Fall Weinstein: Woody Allen, selbst des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, warnt vor „Hexenjagd“ – er will weiter „zuzwinkern“

Interessant, dass sich gerade Woody Allen zum Fall Harvey Weinstein äußert. Er selbst wird des sexuellen Missbrauchs beschuldigt - an seiner damals siebenjährigen Stieftochter.
Titelbild
Woody AllenFoto: Christopher Polk/Getty Images for Turner
Epoch Times16. Oktober 2017

Regisseur Woody Allen („Der Stadtneurotiker“) zeigt sich betrübt über die zahlreichen Vorwürfe gegen Filmproduzent Harvey Weinstein, warnt aber vor einer „Hexenjagd“.

In dem Fall gebe es keine Gewinner, „es ist einfach sehr, sehr traurig und tragisch für die armen Frauen, die das durchmachen mussten“, sagte Allen der BBC. „Aber es sollte auch nicht zur Atmosphäre einer Hexenjagd führen, in der jeder Kerl, der in einem Büro einer Frau zuzwinkert, plötzlich einen Anwalt rufen muss“, sagte der 81-Jährige. „Das ist auch nicht richtig“.

Die ganze Harvey Weinstein Sache sei für alle Beteiligten sehr traurig. „Tragisch für die armen Frauen, die betroffen waren, traurig für Harvey, dass sein Leben so verkorkst ist.“

Er habe von den Vorwürfen gegen Weinstein nichts gewusst. „Niemand ist zu mir gekommen oder hat mir mit wirklicher Ernsthaftigkeit von diesen Horror-Geschichten erzählt“, sagte Allen.

Woody Allen selbst wird seit den 90er Jahren von seiner eigenen Tochter sexueller Missbrauch vorgeworfen.

Richter verhängte vernichtendes Urteil gegen Woody Allen

Deshalb ist es interessant, dass sich gerade Allen zu den Vorwürfen äußert: Er selbst stand 1993 wegen sexuellen Missbrauchs an seiner Stieftochter vor Gericht.

US-Richter Elliott Wilk erteilte Allens damaliger Lebensgefährtin Mia Farrow das alleinige Sorgerecht für alle Kinder. Seinen fünfjährigen leiblichen Sohn Satchel durfte Allen dreimal in der Woche – „nur in Begleitung eines Psychologen“ – sehen. Seine siebenjährige Adoptivtochter Dylan durfte er nicht mehr sehen. Dylan wurde laut Farrow von Allen missbraucht. Das zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Missbrauchs erst siebenjährige Kind war lange in therapeutischer Behandlung. Allens 15-jähriger Adoptivsohn Moses durfte damals selbst entscheiden, ob er Allen noch sehen will – und weigert sich.

Die New York Times schrieb damals – (Übersetzung von Emma):

In einem vernichtenden Urteil von 33 Seiten warf Richter Wilk Herrn Allen vor, er habe mit einer Tochter seiner Lebensgefährtin eine Liebesaffäre begonnen, habe Familienmitglieder gegeneinander aufgewiegelt und habe von den wichtigsten Dingen im Leben seiner Kinder keine Ahnung. Der Richter beschrieb Woody Allen als einen ‚eigennützigen, unzuverlässigen und unsensiblen‘ parent.“ (Anm. d. ‚Elternteil‘ ist die in Amerika übliche geschlechtsneutrale Bezeichnung für Vater und Mutter.)

Der Richter verurteilte das Verhältnis Woody Allens zu seiner „sozialen“ Tochter hinter dem Rücken von Mia Farrow moralisch.

Der Missbrauch sei nicht „beweisbar“, sagte Richter Wilk damals – hielt ihn aber durchaus für möglich. Dabei bezog sich Wilk auch auf die Psychotherapeutin des Kindes, die Allens Verhältnis zu Dylan als „unangemessen intensiv“ bezeichnet hatte.

Laut dem New Yorker Gericht hat Allen grundsätzliche „schwerwiegende Unzulänglichkeiten“ in Sachen Elternschaft.

Die New York Times schrieb weiter:

Das Gericht stellte in so gut wie allen Punkten seine elterliche Eignung in Frage und nannte Allens Verhalten den Kindern gegenüber ‚Missbrauchend und gefühllos‘.“ Im Urteilsspruch heißt es wörtlich: „Herr Allen hat keinerlei elterliche Fähigkeiten gezeigt, die ihn als angemessenen Betreuer von Moses, Dylan oder Satchel ausweisen würden.“ Einzige Kritik des Richters an der Mutter: „Frau Farrows einzige Unzulänglichkeit als verantwortliche Erziehungsperson war wohl ihre fortgesetzte Beziehung mit Herrn Allen.“

Allens Sohn übte scharfe Kritik an Berichterstattung

Damals kritisierte Woody Allens Sohn Ronan Farrow die Berichterstattung über den Vorfall scharf.

Die Medien hätten die Missbrauchsvorwürfe seiner Adoptivschwester Dylan gegen ihren Vater kleingehalten. „Die langsame Entwicklung der Old-School-Medien hat dazu beigetragen, eine Kultur der Straffreiheit und des Schweigens zu schaffen“, schrieb Farrow, der auch als Journalist arbeitet, in einem Gastbeitrag für den „Hollywood Reporter“.

Er fügte hinzu: „Ich glaube meiner Schwester.“ (so/afp/dpa)



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