Wetter führt Lauterbachs Hitzeschutzplan ad absurdum
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird nicht müde, die Gefahren hoher sommerlicher Temperaturen ins Bewusstsein der Menschen zu drücken.
Gerade erst am vergangenen Freitag, 28. Juli, präsentierte der Rheinländer in Berlin seinen schon vier Wochen zuvor angekündigten „Hitzeschutzplan“ nach französischem Vorbild. Die Ideen umfassen unter anderem Maßnahmen, die Senioren, chronisch Kranken, Schwangeren und Obdachlosen zugutekommen sollen.
Konkret setzt Lauterbach dabei auch auf die Hilfe der öffentlich-rechtlichen Medien, wie der Journalist Norbert Häring auf seinem Blog „Geld und mehr“ anmerkt. In einer Meldung, die unter anderem auch „tagessschau.de“ verbreitet hat, heißt es:
Lauterbach verwies darauf, dass seit dem letzten Treffen bereits die Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verstärkt worden sei. ‚Der Hitzeschutz ist jetzt viel stärker integriert in das Nachrichtengeschehen‘, sagte der Minister.“
Wie so etwas aussehen könnte, dafür lieferte die „Tagesschau“ am 27. Juli einen Beleg: Moderator Jens Riewa leitete die Wettervorhersage mit dem Hinweis ein, dass der Juli 2023 nach UN-Angaben „vermutlich“ der „heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“ sei und die „Welt“ auf einem „heißen Stuhl“ sitze.
In der nachfolgenden Wochenendprognose fallen dann Worte wie „wechselhaft“, „zum Teil kräftiger Regen“ und „ein paar Gewitter“. Die Sonne werde nur „ab und zu“ zum Vorschein kommen. Eine „deutlich wärmere Luft“ sorge erst im Tagesverlauf für „sommerliche Werte“. Die Wetter-Animation dazu zeigt erst ein nahezu flächendeckendes Wolkenband über Mitteleuropa, dann eine rot-gelb eingefärbte Deutschlandkarte mit einer Maximaltemperatur von 27 Grad in der Breisgau-Region. Ausblick: „An dem unbeständigen und nur mäßig warmen Wetter ändert sich in den folgenden Tagen wenig“.
Ist der „Hitzesommer“ schon vorbei?
Die weltweite Durchschnittstemperatur im Juli 2023 lag nach einem Bericht der „ZEIT“ vom 27. Juli „bisher um 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau“ und könne damit „der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“ werden.
In Deutschland zeigte der Juli 2023 im statistischen Durchschnitt nach Informationen von „meteo.plus“ bislang keine größeren Auffälligkeiten: Eine Durchschnittsmarke von 20 Grad Celsius wird demnach wohl nicht mehr erreicht. Seit dem Jahr 2000 war das schon drei Mal der Fall.
Die bislang höchste Temperatur des Jahres 2023 wurde laut „ZEIT“ am 15. Juli mit 38,8 Grad im Kreis Erlangen gemessen. „Die höchste Temperatur, die jemals in Deutschland registriert wurde, ist dagegen noch deutlich höher: Der Deutsche Wetterdienst erfasste am 25. Juli 2019 an den Stationen in Duisburg und Tönisvorst 41,2 Grad Celsius“.
Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach sagt – Stand: 30. Juli 2023– auch für die kommenden zehn Tage unbeständiges, zeitweise windiges und mäßig warmes Wetter voraus.
Schon im Juni 2023 hatte die deutsche Durchschnittstemperatur laut Statista mit 18,5 Grad Celsius praktisch gleichauf mit dem Vorjahresmonat (18,4 Grad) gelegen.
BR-Satire kontert Lauterbach
Die Diskrepanz zwischen medialer Dauerwarnung und der Realität ist offensichtlich auch dem Bayerischen Rundfunk (BR) aufgefallen. In seiner satirischen Sendung „SchleichFernsehen“ bot Helmut Schleich schon am 13. Juli eine Lauterbach-Parodie, in der der vermeintliche BMG-Chef – vor einer Wetterkarte stehend – für einen „Schluckausweis“, für Sirenen und für einen Rückzug in unterirdisch verbundene Luftschutzkeller warb (Video auf YouTube oder in voller Länge in der „ARD Mediathek“).
