar und 21. Februar wiederholt sich dieses festliche Ereignis. Das neue, chinesische „Jahr des Affen" beginnt in diesem Jahr in der Nacht zum 8. Februar. Der Kalender folgt den Monphasen, wie bei uns noch das Oster- und Pfingstfest. Es folgen 15 Tage zum Feiern, Besuche machen und Beziehungen pflegen – die nach einem festgelegten Ablauf geregelt sind.

Der erste Tag des neuen Jahres wird im Kreis der Familie des Mannes begangen. Man trifft sich am Morgen, und nachdem die Kinder am Vorabend ihre roten Papiertütchen erhalten haben, werden unverheiratete Familienmitglieder, seltener auch unverheiratete Gäste, beschenkt. Ursprünglich handelte es sich hierbei nur um kleine Geldgeschenke, doch mit zunehmendem Wohlstand fielen diese entsprechend größer aus. Bei besonders wohlhabenden Familien, die häufiger in den Küstenregionen im Osten anzutreffen sind, können durchaus hohe Summen in den Tütchen stecken.

Am zweiten Feiertag besucht man die Familie der Ehefrau. Meist findet bei dieser Gelegenheit ein umfangreiches Festmahl statt. Es sind in erster Linie traditionsbewusste Familien, bei denen sich das Beten zu ihren Vorfahren sowie zu allen Göttern erhalten hat. Zudem sind sie besonders freundlich zu Hunden und beziehen diese wohlwollend in die Festlichkeiten ein. Nach traditioneller Vorstellung ist der zweite Tag der Geburtstag aller Hunde. Das neue Jahr soll mit gutem Handeln begonnen werden, mit Freundlichkeit und Respekt gegenüber allen Lebewesen der Umwelt. Dadurch erfährt der Hund als Haustier besondere Aufmerksamkeit. In vielen Familien ist das Verständnis, im Einklang mit der Natur zu leben, verloren gegangen. So zählt das chinesische Neujahrsfest heutzutage fast nur noch als Festzeit der familiären Begegnung und Geselligkeit.

Am dritten und vierten Tag des neuen Jahres werden entferntere Verwandte besucht. Oft ist dies mit gemeinsamen kleinen Reisen der Großfamilien verknüpft. Dieser Tag wird auch „Chìkǒu" (赤口 „freier Mund", was der Bedeutung von „Streit" entspricht) genannt, da es bei Familienfesten leichter zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Die Großfamilie bietet für die Auseinandersetzungen, die durchaus sehr lautstark und heftig zugehen können, einen geschützten Rahmen. Denn außerhalb der Familie, im öffentlichen Leben, darf der Chinese einen Gesichtsverlust nicht riskieren.

Ist in einer Familie ein Angehöriger gestorben, entfällt für drei Jahre der Hausbesuch als Respekt für den Toten. Stattdessen besucht man das Grab, die Urne oder eine andere Gedenkstätte des Verstorbenen.

Der fünfte Tag beginnt in Nordchina mit „Jiǎozi", chinesischen Maultaschen (饺子/餃子, engl. „dumplings"), zum Frühstück.

An diesem Tag huldigt man auch dem chinesischen Gott des Wohlstandes (財神/财神 Cáishén). Sein historischer Ursprung verweist auf Zhao Gongming oder Bi Gan. Cai Shen war anfangs nur ein chinesischer Volksheld, der während der frühen Qin-Dynastie gelebt haben soll. Er wurde später in den Stand eines Gottes erhoben. Häufig wird er auf einem schwarzen Tiger reitend dargestellt, in der Hand einen goldenen Stab haltend.

Bei all den Aktivitäten sind der sechste und achte Tag als Ruhetage eingeplant.

Am siebten Tag, auch „Rénrì" (人日) genannt, feierte man traditionellerweise „jedermanns Geburtstag". Es ist der Tag, an dem man automatisch ein Jahr älter wurde, da früher im alten China individuelle Geburtstage kaum eine Rolle spielten. Das landwirtschaftlich geprägte China bot den Bauern zu diesen Neujahrstagen Gelegenheit zu feiern, da sie zu diesem Zeitpunkt im Winter keine Feldarbeit verrichteten. Heutzutage hat sich die Gewohnheit um das Geburtstagsfeiern jedoch durch den moderneren Lebenswandel auch verändert. In China tritt der individuelle Geburtstag allmählich mehr in den Mittelpunkt.

Den neunten Tag nutzen Taoisten zum Anbeten des „Jadekönigs des Himmels" (天公, Tiāngōng), vor allem in den Tempeln. Dabei erbitten sie von ihm vor allem Glück und seit neuerer Zeit auch viel Geld. Die Räucherstäbchen sind in den Tempelanlagen um diese Zeit meist deutlich teurer zu bezahlen. Vom zehnten bis zum zwölften Tag klingen die Feiertage langsam aus. Freunde und Verwandte werden zum Abendessen entweder nach Hause oder ins Restaurant eingeladen. Geselligkeit findet man bei ausgiebigen Glücksspielen wie Mah-Jiang, aber auch beim Schachspiel.

Der dreizehnte und vierzehnte Tag dienen den Vorbereitungen für das Laternenfest, das in der 15. Nacht abgehalten wird. Das Laternen- (灯节/燈節, dēngjié) oder Yuanxiao-Fest (元宵节/元宵節, yuánxiāojié) schließt das mehrtägige Neujahrfest ab. Einen Höhepunkt bildet das gemeinsame Basteln von Laternen, bevor die Wanderarbeiter für ein ganzes Jahr wieder umher ziehen. Traditionellerweise sind die Motive von Tierkreiszeichen, symbolträchtigen Tieren, Pflanzen, Fabelwesen, Szenen aus klassischen Romanen, Legenden, Erzählungen, aber auch Kampfszenen sehr beliebt. Die Laternen wurden schon immer mit großer Sorgfalt hergestellt. Als Materialien sind unter anderem lackiertes Holz, Perlmutt, Pergament, Papier und Horn gebräuchlich.

Laterne symbolisiert die Hoffnung auf bessere Zeiten, Glück und Erfolg

Die teilweise riesengroßen Exponate werden vor den Häusern und in den Höfen aufgehängt. Familien gehen durch die Straßen der Stadt, um zu schauen und die Rätsel zu erraten, die sich an den Laternen befinden. Für jede richtige Rätselantwort erhalten die Besucher vom Laternenbesitzer ein kleines Geschenk. Auch die Kinder spielen in dieser Nacht mit Laternen auf der Straße.

In der chinesischen Gedankenwelt symbolisiert die Laterne die Hoffnung auf bessere Zeiten, Glück und Erfolg – vergleichbar mit unserer Redewendung „Licht am Ende des Tunnels sehen". Auch gelten sie als ein Zeichen der Erinnerung an die der Heimat fern lebenden Verwandten sowie der wieder in die Ferne ziehenden Wanderarbeiter, die dann ein ganzes Jahr oder gar mehrere Jahre unterwegs sind.

Es ist auch Sitte am Laternenfest Tangyuan (汤圆/湯圓, tāngyuán) zu essen, das sind Klößchen aus klebrigem Reismehl mit einer süßen Füllung. Im Chinesischen klingen die Begriffe für diese Speise „Tangyuan" und für das Familientreffen „Tuanyuan" (团圆/團圓, tuányuán) fast gleich. Deshalb glaubt man, dass die Familie in Eintracht leben kann, wenn alle Familienangehörigen Tangyuan essen. Nach dem Laternenfest kehrt das Leben in China wieder in seine alltäglichen Bahnen zurück, und man freut sich schon auf das nächste Neujahrsfest.



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