YouTube bestätigt: Kommentare, die Chinas Kommunistische Partei beleidigen, wurden gelöscht
Die Videoplattform YouTube hat zugegeben, einige chinesische Ausdrücke aus Kommentaren entfernt zu haben, welche der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) kritisch gegenüberstehen.
In einer E-Mail an die Epoch Times hieß es seitens des Unternehmens: „Wir arbeiten stetig daran, die Probleme auf YouTube zu lösen. Nach Überprüfung durch unsere Teams können wir bestätigen, dass es sich um einen Fehler in unseren Kontrollsystemen handelt. Wir arbeiten daran, diesen so schnell wie möglich zu beheben“.
Eine von YouTube entfernte Formulierung ist „gongfei“ (共匪), was mit „kommunistischer Bandit“ übersetzt werden kann. Der Ausdruck stammt aus der Zeit des chinesischen Bürgerkriegs.
Ein anderer Ausdruck, der gelöscht wurde, ist „wumao“ (五毛), was wörtlich „fünfzig Cent“ bedeutet. Der Begriff wird allgemein verwendet, um die Armee von Internet-Trollen zu beschreiben, welche die KPCh zur Verbreitung ihrer Propaganda im Internet benutzt. Es wird gesagt, die Trolle erhalten etwa 50 Cent pro Beitrag.
Tests ergaben: Nach 20 Sekunden wurden die Kommentare gelöscht
Die Epoch Times hat diesbezüglich einige Tests durchgeführt und postete beide Formulierung – „gongfei“ und „wumao“ – wiederholt auf verschiedene YouTube-Accounts und unter verschiedene Videos. Dabei wurde immer wieder dasselbe Ergebnis erzielt: Die Kommentare wurden binnen 20 Sekunden gelöscht.
Die Ausdrücke sind nach Angaben von YouTube nicht etwa wegen einer Richtlinienänderung oder einer Massenkennzeichnung entfernt worden, sondern weil das automatische Moderationssystem für die Kommentare nicht den richtigen Kontext berücksichtigt hätte. In einigen Fällen hätten die Ausdrücke „gegen die Richtlinien von YouTube verstoßen“, hieß es in dem Schreiben vom Mittwoch.
Das Unternehmen reagierte jedoch und löste das Problem: Als wir am Donnerstagmorgen wieder einen Test mit den chinesischen Ausdrücken durchführten, wurden diese nicht mehr gelöscht. In dem Schreiben an die Epoch Times gab YouTube auch an, sich während der Corona-Pandemie mehr auf die automatische Moderation verlassen zu haben – wodurch es zu diesem Problem gekommen sei.
Diese Erklärung von YouTube scheint aber nicht ganz den Tatsachen zu entsprechen.
Beschwerden schon vor der Corona-Pandemie
Wie „The Verge“ bemerkte, beschwerten sich bereits im Oktober 2019 einige Nutzer auf den offiziellen Hilfeseiten der Videoplattform über die Löschung von Kommentaren – also bevor die Pandemie überhaupt ausbrach.
Am 13. Mai machte die Bloggerin Jennifer Zeng auf das Problem aufmerksam. Zeng verfasst YouTube-Inhalte mit Schwerpunkt China. Sie stellte ein Video ein, das zeigte wie schnell die KP-kritischen Kommentare gelöscht wurden. Andere Nutzer bestätigten das Vorgehen auf YouTube. Über das Problem wurde auch von „Taiwan News“ berichtet. Dennoch gab es keine Antwort seitens YouTube.
Als Epoch Times am 19. Mai Google, den Eigentümer von YouTube, zu dem Thema befragte, wollte das Unternehmen das Löschen der kritischen Kommentare nicht zugeben, obwohl umfassende Beweise vorgelegt wurden.
Die Praktiken des Tech-Unternehmens beschäftigt mittlerweile auch die amerikanische Politik: Der republikanische Abgeordnete Jim Banks befragte Google in einem Brief vom 26. Mai ebenfalls über das Löschen von KP-kritischen Kommentaren. Er bat den Tech-Giganten „Googles Politik zu erläutern, welche die Kritik an der Internet-Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei Chinas blockiert“.
