Syrer gegen Libanesen: Clan-Krieg in ganz Deutschland droht
„Es ist nicht hinnehmbar, wenn sich Männerhorden zusammenrotten und teils sogar bewaffnen, um andere einzuschüchtern oder anzugreifen“, erklärte Herbert Reul, CDU-Politiker und Innenminister des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen dieser Tage der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Doch was, wenn das die Clans nicht interessiert?
Nach Massenschlägereien zwischen rivalisierenden Großfamilien in Castrop-Rauxel und Essen droht ein Clankrieg in ganz Deutschland. Abseits von Essen und Castrop-Rauxel kam es am Samstag bereits in Gelsenkirchen zu einer weiteren Mobilisierung von rund 80 Personen.
Reul sprach von einer „Pulverfassmentalität“ und zog eine Bilanz der letzten Tage: 700 beteiligte Polizeibeamte, 462 Personenkontrollen, 76 Fahrzeugkontrollen, 141 beschlagnahmte Gegenstände, darunter eine Maschinenpistole und 43 Messer. 41 Mal kurzfristiger Gewahrsam, aber nur zwei Festnahmen.
Der Kampf der Paten hat begonnen
Ein Beteiligter, ein Libanese, habe gegenüber der „Bild“ bereits erklärt: „Die Syrer haben es immer schlimmer gemacht. Wir können uns das nicht bieten lassen. Einer unserer Paten hat per WhatsApp aufgerufen, den Syrern endgültig klarzumachen, wer das Sagen hat und wie brutal wir sein können.“
Die Zeitung berichtet auch von einem martialischen Video vermummter Syrer mit Knüppeln und Messern, das vor wenigen Tagen im Internet aufgetaucht sei. Sie drohten, das Restaurant des libanesischen Paten zu stürmen. Daraufhin hätten sich binnen Minuten mehr als 500 Libanesen zusammengerottet, um durch die Essener Innenstadt zu ziehen.
Ein erfahrener Polizist gestand der Zeitung in jener Nacht: „Wir können die gar nicht alle festsetzen, nur die direkte Konfrontation verhindern. Obwohl wir schon alles an Kräften zusammengezogen haben, reicht es nicht, um alle zu kontrollieren. Es sind einfach zu viele, zu aggressiv.“
Auch am Samstag gab es dann ein Syrer-Video. Ein Vermummter erklärte den Libanesen, dass sie nicht wüssten, dass sie sich „mit Leuten aus Deir ez-Zor angelegt haben“, einer den „Bild“-Angaben für seine brutalen Clans bekannte Großstadt in Syrien.
Die Reporter erinnern daran, dass die syrischen Clanmitglieder den Bürgerkrieg kennen und auch nicht vor Mord zurückschrecken. Ein weiterer Syrer rufe zu einem Aufeinandertreffen am Bahnhof in Essen auf: „Dann werden wir Rache nehmen. Wenn wir das morgen nicht erledigen, kommen wir nochmal.“
Nun, so schreibt die Zeitung, kämen Syrer und Libanesen aus ganz Deutschland in Essen zusammen. Und immer noch erklärt Innenminister Herbert Reul zuversichtlich: „Bei uns gilt das Recht des Staates und nicht das Recht der Familie.“
Ein Polizeisprecher erklärte gegenüber dem Blatt: „Offenbar geht es den Gruppen regelrecht um die Vormacht auf der Straße.“ Man werde alles dafür tun, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, versicherte der Beamte.
Am Anfang: Eine Massenschlägerei in Castrop-Rauxel
Vielleicht begann alles mit einem Vorfall am Dienstag zwischen etwa zehn einander bekannten Personen am Dienstag in der Wartburgstraße in Castrop-Rauxel, rund 30 Kilometer nordöstlich von Essen. Hierbei wurde eine junge Frau (21) schwer verletzt. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht, ebenso wie ein verletzter 14-Jähriger.
