Warum private Unternehmer erfolgreicher sind als Wirtschaftsminister

Sanktionen, Gold-Währung, zentral geplante Wirtschaft – was sagt derjenige, der 2008 die Finanzkrise vorhergesagt hat, zur aktuellen Lage?
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New York Stock Exchange. Symbolbild.Foto: Spencer Platt/Getty Images
Von 25. April 2022

Peter Schiff, Ökonom und Wirtschaftskommentator, sagte die globale Finanzkrise zwischen 2007 und 2009 voraus. Wirtschaftsexperte Roman Baudzus fragte ihn am 18. April: Kommt nun die nächste große Krise? Wie sieht er als einer der renommiertesten Kritiker der Geldpolitik der Federal Reserve Bank die aktuelle Lage?

Als Präsident des Finanz- und Investmentunternehmens Euro Pacific Capital Inc. ist Schiff für seine Analysen zur Zukunft der amerikanischen Wirtschaft bekannt. Im Jahr 2010 kandidierte er für einen Sitz im US-Senat, zuvor war er wirtschaftspolitischer Berater von Ron Paul während dessen Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen in den USA 2008.

Sie haben den Ausbruch der globalen Finanz- und Bankenkrise 2008 vorausgesehen. Wann kommt die nächste große Krise? Und wie könnte das aussehen?

Meiner persönlichen Ansicht nach wird eine neue Krise vergleichbarer Art in deren Folgen und Auswirkungen noch schlimmer wüten als zum damaligen Zeitpunkt. Denn dieses Mal würden sowohl Amerikas ausstehende Staatsschulden als auch der US-Dollar selbst in eine solche Krise miteinbezogen.

Und weil sowohl der US-Dollar als auch eine sich abzeichnende Zahlungsfähigkeit der Washingtoner Bundesregierung ins Zentrum einer solchen Krise rücken würden, wird es deshalb auch keine staatlich gewährten Bailouts und Rettungsaktionen mehr geben, um die Finanzmärkte zu stützen.

Ebenso wenig werden Unternehmen vor einem finanziellen Ruin bewahrt oder auflaufende Verluste unter privaten oder staatlichen Investoren oder Gläubigern mit dem Einsatz von Steuergeldern sozialisiert werden.

Seit einigen Monaten ist Inflation das alles beherrschende Thema. Diese Inflation soll nachfragegetrieben, sanktionsgetrieben, durch vorherige Lockdowns, durch eine sich ausweitende Krise der globalen Lieferketten und durch Probleme an den Angebotsmärkten verursacht worden sein. Fällt die jahrelange Nullzinspolitik samt einer massiven Gelderzeugung durch die Federal Reserve und andere Notenbanken dabei nicht fast gänzlich unter den Tisch?

Bei der Inflation handelt es sich um die natürliche Konsequenz aus den Anleihekaufprogrammen der großen Zentralbanken und deren Nullzinspolitik. Aus Sicht der Vereinigten Staaten lässt sich sagen, dass sowohl eine vollkommen fehlgeleitete Fiskalpolitik der Regierung wie auch Geldpolitik der Federal Reserve Bank lediglich einen Katalysator gebildet haben, durch den die zu erwartenden Folgen noch zusätzlich beschleunigt wurden.

Bis vor Kurzem wurde durch die Verantwortlichen bei der Federal Reserve noch die Ansicht vertreten oder die allgemeine Hoffnung genährt, dass es sich lediglich um eine temporäre Inflationsentwicklung handele. Jeder könnte sich fragen: Spricht darüber noch jemand?

Kürzlich hatte Fed-Chef Jerome Powell im Rahmen einer Kongressanhörung gesagt, dass sich neben dem US-Dollar alternative Weltreservewährungen bilden könnten. Was bedeutet das?

Die unmittelbaren Entwicklungen bleiben abzuwarten. Höchstwahrscheinlich wird es Gold sein, das den US-Dollar als primären Reservevermögenswert ersetzen wird. Nimmt jedoch eine andere Währung diese Position ein, muss diese Währung durch Gold gedeckt werden.

Doch falls der US-Dollar seinen Nimbus als Weltreservewährung tatsächlich einbüßen sollte, entweder an eine andere Fiat-Währung oder an Gold, würde eine solche Entwicklung schlimme Folgen für die Wirtschaft, das Finanzsystem und den allgemeinen Lebensstandard in den USA nach sich ziehen.

Falls es zur Einführung einer zentralen, weltweiten Planwirtschaft kommen sollte, wie es manche Kreise anstreben und die Pekinger Regierung bereits am 11. April für ganz China verkündet hat, stünde dann zu erwarten, dass sich ausländische Unternehmen aus China zurückziehen werden?

Keine wirklich zentral geplante Wirtschaft wird jemals zu einer ernsthaften ökonomischen Bedrohung avancieren, weil Zentralplaner die Dinge niemals richtig anpacken. Der ökonomische Erfolg, den China seit seiner Öffnung zu verbuchen wusste und genossen hat, ist marktgetrieben – und wurde nicht durch die Regierung geplant.

Eine Einmischung der Regierung in die Wirtschaft, wie es überall dort der Fall ist, wo so etwas versucht wurde, erwies sich als kontraproduktiv und erreichte nicht die damit verbundenen Ziele.

Blicken wir auf das Weltgeschehen. War es eine weise Entscheidung, die Russische Föderation mit einer Vielzahl von westlichen Finanz- und Wirtschaftssanktionen zu belegen?

