Dr. Löffler: Mitochondrien und ihre zentrale Bedeutung für den gesamten Zellstoffwechsel
Dr. Christopher Palmer, Assistenzprofessor für Psychiatrie an der Harvard University, hat jahrelang den Zusammenhang zwischen psychischen Erkrankungen und mitochondrialer Dysfunktion untersucht. Kürzlich veröffentlichte er die Hypothese, dass Mitochondrien als Bestandteil unserer Zellen eine Rolle bei psychischen Erkrankungen spielen und sie durch gezielte Ernährungsstrategien geheilt werden können.
Wir sprachen daraufhin in Berlin mit Dr. med. Dipl.-biol. Bernd-Michael Löffler. Er ist Arzt für präventive und mitochondriale Medizin, Institutsgründer, Buchautor und Vortragsreferent. Bevor er mit der Gründung einer Beratungsfirma, zweier Institute und einer Berliner Privatpraxis eigene Wege ging, war er mehrere Jahre Vizedirektor des umsatzstärksten Pharmaunternehmens F. Hoffmann-La Roche.
Herr Löffler, sind Sie überrascht über die Erkenntnisse von Dr. Christopher Palmer?
Ich bin darüber überhaupt nicht verwundert. Ich bin höchstens darüber verwundert, dass so viele Leute darüber verwundert sind. Schaut man sich die Zahl an medizinischen Publikationen zum Thema Mitochondrien und psychische Erkrankungen an, wird klar, dass die Erkenntnisse von Dr. Christopher Palmer nichts Besonderes sind.
Aus meiner Sicht ist eigentlich nur besonders, dass die Schulmedizin zum ersten Mal darauf gestoßen wird, dass eine rein pharmakologische Therapie, die symptomatologisch ist, nicht zum Erfolg führt.
Was für eine Bedeutung haben die Mitochondrien für den menschlichen Körper und die Gesundheit?
Die Mitochondrien sind nicht nur, was immer wieder in den Vordergrund gestellt wird, die „Atomkraftwerke“ unserer Zellen, sondern die Mitochondrien machen auch den ganzen komplexen Lipidstoffwechsel. Sie sind wichtig für den Gehirnstoffwechsel. Mitochondrien produzieren zudem unsere Steroidhormone, Testosteron, Östrogen und sind ganz wesentlich am Aminosäuren-Stoffwechsel beteiligt.
Also, die Mitochondrien stehen im Zentrum unseres gesamten Zellstoffwechsels. Somit ist vollkommen klar, dass, wenn das Zentrum nicht mehr funktioniert, auch der Rest nicht mehr funktioniert.
Kann man Mitochondrien untersuchen?
Man kann zum Beispiel die Anzahl der Mitochondrien messen und auch ihren Zustand feststellen. Die Anzahl ist sehr unterschiedlich. Die höchste Anzahl von Mitochondrien haben sie in einer Eizelle. Wenn sie dann mit einer Spermazelle fundiert, dann entsteht ein neues Leben. Deswegen haben sie dort die höchste Mitochondrienzahl, die sie in einer Körperzelle finden können.
Im Herz ist die Mitochondrienzahl sehr hoch, weil das Herz einfach ständig damit beschäftigt ist, uns am Leben zu halten. Dafür braucht es extrem viel Energie. In einer Zelle, die hingegen einfach nur dafür da ist, Fett zu speichern, ist die Anzahl von Mitochondrien am niedrigsten. Zudem sind die Mitochondrien teilweise auch noch funktionsspezifisch unterschiedlich. Also Mitochondrien, die zum Beispiel Steroidhormone produzieren, sehen im Elektronenmikroskop ganz anders aus als Mitochondrien, die das nicht tun.
Dieses Wissen haben wir seit mindestens 50 Jahren. Somit wissen wir mindestens seit der Zeit, dass eine Zelle nur gut funktioniert, wenn die Mitochondrien gut funktionieren. Und Mitochondrien brauchen, um gut zu funktionieren, Mineralstoffe, Vitamine und bestimmte Aminosäuren, also alles Dinge, die der Körper teilweise nicht selbst herstellen kann, sondern die wir zuführen müssen.
