Corona-Gewinner: Beamte und Großkonzerne – Verlierer: Erwerbstätige und Kultur
Entgegen anderslautenden Darstellungen, wie sie aus Politik und NGOs häufig zu hören sind, haben eine freiere Marktwirtschaft und globaler Handel in den Jahren seit dem Zusammenbruch des Ostblocks weltweit mehr Wohlstand gebracht, den Anteil der extrem Armen unter zehn Prozent sinken lassen und auch die Ungleichheit verringert.
Die Corona-Krise und die Beschränkung persönlicher und wirtschaftlicher Freiheiten, die mit den Lockdowns einhergehen, drohen die Errungenschaften infrage zu stellen und sogar innerhalb der reichsten Länder eine neue Zwei-Klassen-Gesellschaft zu schaffen.
Beamte gehören zu den Corona-Gewinnern
Der Publizist Gabor Steingart hat sich in seinem „Morning Briefing“ der Frage gewidmet, wer zu den Gewinnern und den Verlierern der Corona-Krise und der damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen gehört.
Eine Gruppe, die Steingart nennt, ist dabei die der Beamten. Der Staatsapparat habe „bei Löhnen und Gehältern, beim Personalaufbau, in der Reputation und – das Wichtigste zum Schluss – bei der Höhe der Umverteilungsmasse enorm zulegt“.
Zu den 3,27 Millionen Vollzeit- und 1,6 Millionen Teilzeitstellen im öffentlichen Dienst, die Ende des Jahres 2019 gezählt wurden, sind in diesem Jahr noch weitere 82.000 dazugekommen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) freut sich zudem darüber, dass die Tarifparteien des öffentlichen Dienstes eine Corona-Sonderzahlung von mindestens 200 Euro für alle Empfänger von Dienst- oder Anwärterbezügen vereinbart haben. In anderen Besoldungsgruppen ist die Sonderzahlung sogar noch höher, bis zu 600 Euro für den mittleren Dienst.
Staatshilfen nützen vor allem Großkonzernen
Auch Großinvestoren an den internationalen Kapitalmärkten zählen zu den Gewinnern, was Steingart mit der massiv ausgeweiteten Geldmenge infolge der Politik der Zentralbanken und den deutlich gestiegenen staatlichen Ausgaben begründet. Vor allem die Technologiebranche zählt zu den Siegern – der Kurs der Tesla-Aktie stieg seit Beginn der Krise um 643,56 Prozent, Apple um 94,03 und der Nasdaq insgesamt um 76,7 Prozent. Sogar die digitale Währung Bitcoin erlebt zurzeit einen zweiten Frühling.
Demgegenüber sind die Einkommen der Erwerbstätigen insgesamt, so die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), im Schnitt um 60 Prozent eingebrochen, in Afrika und Lateinamerika gar um mehr als 80 Prozent. Weltweit seien im zweiten Quartal des Jahres etwa 305 Millionen Vollzeitstellen verloren gegangen – meist in Staaten, in denen die Spielräume der öffentlichen Hand für Maßnahmen zur Abfederung der Folgen deutlich geringer sind.
Steingart sieht aber auch in unseren Breiten ein Problem infolge der häufig existenzvernichtenden Einbußen für kleine Gewerbetreibende und Solo-Selbstständige. Mit ihnen sei „der flexibelste Teil der Arbeitsgesellschaft, der in den Boomjahren mit seiner Innovationskraft und Einsatzfreude das Wachstum der tradierten Industriegesellschaften enorm beförderte“, in besonderer Weise betroffen. Währenddessen seien die Großkonzerne die hauptsächlichen Nutznießer der Staatshilfen.
Lockdown sorgt für Zusammenbruch im Weihnachtsgeschäft
Im Handel profitierten seit Ausbruch der Krise vor allem der Online- und der Lebensmittelhandel. Beide waren nicht oder kaum von Lockdown-Maßnahmen betroffen, vielmehr profitierten sie davon, dass zahlreiche Konkurrenten aus dem Bereich des stationären Handels nicht oder nur eingeschränkt öffnen durften.
Auch die vorsichtige Ausgabenpolitik der Bürger, die in Krisenzeiten dazu neigen, nicht zwingend erforderlich scheinende Anschaffungen aufzuschieben, nützt den Onlinehändlern. Es wird damit gerechnet, dass in der diesjährigen Vorweihnachtssaison das Verschenken von Gutscheinen einen größeren Stellenwert entfalten wird als je zuvor. Experten rechnen mit einer Verdoppelung der Gutschein-Geschenke.
