Dramatisches Hochschulsterben in den USA: Warum immer mehr Colleges schließen

In den USA nimmt die Schließung von Colleges und Universitäten besorgniserregende Ausmaße an. Bereits von 2004 bis 2022 wurden 861 Hochschulen und fast 10.000 Institutsgebäude geschlossen. Seither hat sich die Entwicklung noch weiter beschleunigt.
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Robert F. Smith, Unternehmer aus den USA, verkündete 2019 die Übernahme von Studentenkrediten.Foto: Steve Schaefer/dpa
Von 29. September 2024

In den USA findet zunehmend eine tiefgreifende Flurbereinigung im Hochschulwesen statt. Die Entwicklung hat bereits 2004 begonnen. Untersuchungen zufolge hatten in der Zeit zwischen 2004 und 2022 nicht weniger als 861 Colleges und 9.499 Institutsgebäude geschlossen. Seit 2015 habe sich die Geschwindigkeit des Verschwindens akademischer Einrichtungen auf ein College pro Woche beschleunigt.

Im Jahr 2023 waren es dann gar 99 Hochschulen, die dem National Center for Education Statistics zufolge ihre Tore dauerhaft schlossen. Wie die englischsprachige Epoch Times berichtet, befinden sich darunter sogenannte Community Colleges ebenso wie vierjährige Universitäten. Es konnten sich einige Einrichtungen 2022 nach der Corona-Pandemie noch durch eine Ausweitung der Online-Angebote den Weiterbestand sichern. Als dauerhaft erfolgreich erwies sich dieser Plan B jedoch nicht.

Auch in diesem Jahr werden in den USA mindestens 99 Colleges schließen

Betroffen sind häufig kleinere, private oder gemeinnützige Hochschulen, die zum Teil auf eine Tradition von mehr als 100 Jahren zurückblicken können. So etwa das Cazenovia College in New York, das 1824 gegründet wurde, oder das Notre Dame College in Cleveland, Ohio. In besonderer Weise betroffen sind dabei kleine, private und wohngebundene Liberal Arts Colleges, also Hochschulen für Geisteswissenschaften. Sie sind auf Vollzeitstudenten angewiesen.

Gary Stocker vom Datenanalysedienst College Viability spricht von einem dramatischen Rückgang der Studentenzahlen. Landesweit könne man mittlerweile davon ausgehen, dass bis zu zwei Millionen Studienplätze nicht besetzt sind. Und das, obwohl ohnehin im Laufe der vergangenen zehn Jahre die Zahl der Studenten in den USA um eine Million gesunken war.

Stocker geht davon aus, dass die Zahl von 99 geschlossenen Colleges auch im laufenden Jahr erreicht werde. In vielen Fällen machten erst nur Gerüchte über finanzielle Engpässe von Einrichtungen die Runde. Häufig würde dann relativ kurzfristig die Schließung verkündet. Von den etwa 500.000 Studenten, die zuletzt davon betroffen waren, hätten sich weniger als die Hälfte anderswo eingeschrieben.

Geburtenrückgang, Affirmative Action, Antisemitismus – und eine Auslobung von Peter Thiel

Zu den Gründen für das Hochschulsterben in den USA zählt der Experte unter anderem hohe Studiengebühren und Veränderungen am Arbeitsmarkt. Dazu kommen sinkende Geburtenraten, die dafür sorgen, dass es immer weniger Highschool-Absolventen gibt, die überhaupt potenziell Colleges besuchen könnten.

Neben diesen Faktoren tragen auch politische Entwicklungen auf gesamtstaatlicher Ebene dazu bei, dass sich immer weniger junge Menschen an Hochschulen einschreiben. So soll das vom Supreme Court durchgesetzte Ende der sogenannten Affirmative Action ein Faktor sein, der vor allem die Studienbereitschaft in Minderheitencommunitys senkt.

Gleichzeitig sinkt das Image höherer Bildung – unter anderem aufgrund von Skandalen an größeren Universitäten wie zuletzt jenen um Besetzungen durch propalästinensische Gruppen und antisemitische Vorfälle. Immer mehr Menschen zweifeln den Mehrwert teurer Collegeausbildungen an. Investor Peter Thiel unterhält gar ein Angebot an Highschool-Absolventen, an die er jährlich 100.000 US-Dollar auslobt, wenn diese, statt zu studieren, ein Unternehmen gründen.

Erste Colleges werben mit Kampfpreisen

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, senken manche Einrichtungen ihre jährlichen Studiengebühren. Das Hartwick College beispielsweise verlangte bisher 50.000 US-Dollar als Standardstudiengebühren. Diese werden ab 2025/26 auf 22.000 US-Dollar sinken. Allerdings werden zusätzlich noch 16.000 US-Dollar für Unterkunft und Verpflegung erhoben, während es Ansprüche auf Stipendien von bis zu 10.000 US-Dollar für die Eingeschriebenen gibt.

Fitch Ratings prognostiziert, dass öffentliche Universitäten in den US-Bundesstaaten Pennsylvania, Ohio, Georgia und Texas ebenfalls finanzielle Schwierigkeiten haben könnten. Auch dies werde voraussichtlich zu weiteren Konsolidierungen oder Schließungen beitragen.

Besonders schließungsgefährdet sind Colleges mit geringem Stiftungsvermögen, die nicht genug finanzielle Sicherheit bieten können, um sinkende Einschreibungen und steigende Betriebskosten auszugleichen. Dies wird durch die verspätete Freigabe von Finanzhilfen und die allgemeine wirtschaftliche Lage verschärft.

Viele amerikanische Studenten sind zudem auf finanzielle Unterstützung angewiesen, die durch das Free Application for Federal Student Aid (FAFSA) bestimmt wird. Diese Unterstützung umfasst Stipendien, Arbeitsprogramme und Darlehen.



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