Diese Stoffe müssen wir mit unserer Nahrung zu uns nehmen. Wenn alle diese Dinge nur mangelhaft im Körper vorhanden sind, weil wir eine moderne Ernährung haben, die darauf keine Rücksicht nimmt, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir chronisch krank werden.
Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln oder auch die Zahl an verschiedenen Ernährungsweisen und Ratschlägen dazu ist riesig. Woran kann sich ein Mensch denn nun orientieren?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Wenn Sie heute ins Internet gehen, dann finden Sie ein unüberschaubares Angebot. Ein Großteil dieses Angebotes ist sicherlich nicht werthaltig. Es gibt ganz viele Nahrungsergänzungsmittel, von denen ich abraten würde. Und es gibt unheimlich viele verschiedene Ernährungsphilosophien und Strategien, die heute aus allen möglichen Gründen propagiert werden.
Sie findet man häufig im Internet, weil man damit Geschäfte machen kann, aber auch weil schon seit mindestens 30 Jahren unsere Schulmedizin versagt. Daraus entsteht eine Orientierungslosigkeit beim Verbraucher.
Gibt es denn nichts Konkretes, was Sie raten können?
Ich habe zunehmend Patienten, die selbst auf die Idee gekommen sind, Vitamin B zu nehmen. Dies ist zumindest mal besser als nichts zu tun. Andere nehmen Selen zu sich, denn der Selenmangel breitet sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit der letzten Eiszeit aus. Man könnte dagegen was tun und sie unseren Düngemitteln beifügen, wie es in Amerika gemacht wird. In vielen Ländern der Welt wird Selenmangel als ein entscheidender Faktor für chronische Erkrankungen gesehen.
Dann haben wir das große Thema Vitamin C, das ganz viel mit oxidativem Stress zu tun hat. Mitochondrien-Dysfunktionen haben auch ganz viel mit oxidativem Stress zu tun. Also wäre es eine gute Idee, Vitamin C zu nehmen. Eine Giraffe im Berliner Zoo, bekommt eine Vitamin-C-Infusion, damit sie nicht so dusselig in die Landschaft guckt, wenn die Besucher kommen.
In unserer modernen Ernährungslandschaft ist von Vitamin C in unseren Lebensmitteln nicht mehr viel zu sehen, weil fast alles industriell produziert ist. Es sieht gut aus, hat aber keinen Inhalt mehr. Auch kann man lesen, dass wir nicht mit genügend B-Vitaminen versorgt sind. Also jeder, der auf die Idee kommt, sich mit B-Vitaminen zu versorgen, macht damit sicherlich keinen Fehler, weil die angebotenen Präparate meistens noch unterdosiert sind, bezogen auf das, was wir eigentlich brauchen.
Wenn man jedoch genauer wissen will, woran es im Körper mangelt, muss man individuelle Messungen durchführen lassen. Das ist das, was ich von morgens bis abends bei meinen Patienten mache. Man kann nicht einfach mit der großen Schöpfkelle allen dasselbe geben und dann meinen, man hätte damit etwas erreicht.
Wenn Sie was ändern wollen, kann es auch ein erster Schritt sein, sich regional und saisonal zu ernähren. Also das heißt Erdbeeren zu essen, wenn es deutsche Erdbeeren gibt, wie auch Brombeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und so weiter. Die sind übrigens alle arm an Zucker. Dies gilt nicht nur für Obst. Damit bekommt man nicht nur bessere, qualitativ viel hochwertigeren Produkte, sondern unterstützt auch die regionale Landwirtschaft und diejenigen, die noch vernünftige Produkte produzieren. Von dem zuckerreich hochgezüchteten Industrie-Überssee-Obst rate ich ab.
Können Sie was zur ketogenen Diät sagen, das war ja der Ausgangspunkt bei Dr. Palmer. Sein Patient hatte Übergewicht und er stellte daher die Ernährung seines Patienten um. Dies wirkte sich positiv auf die Psyche aus, weil dadurch offenbar die Mitochondrien besser arbeiten konnten.