Auch beim WDR war in der Vormittagssendung „livenachneun“ zwei Wochen später ein kritischer Beitrag zu sehen: Das „nasse“ und „kühle“ Wetter zur besten Hochsommerzeit mache zwar die morgendliche Radstrecke in Richtung TV-Studio zu einem „kleinen Abenteuer“, während dem man sich „Sonnenschein“ herbeiwünsche, aber immerhin sei der Regen „gut für die Natur“ und man brauche den Garten nicht zu gießen.
Ende Juli: Neuschnee am Nebelhorn
Am Nebelhorn habe es zwei Tage zuvor sogar „13 Zentimeter Neuschnee“ gegeben. Mit den Worten „Fühlt sich halt an wie Herbst oder Winter – kann man nix machen“, kommentieren die beiden WDR-Moderatorinnen das nasskalte Wetter.
Dann folgen Bilder geschlossener Badeseen, eine Passantenbefragung und das Statement eines Arztes, der die „Erkältungswelle“ auch mit dem geschwächten Virenschutz als Folge der Corona-Jahre erklärt (Video auf Twitter, ganze Sendung in der „ARD Mediathek“). Die Sendung wurde wie das erwähnte „Tagesschau“-Wetter einen Tag vor Lauterbachs Pressekonferenz zur Hitzeschutzplan-Kampagne ausgestrahlt.
8.000, 4.000 oder 19? Zahl der Hitzetoten in Deutschland unscharf
Auch von den „8.000 Hitzetoten“ des Jahres 2022, von denen Lauterbach laut „Tagesschau“ gesprochen hatte, ist Deutschland offensichtlich 2023 weit entfernt. Von „Mitte April bis Mitte Juli“ seien „etwa 1.500 Menschen an Hitzefolgen“ gestorben, sagte Lauterbach unter Berufung auf das Robert Koch-Institut (RKI), das dem Ministerium bekanntlich unterstellt ist. Die Reduzierung solcher Fälle auf maximal 4.000 wünscht sich Lauterbach in diesem Jahr. Daher auch seine Schutzkampagne.
Das Statistische Bundesamt hatte einen Monat vorher lediglich eingeräumt, dass „Hitze oder Sonnenlicht […] im Durchschnitt der Jahre 2001 bis 2021 zu 1.500 „Krankenhausbehandlungen“ pro Jahr geführt hätten. „Als direkte Todesursache“ hoher Temperaturen seien im jährlichen Durchschnitt aber nur 19 Fälle gezählt worden. Das Problem sei vielmehr „die Kombination aus Hitze und Vorerkrankungen“.
Griechin: seit Kindheitstagen „immer schon gebrannt“
Die Redaktion von „Stern TV“ widmete die Sendung vom 30. Juli dem Süden Europas, wo Waldbrände für vorzeitig abgereiste Touristen gesorgt hatten.
Im Kölner Studio gingen die Meinungen über die Lage auf Rhodos auseinander: Während Moderation, RTL-Wetterexperte Bernd Fuchs und eine deutsche Urlauberin die „immer heftigeren Wetterextreme“ beklagten, erklärte die griechischstämmige RTL-Mitarbeiterin Panagiota Petridou aus eigener Erfahrung: Es habe in ihrer Heimat „immer schon gebrannt“, und 40 oder 42 Grad Celsius seien im griechischen Sommer ohnehin nichts Außergewöhnliches (Video auf „TVNow.de“).
Lauterbach in bella Italia
Im Süden Europas, genauer: in Italien, hatte auch Karl Lauterbach seinen Sommerurlaub verbracht. Bevor er Deutschland verließ, wies er am 9. Juli – illustriert von einer tiefroten Wetterkarte – per Twitter (jetzt X) noch schnell auf eine Hitzewellewarnung des Deutschen Wetterdienstes hin. Über die bereits erwähnten „mehr als 8.000“ „Hitzetodesfälle“ Deutschlands pro Jahr postete er an gleicher Stelle am 11. Juli.
Sein erster Ferientweet vom 13. Juli, in dem er das Ende der Urlaubsreisen-Ära wegen des bald zerstörten „Süden Europas“ ankündigte, rief Andrea Giambruno, den Lebenspartner von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, auf den Plan: Nach Informationen des „RedaktionsNetzwerks Deutschland“ (RND) widersprach Giambruno energisch:
Wenn es dir nicht passt, dann bleib zu Hause.“
Doch Lauterbach harrte in Italien aus und warnte die Menschen in Deutschland abermals vor der heimischen „HITZEWELLE“. Aus der „Basilica di San Francesco“ in Siena und aus einer Kirche in Montepulciano empfahl der Gesundheitsminister per Twitter-Postkarte, Gotteshäuser als „Kälteräume“ zu nutzen.