Ich glaube das nicht. Die durch den Westen verhängten Sanktionen werden diesen Konflikt wahrscheinlich noch verlängern und drohen schlussendlich nach hinten loszugehen. Russland selbst könnten diese Sanktionen vielleicht sogar helfen. Denn Russland exportiert auch weiterhin Energie und andere wichtige Rohstoffe ins Ausland.

Jetzt haben sich viele dieser global benötigten Rohstoffe im Preis noch einmal teils drastisch verteuert, wodurch auch die daraus generierten Einnahmen des russischen Staates zulegen. Wir (der Westen) treiben Russland und China darüber hinaus auf eine immer stärkere Weise einander in die Arme, was vielleicht auch Indien mit einbezieht.

Gleichzeitig zeigen wir vielen Nationen auf der Welt, warum sie sich vom US-Dollar als Reservewährung wie auch als internationalem Zahlungsmechanismus verabschieden müssen.

Der Außenwert des russischen Rubels hat sich innerhalb der letzten Wochen gegenüber dem US-Dollar enorm erholt. Welche Rolle könnte Gold aus Sicht der durch den Westen sanktionierten russischen Zentralbank zukünftig spielen?

Diese Erholung des russischen Rubels überrascht mich nicht. Vielmehr gehe ich persönlich davon aus, dass der Rubel gegenüber dem US-Dollar im Außenwert noch stärker zulegen wird.  

Eines Tages könnte sich der Rubel tatsächlich an Gold gekoppelt sehen, nämlich dann, wenn die Zentralbank der Russischen Föderation Gold zu einem festgelegten Wechselkurs ankaufen wird, anstelle der sich aktuell selbst auferlegten Verpflichtung nachzukommen, Gold zu einem zuvor festgelegten Rubel-Kurs zu erwerben. Grundlage hierfür würde ferner sein, dass Rubel zu jedem Zeitpunkt in Gold konvertierbar wären.

Inzwischen sind Pläne seitens der Eurasischen Wirtschaftsunion unter Führung Russlands zur Schaffung eines alternativen Finanzsystems auf dem Eurasischen Kontinent bekannt geworden.


Die daraus resultierenden Auswirkungen werden aus der Perspektive aller involvierten Nationen positiv sein. Im Gegensatz dazu werden sich die damit verbundenen Folgen aus Sicht der Vereinigten Staaten als extrem negativ erweisen. 

Denn letztlich werden die USA auf diese Weise dazu gezwungen, im Rahmen ihrer eigenen finanziellen Möglichkeiten zu leben. Es wird dann nicht mehr möglich sein, dauerhaft mehr zu konsumieren, als sich in der Heimat produzieren lässt.

Anders gesagt, der Spielraum für ein permanentes Leben über die eigenen finanziellen Verhältnisse wird zusehends schwinden.  

Ergibt es aus heutiger Sicht eigentlich noch Sinn, Papiervermögenswerte anzuhäufen? Immerhin hat sich die Beschlagnahmung und Einfrierung von Vermögenswerten in letzter Zeit stark beschleunigt. Konfiskation scheint inzwischen zu einer ernsthaften Gefahr für jedermann geworden zu sein.

Wer sowohl die aktuelle wie auch die zukünftige Inflationsentwicklung zugrunde legt, wird bedeutend besser damit fahren, Sachwerte zu akkumulieren. Ich bin der Ansicht, dass diese Sachwerte auch anhand von börsengehandelten Unternehmen, sprich in Form von Aktien, gehalten werden können. 

Es sollte nur darauf geachtet werden, nicht zu viel für diese Anteile zu bezahlen. Halter von Papierdarlehen blicken enormen Realverlusten ins Auge, was selbst dann gilt, falls die ausstehenden Papierdarlehen durch deren Gläubiger gänzlich zurückbezahlt werden.

Erweisen sich außerhalb des Bankensystems gehaltene Rohstoffe wie Gold, Silber oder andere Metalle als ein ausreichend guter Schutz gegen solche Entwicklungen?

Ja, definitiv. Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um ein diversifiziertes Anlageportfolio handelt, wie wir es beispielsweise bei Euro Pacific Asset Management für unseren Kunden tun. 

Worin sehen Sie die Gründe, weshalb private Unternehmer, Entrepreneure und/oder Investoren erfolgreicher als staatliche Wirtschaftsminister oder staatliche Behörden agieren?

Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: weil deren Entscheidungen einerseits durch die vorherrschenden Marktkräfte und andererseits auf Basis des Profitmotivs bestimmt und geleitet werden.

Hinzu kommt, dass private Akteure die finanziellen Konsequenzen aus ihren zuvor getroffenen Entscheidungen und vermeintlich gemachten Fehlern für gewöhnlich selbst tragen, was mit Blick auf staatliche Akteure nicht der Fall ist.

Meine letzte Frage nimmt Bezug auf Gerüchte, die sich um ein mögliches Ableben der Welthandelsorganisation (WTO) drehen. Ist an diesen Gerüchten etwas dran?

Das kann ich ehrlich gesagt zum aktuellen Zeitpunkt nicht beantworten. Ich weiß es nicht. Aus persönlicher Sicht befürworte ich allerdings den freien Handel.

Wir benötigen keine Eingriffe und Interventionen des Staates, um weltweiten Freihandel zu betreiben. Wir brauchen einfach nur Regierungen, die damit aufhören, uns in die Quere zu kommen.



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