In Österreich hat der Standortberater RegioPlan eine Prognose zusammengestellt, über deren Ergebnisse die APA und oe24 berichten. Sie rechnen mit einem Ausgabenrückgang im Weihnachtsgeschäft von 17 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Lockdown habe bereits jetzt zu einem Ausfall in einer Phase geführt, in der üblicherweise eine starke Nachfrage nach Gütern zu verzeichnen ist, die nicht als lebensnotwendig zu betrachten sind – wie Mode, Elektronik, Schmuck oder Spiele.
Einen Boom werde es, so RegioPlan, auch in der verbleibenden Zeit nicht geben: Eine fehlende Weihnachtsatmosphäre drossele die entsprechenden Kaufimpulse. Neben dem Handel trifft dies auch Gastronomie, Christkindlmärkte, die Reise- und die Unterhaltungsbranche.
Massensterben von Kinos und Freizeitparks zu befürchten
Diesbezügliche Zahlen hat beispielsweise auch das Statistische Bundesamt jüngst für Deutschland veröffentlicht. Bereits im bisherigen Verlauf des Jahres zählten die Kinos zu den großen Verlierern der Corona-Lockdowns – und die kurze Lockerungsphase in der warmen Jahreszeit brachte, sieht man von Autokinos ab, kaum Erleichterung. Stattdessen droht nun der nächste Hammer: Die verordnete Schließung ausgerechnet in jener Jahreszeit, in der die Kinos regelmäßig besonders stark besucht sind, wird voraussichtlich zu einer Vielzahl an Schließungen führen.
Sowohl kleine Programm- oder Lokalkinos wie auch große Filmpaläste sind dabei gleichermaßen von der Entwicklung betroffen. Kinos haben vor allem hohe Fixkosten zu tragen, etwa für Personal oder Raummiete, denen keine Einnahmen gegenüberstehen.
Dem Statistischen Bundesamt zufolge waren 2018 fast 25.000 Personen in Filmtheatern tätig, 1.000 davon als Inhaber. Von den fast 1,5 Milliarden Euro, die damals 887 Kinobetreiber an 1.191 Standorten erwirtschafteten, flossen 84,4 Prozent in Personal und Material. Im ersten Halbjahr 2020 betrug der Publikumsrückgang jedoch 51,7 Prozent, und im Zeichen des „Lockdown-Light“ wird es wahrscheinlich bis Jahresende auch keine Einnahmen mehr geben.
Aber auch Konzerne wie Walt Disney, die neben dem Filmgeschäft auch Freizeitparks betreiben, haben für das erste Halbjahr 2021 den Abbau von etwa 32.000 Arbeitsplätzen und damit 14 Prozent der Mitarbeiter angekündigt. Auch an Deutschlands Freizeitparks droht die Entwicklung nicht spurlos vorüberzugehen.
Österreich lanciert Online-Kampagne für regionale Anbieter
Um den Wettbewerbsvorteil des Online-Handels, der zu Lasten des stationären Handels – so zumindest die Prognose für Österreich – knapp ein Drittel des Gesamtumsatzes im Weihnachtsgeschäft an sich ziehen könnte, während der stationäre Handel um 28 auf nur noch 48 Prozent zu fallen droht, versuchen die Händler vor Ort, oft mit aktiver Rückendeckung durch die Politik, eigene Online-Plattformen zu schaffen.
In Österreich haben beispielsweise mehrere Bürgermeister und Bundeskanzler Sebastian Kurz persönlich am Montag (30.11.) für die Plattform „Kaufhaus Österreich“ geworben, auf der regionale Händler Kunden die Möglichkeit geben wollen, sich auf ihren Seiten umzusehen und Produkte online zu bestellen.
Bis dato ist die Plattform oe24 zufolge mit Pannen gestartet. So sollen Anfragen nach bestimmten Suchbegriffen zum Teil sachfremde Angebote an vorderster Stelle platziert haben. Dennoch hoffen Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Wirtschaftskammer-Chef Harald Mahrer auf „einige tausend Händler“, die sich bis Mitte 2021 kostenlos auf der Plattform registrieren. Zudem besteht auch noch ein kleiner Rest an Zuversicht, dass nach der Aufhebung des Lockdowns die Verwertung der Gutscheine und umfassende Rabattaktionen zu einer Belebung der Innenstädte führen.
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