Steigende Lebenshaltungskosten bleiben größte Sorge

Langzeitstudie als Sorgenbarometer der Deutschen: Die Top drei der aktuellen Ängste der Deutschen sind höhere Lebenshaltungskosten durch die anhaltende Inflation, Migration und ihre Folgen sowie unbezahlbare Mieten. Die Ängste haben ein West-Ost-Gefälle: Während im Westen die Sorgen um das Materielle am größten sind, ist im Osten das größte Angstthema Migration, hier besteht auch wesentlich weniger Vertrauen in die Politik.
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Höhere Mieten, Migration, Lebenshaltungskosten – eine Langzeitstudie beleuchtet die größten Sorgen der Deutschen.Foto: iStock / Wavebreakmedia
Von 12. Oktober 2024

Die Angst vor weiter steigenden Lebenshaltungskosten führt das Ranking der aktuellen größten Sorgen der Deutschen an. Zum dritten Mal in Folge landet die Furcht vor den finanziellen Belastungen durch die Inflation mit 57 Prozent auf Platz eins im Ängste-Ranking, das seit 1992 von der R+V-Versicherung herausgegeben wird.

Die Angststudie als Zustand der Gesellschaft in Zahlen

In der Dauer-Studie werden 2.400 Menschen nach ihren größten Sorgen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit befragt. Insofern können die jährlich herausgegebenen Ergebnisse der Erhebung ein Indikator sein, wie es um den Zustand der Gesellschaft steht – sie zeigen die Dauerbrenner-Themen auf.

Zwei Themenstränge dominieren in diesem Jahr das Ranking der Studie: finanzielle Ängste und die Folgen von Migration. Neben der Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten auf Spitzenposition steht auf Platz drei ein weiteres finanzielles Thema für mehr als die Hälfte der Bevölkerung (52 Prozent): die Angst, dass Wohnen in Deutschland unbezahlbar wird. Auch vor Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen fürchtet sich die Hälfte der Deutschen.

Migration und gesellschaftliche Spannungen

Ein weiteres zentrales Sorgenthema ist die Angst vor einer Überforderung des Staates durch Migration. Das Thema ist in 2024 auf Platz zwei im Angst-Ranking gelandet. 2023 lag es noch auf Platz vier.

56 Prozent der Deutschen äußerten Migration als eine ihrer größten Sorgen. Ein Wert, der in Ostdeutschland mit 60 Prozent sogar noch höher liegt und damit dort die größte Angst ist. Im Westen liegt dieser Wert bei 55 Prozent. In Ostdeutschland gibt es zudem ein stärkeres Gefühl, ungleich behandelt zu werden, was die Skepsis gegen ungebremste Migration möglicherweise verstärkt.

Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) glaubt, dass es durch den weiteren Zuzug aus dem Ausland zu Spannungen innerhalb der Gesellschaft kommt. Das ist Platz vier der aktuellen Untersuchung – im Vorjahr war es mit 47 Prozent noch auf Platz zwölf.

Das Thema spiegelt sich in der öffentlichen Diskussion über die Aufnahme von Geflüchteten wider, die seit dem Ukraine-Krieg und den Krisen im Nahen Osten noch einmal zugenommen hat. Auch die nicht mehr zu unterdrückende Debatte über illegale Migration angesichts des zunehmenden Bekanntwerdens von Messerdelikten spiegelt sich in diesen Zahlen wider.

Anstieg der Sorgen vor politischem Extremismus und Terrorismus

Die aufgeheizte gesellschaftspolitische Debatte über Migration spiegelt sich auch in den in den letzten Jahren am schnellsten wachsenden Ängsten 2024 wider: die Furcht vor politischem Extremismus.

46 Prozent der Befragten äußerten dies – ein Anstieg um 8 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Das betrifft insbesondere den islamistischen Terrorismus, mit 48 Prozent in der Befragung.

Ereignisse wie der tödliche Angriff auf einen Polizisten in Mannheim könnten diese Ängste zusätzlich befeuern, ebenso wie die das zunehmende Bekanntwerden von sogenannten Messerdelikten. Aber auch die Angst vor Rechtsextremismus ist ein Thema (38 Prozent), die deutlich vor Linksextremismus mit lediglich sieben Prozent liegt. Auch eine allgemeine Terrorangst hat mit 43 Prozent einen deutlichen Anstieg erfahren.

Erstmals im Ranking aufgetaucht ist als Angstthema „Künstliche Intelligenz“.

Regionale Unterschiede: Ost und West

Im Ost-West-Vergleich zeigen sich Unterschiede in den Sorgen der Bevölkerung. Während in Westdeutschland die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten dominiert, belegt in Ostdeutschland Ängste im Zusammenhang mit Migration den Spitzenplatz.

Deutlich geringer als im Westen ist im Osten das Vertrauen in die Politik: Die zweitgrößte Angst im Osten ist, dass die Politiker von ihren Aufgaben nicht gewachsen sind – Im Ost-West-Vergleich rangiert im Westen diese Furcht auf Platz neun, ganze neun Prozentpunkte hinter dem Osten.

Politik durch schlechte Note versetzungsgefährdet?

In der Erhebung wurden auch diejenigen adressiert, denen möglicherweise eine Mitverantwortung an der gesellschaftlichen Entwicklung und den damit verbundenen Ängsten zugeschrieben wird:

Die Regierung ebenso wie die Opposition wurden von den Befragten im Notensystem bewertet. Im Jahreszeugnis erhalten die Politiker im Schnitt eine 4,0 (2023: 3,9). Wobei 66 Prozent der Befragten die Note 4 oder schlechter vergaben und lediglich 0,1 Prozent der Politik ein „Sehr gut“ erteilten.

Hier geht es zu den Ergebnissen der Studie.



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