Zwischendurch erklärte er die nachmittägliche Siesta als „medizinisch sicher für viele Berufe sinnvoll“. Er selbst folgte der Idee, indem er seinen Rom-Ausflug wegen der angekündigten Höchsttemperatur von 40 Grad verschob. Offensichtlich bester Laune und bei 36 Grad schaffte es Lauterbach am 21. Juli aber doch noch zum gut besuchten Trevibrunnen der Ewigen Stadt.
Zwei Tage später nutzte der Sozialdemokrat die Bilder von Touristen, die ihre Hotels wegen der Waldbrand-Rauchschwaden auf Rhodos in Scharen verlassen hatten, um für den „Klimaschutz“ zu werben.
IPCC-Chef: Welt wird auch bei 1,5 Grad mehr nicht untergehen
Unterdessen empfahl Prof. Jim Skea, der neue Chef des Weltklimarates IPCC, weniger Panik, sondern mehr Verstand bei der Beurteilung des „Klimawandels“: „Die Welt wird nicht untergehen, wenn es um mehr als 1,5 Grad wärmer wird“, zitiert ihn die „Bild“ unter Verweis auf das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ (Bezahlschranke). Von einem Aussterben der Menschheit könne nicht die Rede sein, die Bedrohung sei nicht „existenziell“.
Allerdings machte er deutlich: Eine um 1,5 Grad wärmere Erde werde „eine gefährlichere Welt sein“, so der Experte für nachhaltige Energie am Londoner Imperial College, „die Länder werden mit vielen Problemen kämpfen, es wird soziale Spannungen geben“.
Wenn man aber „ständig nur die Botschaft aussendet, dass wir alle dem Untergang geweiht sind, dann lähmt das die Menschen und hält sie davon ab, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um mit dem Klimawandel fertig zu werden“, so Skea.
Die „Technologien und Instrumente, um den Klimawandel einzudämmen, seien vorhanden, sie müssten nur auch angewendet werden“, habe Skea gefordert. Deshalb liege es an jedem Einzelnen, sich zu engagieren. Insbesondere Stadtplaner, Landwirte oder Unternehmen seien gefragt, so Skea nach Informationen der „Berliner Zeitung“. „Bei dieser ganzen Sache geht es um echte Menschen und ihr reales Leben, nicht um wissenschaftliche Abstraktionen“, mahnte Skea mit Blick auf den Modellrechnungscharakter der Prognosen.
Geld für die nötigen Schritte sei genug vorhanden. „Die Herausforderung ist, die Finanzströme an die richtigen Stellen zu bekommen“, so Skea, „wir sind weder hilf- noch hoffnungslos“.
Der nächste große Sachstandsbericht des IPCC wird nach Informationen der „Bild“ wahrscheinlich erst Ende der 2020er-Jahre vorliegen.
Klimawandel „politisches Instrument“?
Bereits 2003 hatte der deutsche Unternehmer und Wirtschaftspublizist Hartmut Bachmann ein Buch vorgelegt, das sich mit den Ursprüngen des Klimathemas auseinandersetzte: In „Die Lüge von der Klimakatastrophe“ (Frieling-Verlag, Berlin) berichtet der Autor von den Anstrengungen des amerikanischen Politikers und späteren Präsidentschaftskandidaten Al Gore, der in den 1980er-Jahren über ein „politisches Instrument“ nachgedacht haben soll, das ihm selbst für lange Zeit viel Geld in die Taschen spülen sollte.
Mithilfe einflussreicher Funktionäre soll es Gore gelungen sein, „eine seitwärts der UNEP agierende neue Organisation, das spätere IPCC, zu schaffen“. Dem noch jungen „Weltklimarat“ hätten Gore und einer seiner Mitstreiter sogleich einen klaren Auftrag erteilt: eine nahende „Klimakatastrophe“ auszurufen und klarzustellen, dass der Mensch die Verantwortung dafür trage.
Im Dezember 1997 ging der „Weltklimabericht“ anlässlich der Weltklimakonferenz in Kyoto an die Delegierten der Industrienationen. Alsbald wurde der Emissionsrechtehandel zum großen Thema der internationalen Politik. Und Al Gore soll Milliarden an Provisionen eingesteckt haben. Der Rest ist Geschichte.
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