Blindes Pferd stellt drei Weltrekorde auf – dank der unermüdlichen Liebe seiner Besitzerin

Liebe und Treue auch in schweren Zeiten – das bewiesen Morgan Wagner und ihr Hengst Endo. Das Duo trotzte seinen Krankheiten und zeigte, dass eine Behinderung nicht das Ende ist.
Das Pferd Endo the Blind
Der blinde Endo und seine Besitzerin Morgan Wagner, die unermüdlich an ihn glaubte.Foto: Mit der freundlichen Genehmigung von Endo the Blind
Von 3. August 2024

Ihr Pferd Endo sei ihr bester Freund, erzählt Morgan Wagner, 37, der Epoch Times. Diese enge Bindung war es, die Frauchen und Pferd durch schwere Zeiten hindurch half und es ihnen ermöglichte, nie aufzugeben und Großes zu schaffen.

Ihre Geschichte begann vor 24 Jahren, als Wagners Großmutter ihrer Enkelin, damals 13, erlaubte, ein Pferd aus ihrem Stall auszuwählen. Wagners Wahl fiel auf ein ein Monat altes Appaloosa-Fohlen, das sie Endo taufte. Seitdem sind die beiden unzertrennlich.

Endo war ihr erstes Pferd, erzählt die Reiterin. Damals „wusste sie nicht einmal, wie man einem Pferd ein Halfter anlegt.“ Sie lernten gemeinsam. Reiten und Springen wurden zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.

Das Pferd Endo the Blind als Fohlen.

Endo als Neugeborenes. Foto: Mit der freundlichen Genehmigung von Endo the Blind

Eine bedrückende Diagnose

Als Endo jedoch im Alter von acht Jahren Augenprobleme bekam, war Morgan Wagner überrascht. Denn weder seine Eltern noch seine Großeltern hatten derartige Probleme.

„Ich war wirklich traurig“, erinnert sie sich. „Er hatte tränende Augen. Später diagnostizierte der Tierarzt bei ihm eine Equine rezidivierende Uveitis [eine chronische Augenentzündung] und sagte, er würde irgendwann erblinden. Wir hatten eine schwere Zeit mit den Medikamenten, weil er sich sehr dagegen wehrte, dass ich ihm Augentropfen in die Augen gab […], von den oralen Medikamenten bekam er Magenschmerzen. Seine Lieblingsbeschäftigung ist das Essen, und nicht einmal das wollte er tun“, erzählt die Pferdetrainerin.

Bevor Endos Sehkraft nachließ, wurde bei Wagner die Autoimmunerkrankung Lupus diagnostiziert, die die körpereigenen Organe befällt. Zu dieser Zeit wurde Endo ihr Fels in der Brandung. Während sie sich abmühte, den Stall zu besuchen und irgendetwas zu tun, lernte Endo, sich hinzulegen, damit sie leicht auf ihn steigen konnte. Er lernte auch, seinen Kopf zu senken, wenn man ihm ein Zeichen gab.

Als Endo mit seiner Erkrankung zu kämpfen begann, war Wagner am Zug, sich um ihn zu kümmern. Dabei scheute sie keine Mühen. Als die Ärzte eines von Endos Augen entfernten, bereitete Wagner ihn mit einer Augenbinde darauf vor, mit der völligen Blindheit zurechtzukommen. Sie motivierte ihn, einen kleinen Schritt nach dem anderen zu machen – geführt von ihrer Stimme und getröstet durch ihre Gegenwart. Sechs Monate später verlor er sein zweites Auge und wurde zu Endo the Blind (Endo der Blinde).

Foto: Mit der freundlichen Genehmigung von Endo the Blind

Lernen, mit der Behinderung zu leben

„Er hatte Angst davor, völlig blind zu sein“, erinnert sich seine Besitzerin. „Zuerst wollte er sich nicht führen lassen, er zitterte nur und wollte sich dann nicht mehr bewegen. Also ließen wir es langsam angehen: Zuerst schritten wir im Stall umher und dann in der Reithalle, danach für kurze Zeit draußen, dann kamen längere Spaziergänge.“

Endos Operation verlief reibungslos. Nachdem seine Augen entfernt worden waren, hatte er zudem weniger Schmerzen. Allerdings hatte sein Selbstvertrauen darunter gelitten, weshalb Wagner Dinge finden musste, an denen er arbeiten konnte.