Bereits am Donnerstagnachmittag knallte es wieder auf der Wartburgstraße. Diesmal gingen bis zu 30 Personen aufeinander los, teils mit Baseballschlägern, Messern und Schlagstöcken, wie Andreas Resch, Sprecher der Polizeidirektion Recklinghausen, schilderte. Es gab mehrere Verletzte, darunter mindestens sieben Schwerverletzte. „Ein 23-Jähriger erlitt lebensgefährliche Stichverletzungen und musste notoperiert werden“, so Resch. Die Polizei war mit einem Großaufgebot und einem Hubschrauber im Einsatz. Eine 19-köpfige Mordkommission wurde gebildet.
Am Samstag meldeten Zeugen dann in der an die Wartburgstraße angrenzende Wittener Straße eine größere Personenansammlung mit Zusammenhang zur Massenschlägerei vom Vortag. Die Polizei rückte „mit starken Kräften“ und einem Hubschrauber an. „Insgesamt wurden 116 Personen überprüft und 24 Fahrzeuge durchsucht. Dabei wurden mehrere gefährliche Gegenstände sichergestellt – darunter Messer und Macheten sowie eine Schusswaffe“, heißt es in einer Polizeimeldung. Für die nächsten Tage wurde eine starke Polizeipräsenz angekündigt.
Essen: Bevölkerung wütend und verunsichert
Die WAZ berichtet von „tumultartigen Ereignissen“ am Freitagabend in der Essener Innenstadt und ganzen Straßen und Plätzen, die flächendeckend „in zuckendes Blaulicht der Einsatzfahrzeuge getaucht waren“. Man berichtete sogar von einer Situation, „die phasenweise an bürgerkriegsähnliche Zustände“ erinnert habe.
Deutlich milder war die Beschreibung der Polizei. Hier war lediglich von „gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen größeren Personengruppen mit syrischer und libanesischer Nationalität“ die Rede und von mehreren Verletzten, auch Polizisten.
Welches Ausmaß die Ereignisse in Essen hatten, kann man einem Bericht des WDR entnehmen. Demnach gab es keine Festnahmen vor Ort. Doch nicht, weil alle friedlich waren, sondern weil laut Polizei die Versorgung der Verletzten Vorrang gehabt habe.
Befragte Passanten äußerten sich angesichts der Zustände in ihrer Stadt: „Du packst dich nur noch an die Birne. Was da los ist. Was die sich hier erlauben“, sagte eine Frau zu den Reportern. Ein Mann versicherte, dass er ab 20 Uhr nicht mehr aus dem Haus gehe, „also nicht hier in die Stadt“.
Ein Kampf wie gegen die Mafia
Beteiligte hätten anonym zu den Reportern davon gesprochen, dass es bereits „Verhandlungen“ gebe. Der Polizei ist ein Treffen in einer Moschee am Sonntag bekannt geworden. Man überprüfte den Fall und Clanexperte Ralph Gadban bestätigte, dass sich dort 150 Personen von den beiden Parteien getroffen hätten. Eine Einigung sei jedoch nicht erfolgt, nur eine vorübergehende Konfliktvermeidung sei beschlossen worden, um die Situation zu beruhigen. Das sei jedoch „kein Waffenstillstand“, so der Experte.
Die Polizei vermutet hinter dem Treffen einen Fall von Paralleljustiz: „Als Polizei dulden wir keine Paralleljustiz und lehnen den Einsatz möglicher sogenannter Friedensrichter kategorisch ab“, heißt es vonseiten der Exekutivbehörde. Durch den Einsatz von „Friedensrichtern“ werde der Rechtsstaat „wissentlich missachtet“. Das erschwere die Ermittlungsverfahren massiv und spiele zudem für weitere Ermittlungs- und Strafverfahren der Behörden keine Rolle.
