Zehn Polizisten springen über die Kirchenmauer
Die Verfassung Chinas weist Glaubensfreiheit aus. Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Da springen zehn Polizisten über eine Kirchenmauer, um einen Geistlichen zu verhaften. Der Geistliche ist ein Vatikan- treuer Katholik. Wäre er Mitglied der von Chinas KP abgesegneten katholischen „Nationalkirche Chinas“, dann hätte er diese Probleme nicht. Allerdings würde das bedeuten, seine Verbindung zum Vatikan aufzugeben.
Zwei Dinge stören Chinas KP (KPC) an romtreuen Katholiken in der Volksrepublik: zum einen, dass der Papst die katholischen Bischöfe und höheren Würdenträger in China ernennt, so wie er das überall auf der Welt tut. Das kritisiert die KPC als Einmischung in die religiösen Angelegenheiten Chinas. Zum anderen, dass der Vatikan Taiwan als Staat anerkannt hat, denn die chinesische KP-Regierung betrachtet Taiwan weiterhin als eine abtrünnige Provinz und setzt alle Mittel ein, um Taiwans Legitimität als unabhängiger Staat zu untergraben.
Momentaufnahme der Verfolgung
11. September 2006, 22 Uhr, Tatort ist die Kirche des Pfarrbezirkes Zhouzhi in der Provinz Shaanxi: Mehr als zehn Beamte der Öffentlichen Sicherheitsbehörde, sprich der Polizei, springen blitzartig über die Kirchenmauer und entführen Bischof Wu Qinjing. Auf seine Frage nach dem Grund seiner Verhaftung erhält der Bischof von der Polizei einen Schlag ins Gesicht. Dutzende Priester und Nonnen, die sich zu dem Zeitpunkt auf dem Gelände befanden, wurden von der Polizei unter Gewaltanwendung vom Schauplatz weggefahren.
Herr Zhang, ein Mitglied der katholischen Kirche des Pfarrbezirks, äußerte sich einem Reporter der Epoch Times gegenüber empört über die Vorfälle: „Die KP kontrolliert die Angelegenheiten der Kirche und die Glaubensfreiheit. Alle wahren Gläubigen müssen ihren Aktivitäten heimlich im Untergrund nachgehen. Die von der KP ernannten Bischöfe sind alle politisch orientiert, ihre Ziele stehen im Gegensatz zu denen des Vatikans.“
Der verhaftete Wu war vom Vatikan zum Bischof ernannt worden, seine Ernennung wurde von den Gremien der chinesischen KP jedoch nicht bestätigt. Im Gegenteil, KP- Beamte hatten versucht, den romtreuen Bischof dazu zu bewegen, sich vom Vatikan zu trennen und der „Chinesischen Patriotischen Katholischen Vereinigung“ anzuschließen. Wu weigerte sich.
Festnahme wird geleugnet
Ein Reporter der Epoch Times fragte bei der Öffentlichen Sicherheitsbehörde des Bezirks Zhouzhi nach. Dort wurde bestritten, dass irgendeine Verhaftung stattgefunden habe. Die staatliche Religionsbehörde des Bezirks Zhouzhi wiederum ließ verlauten: „Wir haben Wu Qianjing hier aufgenommen, um ihn einige Tage studieren zu lassen; sobald er unseren Erwartungen entspricht, werden wir ihn gehen lassen.“ Um es für unsere deutschen Leser verständlich zu machen: Mit dem „studieren lassen“ dürfte in einer chinesischen Polizeistation mit Sicherheit eine Form von Gehirnwäsche gemeint sein; wenn von „Erwartungen“ die Rede ist, dann dürfte es die Erwartung sein, dass dieser Bischof so weit gehirngewaschen ist, dass er nicht mehr dem folgen möchte, was seine Aufgabe als Bischof ist.
Bereits im Oktober 2005 war Wu Qinjing vom Papst zum Bischof ernannt worden. Seine Ernennung wurde aus Sicherheitsgründen erst im Mai 2006 bekannt gegeben und es fand auch keine öffentliche Bischofs- Weihe statt. Seit Mai hatte der nun festgenommene Wu als Bischof die Messe zelebriert.
Wer nicht standhaft ist…
Am 26. 08. 2006 meldete Associated Press: „Nach zehn Jahren Haft ist ein Weihbischof der katholischen Kirche in China freigelassen worden, wie die dem Vatikan nahe stehende Nachrichtenagentur Asia News am Samstag berichtete. Francis An Shuxin habe das Gefängnis am Donnerstag verlassen, nachdem er die Regierung anerkannt habe. Die chinesische Regierung erkennt nur die Patriotische Katholische Vereinigung an und geht gegen die katholische Untergrundkirche vor. Der heute 57 Jahre alte An war den Angaben zufolge 1996 bei einer Razzia gegen ein Priesterseminar in Baoding in der Provinz Hebei festgenommen worden.“
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.“ (Matth.22, Vers 21) In China ist man fern davon.
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Verhaftet, isoliert, verschollen
Katholische Geistliche und Würdenträger in China
AsiaNews, die dem Vatikan nahe stehende Nachrichtenagentur, nennt 19 Bischöfe und 18 Priester, die von den chinesischen Behörden auf Grund ihres Glaubens festgenommen wurden, isoliert oder streng überwacht werden und zum Teil verschwunden sind. Hier einige dieser Fälle:
Bischof James Su Zhimin, Diözese Baoding, Provinz Hebei, 72 Jahre alt, festgenommen im Jahr 1996, seither verschwunden; er wurde noch einmal in einem Krankenhaus gesehen, wo er unter Polizeibewachung wegen Herzproblemen und einer Lugenerkrankung behandelt wurde. Seitdem fehlt jede Nachricht von ihm.
Weihbischof Francis An Shuxin, Diözese Baoding, Provinz Hebei, 54 Jahre alt, festgenommen im Jahr 1997, seither verschollen.
Erzbischof John Yang Shudao, Diözese Fuzhou, Provinz Fujian, 84 Jahre alt, sehr krank. Erzbischof Yang Shudao verbrachte wegen seines Glaubens 30 Jahre im Gefängnis. 1955 verhaftet, nach 26 Jahren entlassen, später nochmals verhaftet und drei Jahre lang in Haft. Er wird immer wieder festgenommen und steht unter ständiger Überwachung von Sicherheitskräften.
Bischof James Lin Xili, Diözese Wenzhou, Provinz Zhejiang, 84 Jahre alt, festgenommen im September 1999, entlassen 2002. Der Bischof steht unter ständiger Überwachung. Von ihm wird die Lossagung von Rom und der Anschluss an die sogenannte „Patriotische Vereinigung“, der von Peking kontrollierten „Nationalkirche Chinas“, gefordert.
Die Priester Kang Fuliang, Chen Guozhen, Pang Guangzhao, Yin Ruose und Li Shujun, Diözese Baoding, Provinz Hebei, wurden am 1. Juli 2003 verhaftet, weil sie ihren Priester-Kollegen Lu Genjun nach dessen Entlassung aus dem Gefängnis besuchten. Lu Genjun war wegen des Verbrechens der „Evangelisation“ drei Jahre lang in Haft.
Der Priester Lu Xiaozhou, Diözese Wenzhou, Provinz Zhejiang, wurde am 16. Juni 2003 verhaftet, weil er einem Sterbenden die Sterbesakramente gespendet hatte.
AsiaNews/mw
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