„Ich habe zu Hause viele Trainingsszenarien durchgespielt. Wenn wir also draußen auf [Hindernisse] stießen, war das nur eine weitere Trainingsübung“, sagte sie. Endo hatte sogar Angst, an Wänden vorbeizulaufen. „Er konnte die Ecken spüren […] er hatte Angst, gegen die Wand zu stoßen“, sagte Wagner. Aber als seine anderen Sinne schärfer wurden, verbesserten sich auch die Sinne seiner Reiterin.

Foto: Mit der freundlichen Genehmigung von ABB Photography

„Das dauerte lange“, sagt sie. „Ich muss sehr auf den Untergrund achten … muss ich seinen Schritt anpassen? … Ich bin viel sensibler für Geräusche, ich kann zum Beispiel hören, wie jemand läuft, wenn es draußen kalt ist, weil man den Unterschied hört, den Feuchtigkeitsgehalt im Boden. Er hat mich sehr sensibel für Geräusche gemacht, sodass ich bewusst darauf achten kann, was er hört.“

Jetzt könne sie ihn selbst an neuen Orten loslassen. Er nehme alles wahr und wisse beispielsweise, ob ein Tor offen oder geschlossen sei und wo ein Fenster, eine Mauer oder ein Zaun sei, erklärt Wagner.

Foto: Mit der freundlichen Genehmigung von Michael T. Photography

Mit Hartnäckigkeit und Geduld zum Erfolg

Endo stellte seine neuen Fähigkeiten am 29. Oktober 2022 unter Beweis, als er an den US-Meisterschaften teilnahm und drei Guinness-Weltrekorde aufstellte. Damit bewies er, dass seine Behinderung kein Hindernis mehr darstellt. Er gewann die folgenden Titel: 

  • höchster Freisprung eines blinden Pferdes: 106 Zentimeter,
  • die meisten fliegenden Wechsel eines Pferdes in einer Minute: 39,
  • die schnellste Zeit für ein blindes Pferd, einen Serpentinenpfad um fünf in einer Linie angeordnete Stangen zu laufen: 6,93 Sekunden.

Wagner erzählte mehr über den Prozess des Titelgewinns: „Zuerst war das Springen dran, also musste ich mit ihm daran arbeiten, nicht vor dem Hindernis anzuhalten. Er kann die Hindernisse zu Hause spüren, wir trainieren die Höhe.“ Sie lasse Endo zuerst die Hindernisse mit der Nase berühren, damit er sich merke, wie hoch er springen müsse, so die Pferdetrainerin.

„Als Zweites war die Anzahl der fliegenden Wechsel im Galopp an der Reihe […] er sprang alle zwei Schritte um. Das Letzte war die schnellste Zeit beim Durchlaufen von fünf Stangen. … Wir sind da einmal durchgelaufen und dann war er bereit. Das fiel ihm ziemlich leicht!“

Foto: Mit der freundlichen Genehmigung von ABB Photography

„Eine Behinderung ist nicht das Ende“

Mit Endo begann Wagners Reise auf dem Rücken der Pferde. Heute betreibt sie einen Pferdebauernhof in Eugene, Oregon, im Nordwesten der USA. Dort kümmert sie sich nicht nur um Endo, sondern auch um andere Pferde mit Behinderungen.

Ihr zufolge war Endo eines der schwierigsten Pferde, das sie je trainiert hatte. Aber seine Hartnäckigkeit mache die Bemühungen umso lohnenswerter.

„Er versucht es so lange, bis er die richtige Lösung findet. Dann kann ich ihm sagen: ‚Guter Junge‘, und er versteht, dass er es richtig gemacht hat“, so Wagner weiter. „Ich mag Hürden … ich überlege mir, wie wir etwas zusammen machen können, wie wir über eine Brücke oder einen großen Hügel gehen oder ein starkes Gefälle überwinden. Ich mag es einfach, mit ihm Probleme zu lösen.“

Diese Charaktereigenschaft verschaffte dem blinden Appaloosa eine große Fangemeinde in den sozialen Medien. Heute kann Endo alles tun, was ein sehendes Pferd tun kann. Ferner betrachtet Wagner das „super langsame und vorsichtige“ Pferd als ihr sicherstes.

„Ich könnte einen Vierjährigen auf ihn setzen, der keine Ahnung hat, wie man reitet, und innerhalb von Minuten könnte er ihn lenken und anhalten“, sagte sie. „Er mag es, berühmt zu sein: Jeder streichelt ihn und gibt ihm Leckerlis zu fressen. […] Eine Behinderung ist nicht das Ende“, ist sie überzeugt.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Blind Horse Defies Disability, Sets 3 World Records With the Help of an Owner Who Never Gave Up“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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