Warum Business in China nicht ohne Korruption geht
Hohe Verdienstaussichten bei gleichzeitig hohem Risiko – das bieten Führungsjobs in Chinas Staatsunternehmen. Und obwohl es hier nicht um illegale Geschäfte geht, ist die Chance, direkt vom Chefsessel ins Gefängnis befördert zu werden, bei chinesischen Führungskräften höher, als bei mexikanischer Drogenbaronen. 10.000 Verurteilungen, die es in den USA jährlich wegen Drogenhandels gibt, nehmen sich winzig aus, neben dem, was in Chinas Führungsetagen der Alltag ist.
Wenn die Business-Elite geschlossen in den Knast geh
Zum Beispiel in Shenzhen. Die großen Staatsfirmen nennt man in China „Unternehmen der 1. Kategorie“ und in der Hafenstadt Shenzhen, an der Hongkonger Grenze, gibt es über 30 Stück davon. 1995 entschied die Stadt Shenzhen, die sechs größten Firmenriesen staatlich fördern zu lassen. Nur zehn Jahre später, 2005, saßen die Chefs aller sechs Firmen im Gefängnis.
Dies waren: Hongming Chen von der Shenzhen TeFa Group (7 Jahre Haft), Xiaoxiong Chen von den Shenzhener Baumaterialien (3 Jahre), Huiming Fan von der LaiYinDa Group (nach neunjähriger Flucht gefasst); Yemin Tao von der SaiGe Group (3,5 Jahre), Derong Lao von der Shenzhen Energy (lebenslänglich) und Dington Liu von den Shenzhen YanTian Harbor (12 Jahre).
Im Rest der Stadt sah es nicht besser aus: Vom 1995 bis 2005 erschwischte es fast 80 Prozent aller Firmenchefs der Top-Unternehmen.
Politische Motive
Viele Verhaftungen waren politisch motiviert, wobei die Geschäftsleute in die Mühlen anderweitiger Machtkämpfe gerieten, die sich auf Stadt- und Provinzebene abspielten. CEO Dington Liu von der Shenzhener Hafen-Gruppe wurde verurteilt, weil er über einen Zeitraum von sieben Jahren Schmiergelder in Höhe von 100.000 Dollar angenommen hatte. Und das, obwohl er ein Mann ist, der sich um das Wachstum der Küstenstadt besonders verdient gemacht hat! Hätte er Beamtenstatus besessen, sein „Zusatzeinkommen“ wäre im gesamtchinesischen Vergleich als Peanuts gewesen.
Dummerweise war der Shenzhener Hafen einer der größten Chinas, weshalb Regierungsmitglieder hier das große Geld witterten. Allerlei einflussreiche Leute versuchten, ihre Verwandtschaft bei „Yantian Harbor“ unterzubringen und sägten an Lius Stuhl – für ihn, der selbst nicht dem kommunistischen Kader-Adel entstammte, eine ausweglose Situation. Für Söhne oder Töchter der mächtigen Familien ist es der umgekehrte Fall: Einmal als CEO im Amt, sitzen sie fest im Sattel und sind praktisch unangreifbar.
Das Shenzhener Beispiel macht klar, weshalb Chinas Unternehmer in ständiger Sorge um die Sicherheit ihrer Familien leben und die meisten ihre Kinder bereits sehr früh ins Ausland schicken.
„Chinesisches Roulette“
Doch warum leben China Geschäftsleute so gefährtlich? Chinas Korruptions-Dschungel hat seine eigenen Gesetze.
Niemals war es in den drei Jahrzehnten nach Chinas wirtschaftlicher Öffnung einfach, Vorstand eines großen Staatsunternehmen zu sein. Aber es war immer sehr lukrativ. Die Spielregeln des Korruptions-Kreislaufs sind allgemein akzeptiert und viele Manager machen sich freiwillig zum Goldesel der Mächtigen.
Da Regiergungsbeamte entscheiden, wer die begehrten Posten bekommt, sind Schmiergeldzahlungen an der Tagesordnung. Potenzielle Kandidaten versuchen, die Zuständigen mit Geschenken weichzukochen. (Angehörige von Regierungsmitgliedern ausgenommen.)
Das System will geschmiert werden
Hat man den Chefsessel erkämpft, ist noch mehr Schmiergeld nötig: Beamte müssen bestochen werden, damit der Betrieb störungsfrei läuft und von oben keine Schikanen kommen. Außerdem gilt es, mit einer Horde von Thronräubern fertig zu werden, denen jedes Mittel recht ist. Justizvertreter wollen außerdem geschmiert werden. Und weil das ganze Geld irgendwoher kommen muss, zweigt es der CEO im Unternehmen an geeigneter Stelle ab – was ihn wiederum zur Zielscheibe für Ermittler macht. Alle fünf Jahre wechseln die Beamten, mit denen er sich gut stellen muss. Falls diese einen anderen Kandidaten favorisieren, wird er per Korruptions-Verfahren entsorgt.
Währenddessen hat der CEO versucht, schnellstmöglich reich zu werden, um sich und die Zukunft seiner Kinder abzusichern. Vor dem Hintergrund dessen, das die Mehrheit der Chinesen in Armut lebt, eine verständliche Absicht. Hat er Glück, schafft er den rechtzeitigen Absprung in ein hübsches Haus in Europa oder USA. Hat er Pech, verliert er auf der Jagd nach dem schnellen Geld die Freiheit oder sein Leben.
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