Er wies darauf hin, dass das Unternehmen einerseits erklärt, es könne „unmöglich den Verkauf von Opioiden, die Koordination von Terroristen oder illegale Inhalte kontrollieren“ und daher Schutz vor der Haftung für Benutzerinhalte gemäß Abschnitt 230 des Communications Decency Act benötige. Google andererseits aber offenbar über genügend Ressourcen verfüge, um „Kritik an einem brutalen, diktatorischen Regime zu blockieren“.
US-Senator Josh Hawley schrieb in einem weiteren Brief am 27. Mai, den er auf Twitter veröffentlichte: „Amerikanische Prinzipien zu verkaufen, um sich bei kommunistischen Beamten einzuschmeicheln, ist kein Weg, ein amerikanisches Unternehmen zu führen“.
Verbindung zum KP-Regime
Google geriet wiederholt in Kritik, weil das milliardenschwere Unternehmen vor der Kommunistischen Partei Chinas „Kotau“ gemacht haben soll.
Seit 2018 pflegt die Tech-Firma aus Silicon Valley eine enge Partnerschaft mit einer führenden Forschungseinrichtung für Künstliche Intelligenz (KI) an der Tsinghua-Universität. Die Universität ist eine angesehene akademische Einrichtung, die auch KI-Forschung für das chinesische Militär betreibt.
Kritisiert wurde Google auch, nachdem 2018 enthüllt wurde, dass das Unternehmen heimlich eine zensierte Suchanwendung für den chinesischen Markt entwickelte. Das Projekt hieß „Dragonfly“.
Nach Insider-Informationen, die „The Intercept“ zugespielt wurden, sollte die Google-App die Suchhistorie der Nutzer mit ihren Telefonnummern verknüpfen, um es damit der KP Chinas zu erleichtern Dissidenten ins Visier zu nehmen.
Gesetzgeber, Menschenrechtsverfechter und sogar einige Google-Mitarbeiter sprachen sich gegen das Projekt aus. Es wurde inzwischen auf Eis gelegt.
Google hat eigene Interessen in China
Das chinesische Regime ist nach Ansicht von Beobachtern einer der schlimmsten Menschenrechtsverletzer weltweit. In den letzten Jahrzehnten hat die KP Chinas hunderttausende Gefangene aus Gewissensgründen getötet, um ihre Organe für Transplantationen zu verkaufen. Dazu gibt es Zahlen und Fakten, die auf umfangreichen Forschungsarbeiten basieren, welche seit dem Auftauchen der Anschuldigungen im Jahr 2006 durchgeführt wurden.
Im Jahr 2019 kam ein unabhängiges Tribunal in London zu dem Schluss: Die staatlich sanktionierte Zwangsentnahme von Organen bei Gewissensgefangenen in China finde seit Jahren „in erheblichem Umfang“ statt und dauere bis heute an.
Die KP Chinas betreibt das weltweit raffinierteste System der Internetzensur. Sie beschäftigt zehntausende Menschen, die Inhalte manuell löschen und negative oder positive Beiträge und Kommentare auf der Grundlage der Anweisungen des Regimes verfassen.
Zudem verlangt Peking von ausländischen Unternehmen, die in China tätig sind, eine Zensur von Themen, die als „heikel“ erachtet werden. Dazu gehören die Forderungen nach Demokratie, Menschenrechten und die Thematisierung der anhaltenden Verfolgung von Falun-Gong-Praktizierenden, Untergrundchristen, Uiguren, Rechtsaktivisten und anderer Gruppierungen in China. Die Unternehmen sind auch gezwungen, dem Regime alle ihre in China gespeicherten Daten mitzuteilen.
Google-Chef Sundar Pichai hat bereits früher erklärt, dass sein Unternehmen seit Jahren in China investiert und plant, dies auch weiterhin zu tun.
Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung: YouTube Admits to Deleting Anti-CCP Phrases, Blames ‘Error’
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