Frühling – Von Joseph von Eichendorff

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber
Titelbild
Was ich innigst hofft' und strebte blieb ein unbestimmt Verlangen.Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Frühling

Über blaue Berge fröhlich

Kam der bunte Schein geflossen,

In den Schimmer rief ich selig:

„Freu dich nur, jetzt wirds vollendet!“

Doch der Frühling ist vergangen,

Was ich innigst hofft‘ und strebte

Blieb ein unbestimmt Verlangen.

Und nach langem trüben Schweigen

Kamen goldne Tage wieder.

Blaue Berge, alte Zeiten,

Blumen, Sterne, Ström‘ und Lieder

Woben wunderbar ein Netze,

Und das schlang sich um die Glieder,

Zog so innig fest und fester

Mich ans Herz der Erde nieder,

Und so schlummert‘ ich und träumte

Von der allerschönsten Braut.

Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)



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