Angesichts dieser Zustände rät Oliver Huth, Landesvorsitzender NRW beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), zu einer Herangehensweise wie gegen die italienische Mafia. Das sei „alles Holz vom gleichen Stamm“ und die italienischen Strafverfolgungsbehörden würden zeigen, wie es gehe: „mit intensiven verdeckten Ermittlungen gegen die Rädelsführer dieser Familien“. Das brauche man in diesem Fall auch.
Großeinsatz mit Hunden und Hubschrauber
Nach einem Notruf gegen 21:30 Uhr wurden Schlägereien zwischen den Gruppen „an wechselnden Örtlichkeiten in der Innenstadt“ gemeldet. „Die Polizei war schnell mit starken Kräften vor Ort und konnte die Auseinandersetzungen, unter anderem mit Unterstützung der Hundertschaft, eines Hubschraubers und Diensthunden, eindämmen. Zudem waren auch Kräfte anderer Behörden zur Unterstützung im Einsatz“, schilderte ein Polizeisprecher den Umfang des Großeinsatzes. Die Einsatzkräfte nahmen von über 100 Personen die Personalien auf und stellten Hieb- und Stichwaffen sowie Baseballschläger sicher.
Im weiteren Verlauf zeigte die Polizei starke Präsenz im Stadtgebiet, um ein erneutes Aufflammen der Kämpfe zu verhindern. Der Bevölkerung wurde geraten, den Notruf zu tätigen, „wenn sich plötzlich Personen oder Gruppen zusammenrotten und eine emotional aufgebrachte Stimmung wahrnehmbar ist“.
Die Polizei rief Zeugen dazu auf, sich unter der Telefonnummer 0201 / 829 – 0 zu melden. Auch wurde um Foto- und Videomaterial im Zusammenhang mit den Ausschreitungen gebeten. „Da wir nicht überall gleichzeitig im Stadtgebiet sein können, sind auch Sie unsere Augen und Ohren“, erklärt die Polizei. Die Behörden wandten sich auch an die „Mitglieder der syrischen und libanesischen Community“ in der Hoffnung auf Unterstützung: „Wir wissen, dass der Großteil von Ihnen dieses Verhalten nicht toleriert.“ Möglichen Hinweisgebern sicherte man die Anonymität des Hinweisportals zu.
Massive Polizeipräsenz und zahlreiche Kontrollen
Dass es sich bei den Auseinandersetzungen nicht nur um einen kurzzeitig eskalierten Streit zwischen hitzköpfigen Arabern in einer heißen Juninacht handelte, zeigten die folgenden Ereignisse.
Auch am 17. Juni wurden im Tagesverlauf „immer wieder größere Personengruppen an unterschiedlichen Örtlichkeiten angetroffen und überprüft“, wobei von den Polizisten Messer und Schlagwerkzeuge sichergestellt wurden.
Am 19. Juni informierte die Sicherheitsbehörde über die Lage am vorausgegangenen Wochenende: „Wir, die Polizei Essen, haben das gesamte Wochenende verstärkt Präsenz gezeigt und Personenkontrollen durchgeführt. Es kam zu keinen weiteren Auseinandersetzungen.“
Man versuchte, jegliche Konfrontation zwischen den Clans im Keim zu ersticken. Offenbar ließ sich dies jedoch nur durch die massive Polizeipräsenz und zahlreiche Kontrollen sichern. Dutzende Autos und mehr als 250 Personen seien am Wochenende diesbezüglich kontrolliert worden, hieß es dazu.
Nicht ohne Grund: „Hierbei wurden mehrere Messer, ein Reizstoffsprühgerät, Schlagwerkzeuge wie Baseballschläger, Eisenstangen und mit Nägeln bespickte Dachlatten sowie eine Anscheinswaffe sichergestellt.“ Zudem wurden mehrere Strafverfahren eingeleitet, wegen „schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Verstößen gegen das Waffengesetz“ und anderen Delikten.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion