Winterspiele in Peking: IOC schweigt zu Menschenrechtsverbrechen
Die Olympischen Winterspiele haben begonnen. Die Kritik lässt nicht nach. Öffentlich-Rechtliche Medien pendeln zwischen sportlichen Höhepunkten und Entsetzen. Reporter vor Ort arbeiten in einer staatlich kontrollierten und überwachten Blase, jeder Schritt wird von Polizei und Behörden begleitet, jedes Auto mehrfach überwacht. Ob die Kameras überall hinblicken können, ist fraglich. Medienfreiheit in China gibt es nicht.
„Corona wird genutzt, damit Journalisten sich nicht mehr frei bewegen können“, erklärt ARD-Korrespondentin Tamara Anthony vor Ort in Peking. Selbst innerhalb Pekings ist Olympia extrem abgeschottet. „Es wirkt wie eine Truman-Show“, erklärte Anthony. Journalisten sollen nichts erfahren, was die kommunistische Staatsführung nicht erlaubt.
Schnee unweit der Wüste Gobi
Und Kritikpunkte gibt es viele. Einer davon sind die natürlichen Gegebenheiten. Winterspiele sind auf Schnee angewiesen. Steile Hänge für die Abfahrtsrennen, weiträumige Loipen für Biathleten und Langläufer. Berge für die Skispringer.
Für Olympia wurden viele teure und hübsche „Potemkinsche Dörfer“ errichtet. Eines davon ist die Natur: Die alpinen Wettbewerbe finden nordwestlich von Peking statt – in einer Region unweit der Wüste Gobi. Das Steppenklima bringt weniger als 10 Millimeter Niederschlag im Januar und Februar. Der Schnee ist Kunstschnee, hergestellt aus zig Millionen Liter Wasser, aufgebracht mit Hunderten Schneekanonen. Allein für die alpinen Skirennen wird der Verbrauch auf 185 Millionen Liter geschätzt.
Woher das Wasser kommt? Darüber wird geschwiegen, möglicherweise wurden Grundwasservorkommen angezapft. Die gesamte Region, einschließlich Peking, leidet seit Jahren unter Wasserknappheit. Es ist weder eine Schnee- noch eine Wintersportregion. Für die neuen Sportstätten musste Altes rigoros weichen, für die gigantische Skisprungschanze wurde ein ganzes Dorf umgesiedelt.
Agitation für die Effizienz der KP Chinas
Gravierender ist die Menschenrechtslage. Das Menschenrechtsbüro der Vereinten Nationen wurde aufgefordert, noch vor Beginn der Spiele den lang erwarteten Bericht über Pekings Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang zu veröffentlichen. Soweit bekannt, passierte das nicht.
Das Internationale Olympische Komitee schweigt zur Menschenrechtslage in China. Gelobt wird „stattdessen die Effizienz und Gastfreundschaft der Chinesen“ – die kommunistischen Machthaber, denen das IOC hofiert. Das IOC beruft sich darauf, dass Sport politisch neutral sei und man sich auf „spektakuläre Spiele“ freue, wie IOC-Präsident Thomas Bach in der „Sportschau“ zitiert wird.
Für den ehemaligen UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid bin Ra’ad Seid Al-Hussein, dröhnt das Schweigen zu laut, die Verfolgung der Menschen innerhalb Chinas gehe „bis zum Level eines Genozids“.
Mit den Winterspielen erklimmt dieses Thema ebenfalls das Siegerpodest. Die Regierungen brächten die Sportler in Schwierigkeiten, erklärt der Kanadier Rob Koehler, Chef der Athletenvereinigung Global Athlete, in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Sie würden das Problem auf sie abwälzen und keine echten Veränderungen vom IOC verlangen.
Stattdessen müssten die Regierungen vortreten und verlangen, dass Menschenrechte in der Olympischen Charta verankert werden. Die Alternative wäre zu erklären, „wir investieren nicht in euer Geschäft, in den olympischen Sport“.
IOC spielt auf Zeit
Ein Mitspracherecht, wo die nächsten Olympischen Spiele stattfinden, haben Sportler nicht. Sie seien Teil eines Multimilliardengeschäfts. Koehler vermutet, dass das IOC „den Kopf in den Sand steckt“. Die Führung würde auf Zeit spielen und hoffen, dass die kommenden vier Wochen einfach vorübergehen – „bis niemand mehr an Peking denkt und es mit Paris weitergeht.“
Die Athleten stecken in einer Zwickmühle. „Das IOC lässt sie Verzichtserklärungen unterschreiben, mit Blick auf Covid-19 und einem Haftungsausschluss zustimmen bezüglich aller Risiken. Und dann findet Olympia in China statt, das bewiesen hat, dass es Meinungsfreiheit nicht schützt. Warum sollte ein Sportler seine Meinung sagen, wenn er wenig bis keinen Schutz genießt?“
Das Spektakel der Olympischen Spiele könne den Völkermord nicht vertuschen, so Omer Kanat. Für den Geschäftsführer des uigurischen Menschenrechtsprojekts ist es schwer zu verstehen, „warum jemand das Gefühl hat, dass es in diesem Jahr überhaupt möglich ist, internationale Freundschaft und ‚olympische Werte‘ in Peking zu feiern.“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion