Wer ist Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou und was steckt hinter dem Tech-Riesen?
Wer ist Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou, warum besitzt sie mehrere Pässe und warum wurde sie in Kanada verhaftet? Erfahren Sie auch mehr über die Entstehungsgeschichte des chinesischen Telekommunikationsriesen und dessen Verbindung zur KP Chinas.
Kürzliche Verhaftung in Kanada
Auf ihrer Reise von Hongkong nach Mexiko wurde Meng Wanzhou am 1. Dezember von der kanadischen Regierung in Vancouver verhaftet. Sie stand unter dem Verdacht, die US-Sanktionen gegen den Iran verletzt zu haben. Die Vereinigten Staaten warfen Huawei vor, mithilfe ihrer in Hongkong ansässigen Tochtergesellschaft „Skycom Tech Co.“ zwischen 2009 und 2014 Geschäfte mit iranischen Telekommunikationsunternehmen gemacht zu haben, an denen Meng angeblich beteiligt war.
Details zu Mengs Reisepässen
Angaben der US-Behörden zufolge war Meng in den vergangenen elf Jahren in Besitz von mindestens sieben verschiedenen Reisepässen. Die Hongkonger Zeitung „Ming Pao“ berichtete am 8. Dezember, dass Meng einen achten Pass besessen habe, den sie 2004 angeblich bei einer Huawei-Jubiläumsveranstaltung in Hongkong verwendete. Mengs Anwalt David Martin sagte vor Gericht aus, dass Meng zwei gültige Reisepässe besitze, von denen sie einen – ausgestellt von einer Hongkonger Behörde – für Reisen in Kanada verwenden würde. Ein weiterer, in China ausgestellter Reisepass, wurde nach Mengs Verhaftung nach Kanada gebracht. Die Ausweisnummern ihrer vier chinesischen Pässe beginnen mit einem G [allgemein] und ihre drei Hongkonger Pässe mit K. Angeblich besitzt Meng einen weiteren chinesischen Pass, dessen Nummer mit P [staatlich] beginnt, um sich für Staats-Veranstaltungen anzumelden.
Die Bedeutung mehrerer Pässe
In Festlandchina gibt es vier Arten von Reisepässen, deren Nummern mit den Buchstaben G, E, P, S oder D beginnen. Pässe mit einem S sind Dienstpässe, und Pässe mit einem D weisen auf einen diplomatischen Status hin. Pässe mit G und E sind für die breite Bevölkerung bestimmt, wobei E auf den erweiterten biometrischen Pass hinweist, der seit Mai 2012 verwendet wird. Der P-Pass, den Meng angeblich besitzt, ist für öffentliche Angelegenheiten bestimmt und wird Regierungsbeamten und Mitarbeitern von staatlichen Unternehmen ausgestellt. Die P-Pässe gehören zu den Dienstpässen (S).
Vor der Reform im Jahr 2007 waren alle in China ausgestellten Pässe fünf Jahre lang gültig. 2007 wurde die Gültigkeitsdauer von S-, D- und P-Pässen auf vier Jahre verkürzt, während die Gültigkeitsdauer von G- und E-Pässen auf zehn Jahre ab Ausstellungsdatum verlängert wurde.
Die Tatsache, dass Meng in den letzten elf Jahren vier chinesische Pässe ausgestellt wurden, obwohl die Gültigkeitsdauer vier Jahre beträgt, wirft Fragen auf. Interessant ist auch, dass sie Pässe aus Hongkong besitzt, obwohl Chinesen laut Gesetz keine doppelte Staatsangehörigkeit haben dürfen. Wenn sie einen Pass aus Hongkong erhalten, müssen sie ihren chinesischen Pass abgeben. Hongkong und das benachbarte Macau sind ehemalige britische und portugiesische Kolonien, die als Teile Chinas verwaltet werden, sich aber in einigen Bereichen selbst verwalten dürfen, dazu gehört auch die separate Staatsbürgerschaft.
Gemäß der üblichen Vorgehensweise in China hätte Meng also entweder ihren chinesischen oder ihren Hongkonger Reisepass abgeben müssen, als sie die Reisepapiere für ihre Reisen zwischen Festlandchina, Hongkong und Macau beantragt hat. Dies wirft die Frage auf, welchen Pass sie für ihre Reisen zwischen China und Hongkong verwendet hat. Neben ihrer chinesischen und Hongkonger Staatsbürgerschaft hatte Meng eine Erlaubnis zum Daueraufenthalt in Kanada, die 2009 ablief.
Mengs Familienverbindungen
Meng, 46, ist das älteste Kind des Huawei-Gründers Ren Zhengfei. Es wird angenommen, dass sie die Führung des mit dem Militär verbundenen Unternehmens übernehmen wird.
Sie verließ die High School und nahm einen Job bei einer Bank in Chinas südlicher Metropole Shenzhen an. 1993 kam sie zu Huawei, und 2011 wurde sie zur Leiterin des Finanzwesens ernannt. Aber ihre Verwandtschaft mit Ren wurde erst 2013 öffentlich bekanntgegeben. Damit kamen Spekulationen auf, dass Meng ihren Vater ablösen werde, um das Unternehmen zu leiten.
Eine Besonderheit ist, dass Meng und Ren nicht denselben Nachnamen tragen, was mit dem hohen sozialen Status von Mengs Mutter und Rens Ex-Frau Meng Jun zu tun hat. Die chinesische Kultur folgt traditionell dem patrilinealen Familiensystem, das heißt, dass eine Frau in die Familie ihres Mannes einheiratet. Doch es kommt auch vor, dass ein Mann in die Familie seiner Frau einheiratet, wenn diese einen höheren wirtschaftlichen oder sozialen Status hat.
Meng Juns Vater war Meng Dongbo, stellvertretender Sekretär eines politischen Komitees der ostchinesischen Feldarmee – eine Armeeeinheit der Kommunistischen Partei Chinas im chinesischen Bürgerkrieg. Meng Dongbo genoss später eine lange politische Karriere in der Provinz Sichuan. Sein Schwiegersohn Ren hingegen kam aus einer armen Gegend in der Provinz Guizhou, dessen Familie während der Kulturrevolution verfolgt wurde.
Wegen der politischen Berühmtheit der Familie Meng zog Ren nach seiner Heirat bei der Familie seiner Frau ein. So nahm ihr erstes Kind, Meng Wanzhou, geboren 1972, den Nachnamen ihrer Mutter an.
Einzelheiten zur Gerichtsverhandlung
Meng steht vor einer Höchststrafe von 30 Jahren Haft bei einer Anklage in den Vereinigten Staaten. Der Oberste Gerichtshof von British Columbia hatte ihr zunächst ein Publikationsverbot zugesichert, was die Medien daran gehindert hätte, über das Geschehen vor Gericht zu berichten. Doch am Vormittag des 7. Dezember, kurz vor der Gerichtsverhandlung, wurde dieses Verbot wieder aufgehoben.
Die US-Bezirksstaatsanwaltschaft im südlichen Distrikt von New York bestätigte, dass ihre Kollegen im östlichen Distrikt den Fall Meng übernommen hätten. John Marzulli, der Sprecher des Büros des östlichen Distrikts, wollte sich zu dem Fall nicht äußern.
Größere Auswirkung
Zahlreiche Beobachter spekulieren darüber, ob sich Mengs Verhaftung auf den Handelsstreit zwischen China und den Vereinigten Staaten auswirkt. Sowohl die US-Regierung als auch die chinesischen Behörden gaben Erklärungen ab, in denen es hieß, dass sie sich zu Verhandlungen und zur Regelung eines Abkommens innerhalb der 90-Tage-Frist verpflichtet hätten, die US-Präsident Donald Trump und der chinesische Führer Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires vereinbart hatten.
Huaweis Geschichte in Kürze
In den 1980er Jahren hatte China massive Import- und Exportbeschränkungen – insbesondere nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking im Jahr 1989, das Sanktionen nach sich zog. Die internationale Gemeinschaft hatte strenge Vorschriften, welche Technologie sie nach China exportieren durften und welche nicht.
Dennoch gründete 1987 der ehemalige Militäroffizier Ren Zhengfei mit gerade einmal 21.000 Yuan (damals umgerechnet ca. 5.000 US-Dollar) das Unternehmen Huawei. Damit konnte die Partei sensible Geräte importieren. Zwar verboten Sanktionen es dem Unternehmen, vollständige Equipment-Sets zu importieren. Aber Huawei importierte Schlüsselkomponenten aus dem Ausland, stellte die ergänzenden Teile selbst her und fertigte sie in China an.
Huawei war Chinas einziger Lieferant von Kommunikationsgeräten. Das Unternehmen erhielt Aufträge für die Errichtung von Kommunikationsnetzen für lokale Regierungen in den zentralen und westlichen Regionen Chinas. In den 1990er Jahren wuchs Huawei rasant auf dem Binnenmarkt. Nachdem China 2001 der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten war und viele Länder ihre Märkte geöffnet hatten, expandierte Huawei auf die internationalen Märkte.
Huawei wird staatlich finanziert
Das chinesische Nachrichtenportal „Sina“ berichtete im Januar 2005, dass die staatliche „China Development Bank“ (CDB) Huawei im Dezember 2004 ein Darlehen in Höhe von zehn Milliarden Dollar gewährt habe. Huawei war damals das einzige Privatunternehmen, das von der CDB Kredite erhielt.
Im September 2009 berichtete Chinas staatliche Nachrichtenagentur „Xinhua“, dass die CDB ein weiteres strategisches Kooperationsabkommen mit Huawei unterzeichnet und dem Unternehmen 30 Milliarden Dollar geliehen habe.
Annie Wu hat zu diesem Bericht beigetragen.
Dieser Artikel ist Teil eines Sonderberichts der Epoch Times über Huawei. Klicken Sie hier, um alle Artikel dieser Reihe zu sehen (deutsche Bearbeitung von aw).
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