Vom Wohlstandsymbol zum Umwelt-Alptraum: Plastiktüten in China

Produktionsumstellung und Werksschließungen führen zu Heerscharen von Arbeitslosen
Von 5. März 2008

Die größte Plastikfabrik in China, Hua Qiang, hat bereits im Januar ihre Tore geschlossen. Die Firma mit Sitz in der zentralchinesischen Provinz Henan und mit einem bisherigen Umsatz von 2,2 Billionen Yuan (USD $ 300 Millionen) hat die Produktion eingestellt und steht zum Verkauf.

Dies berichtet die amerikanische Ausgabe der Epochtimes mit Hinweis auf Verlautbarungen der „Henan Business Daily“. Die Neuregelung der Plastikproduktion und gestiegenen Laborkosten dienen zur Begründung der Maßnahme, die etwa 20.000 Arbeiter ihren Job kostet. Die Regierung hatte zu Jahresbeginn bekannt gegeben, Tüten aus Folie zu verbieten, die dünner ist als 0,025 Millimeter.

Bisher wurden von Hua Qiang jährlich etwa 250.000 Tonnen Plastiktüten produziert, was diese Firma im letzten Jahrzehnt zum größten Plastiktüten-Produzenten Chinas gemacht hatte, mit 50 Prozent Marktanteil – in manchen Landesteilen sogar 100 Prozent. Allerdings produzierte diese Firma fast ausschließlich die ab Juni von der Regierung verbotenen superdünnen Plastiktüten, die weniger als 0,025 Millimeter stark sind, leicht kaputtgehen und kaum zu recyclen sind, weil sie meist allzu nachlässig entsorgt werden. Diese Werksschließung sei nicht zwingend, aber eine Neuorientierung und Änderung der Produktlinie sei erforderlich, meinte der Leiter einer anderen in Henan ansässigen Plastikfirma.

Milliarden dieser extradünnen Plastikbeutel wurden bisher bei Einkäufen den Kunden in China meist kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Produktion dieser Tüten ist jedoch ab Juni verboten. Nun sollen die Tütenhersteller Plastikbeutel produzieren, die sich länger benutzen und besser wiederverwerten lassen, verlautbarte die Regierung. Auch dürfen in Zukunft die umweltfreundlicheren Tüten nicht mehr kostenlos abgegeben werden, die Preisgestaltung ist allerdings noch nicht völlig geklärt.

Wie das ZDF berichtete, hätten sich die Gratis-Tüten in China zu einem echten Umweltproblem entwickelt. Im Süden Chinas hätte laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua allein die Stadt Shenzhen, Sonderwirtschaftszone und Vorreiter der kapitalistischer Entwicklung Chinas, jedes Jahr mindestens 1,75 Milliarden Plastiktüten verbraucht. Nach Angaben der Umweltschutzbehörde von Shenzhen würden sich die Tüten erst nach rund 200 Jahren zersetzen – aber einige vielleicht auch nicht.

Überall liegt er auch rum, der „weiße Müll“, wie ihn die Chinesen nennen. Nicht nur die superdünnen Plastiktüten fliegen durch Autofenster oder aus dem Zug. Auch die Styroporbehälter vom schnell mitgenommenen Mittagessen, Essschalen und Plastikstäbchen sind keine Zierde in den Parks und auf den Feldern. Kein Wunder also, dass das Verschenken von kostenlosen Tüten mittlerweile auch unter Strafe gestellt wurde. Schmerzhafte Lernprozesse – nach der bisher so gewinnträchtigen „Plastikwut“.



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