Das haben Sie richtig verstanden. Die ketogene Ernährung ist jedoch nichts Neues. Sie basiert auf Forschungsergebnissen aus dem Jahr 1924. Sie geht davon aus, dass eine Ernährung oft zu kohlenhydratreich oder – etwas einfacher ausgedrückt – zu zuckerreich ist und daher zu vielen chronischen Erkrankungen führt.
Dazu gehören nicht nur Funktionsdefizite des Gehirns, sondern auch Typ-2-Diabetes, Arteriosklerose und anderes. Unsere Nahrungsmittelindustrie hat jedoch kein Interesse daran, dass weniger Zucker konsumiert wird und wir zu einer gesünderen Ernährung zurückkehren – im Gegenteil.
Ketogene Diät ist aus meiner Sicht überhaupt nichts Wundersames und kann nicht nur bei einer Dysfunktion eingesetzt werden, sondern auch bei Krebs. Denn Krebs hat mit einem Überangebot an Kohlenhydraten zu tun. Die allermeisten Krebsformen, also die soliden Gewebe-Tumore wie Brustkrebs, Darmkrebs, Lungenkrebs und auch alle Hirntumore sind Zellen, die einen nicht mehr funktionierenden Zuckerstoffwechsel haben.
Hier fallen die nicht blutständigen Tumore wie Leukosen raus. Diese Tumorzellen im Gewebe benötigen im Schnitt 24-mal so viel Zucker für ihre Existenz wie normale Zellen. Diese Erkenntnis kommt aus dem Jahr 1924. Nimmt man den Tumorzellen praktisch den Zucker weg, indem man auf eine ketogene Ernährung umschwenkt, macht man diesen krankhaften Zellen das Leben sehr viel schwerer.
Damit erhöht man die Überlebenschancen des Patienten, der an solch einem Tumor erkrankt ist. Aber das findet in der praktizierten Medizin von heute überhaupt keine Berücksichtigung.
Weil man mit kranken Menschen mehr Geld verdienen kann als mit gesunden oder was steht dahinter?
Es hat meiner Meinung nach ganz viel mit der heutigen Medizinausbildung zu tun. Dinge, die nicht in unser pharmakophores Konzept reinpassen, bleiben in der Ausbildung außen vor. Biochemie müsste wieder Inhalt an den Universitäten sein, und ernst genommen werden.
Außerdem gibt es das Problem mit Paradigmen, also Glaubenssätzen. Diese beherrschen auch unsere Medizin, die eine symptomatologische Medizin ist. Sie fängt erst an, sich mit einem Menschen zu beschäftigen, wenn dieser Symptome hat. Also egal, ob das jetzt eine Depression ist oder ein Tumor ist. Erst wenn sich etwas manifestiert hat, wenn man es nicht mehr wegdiskutieren kann, dann fängt die Medizin an, sich mit diesem Menschen zu beschäftigen und sich für ihn zu interessieren.
Und was kommt dann? Dann kommt die Pharmaindustrie mit ihren Produkten, die mehr oder weniger schlecht funktionieren, meistens sehr schlecht. Und wenn sie nichts dafür anzubieten hat, dann hat der entsprechende Patient eben Pech gehabt.
Aber auf die Idee zu kommen, zu gucken, dass vor den Symptomen irgendwelche Ursachen liegen müssen, auf die Idee kommt gar keiner in diesem System. Nur aufgrund von ursächlicher Funktionsveränderung kommt es ja irgendwann mal zu Symptomen.
Denn dieses Glaubenssystem interessiert sich nur dafür, wie man dieses Problem symptomatologisch unter Kontrolle halten kann – weil man damit ganz viel Geld verdient. Es reicht eben nicht, wie in unserer Standardmedizin einfach nur ein großes Blutbild zu machen, um festzustellen, dass man da nichts finden kann. Es müssen andere Parameter gemessen werden, dann kann man therapeutisch Mitochondrien bei der Regeneration und gesunden Neubildung helfen.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion