Uralte Töpfertradition neu belebt

Ein Interview mit „The French Potter“ – „dem französischen Töpfer“ in Neuseeland, der Töpferwaren händisch aus Ton mithilfe von Seilen und Holz herstellt.
Titelbild
Der „französische Töpfer“ Yannick Fourbet mit einer Auswahl seiner Gartentöpfe auf seinem Weingut „Domaine Rewa“ auf der Südinsel Neuseelands.Foto: Rachael McKenna
Von 5. September 2021

Berge mit weißen Gipfeln, Weinstöcke, Olivenbäume, Lavendel – ein Hauch Provence weht durch die Landschaft auf der Südinsel Neuseelands. Mittendrin liegt das Weingut „Domaine Rewa“ – das Zuhause von Yannick Fourbet, dem französischen Töpfer Neuseelands, seiner neuseeländischen Frau Philippa und ihren dreijährigen Zwillingen Augustin und Mortimer.

Eine griechische Vase aus dem Hause Fourbet. Foto: Rachael McKenna

Yannick Fourbet mit seiner neuseeländischen Frau Philippa und den 3-jährigen Zwillingen Mortimer (l.) und Augustin – auf seinem Weingut „Domaine Rewa“ auf der Südinsel Neuseelands. Foto: Rachael McKenna

Wie kam aber ein französischer Töpfer nach Neuseeland? Alles begann im Jahr 2012 in Südfrankreich. Philippa besuchte Forbets Töpferatelier „Le Chêne Vert“ (Die grüne Eiche) in Anduze. Es war Liebe auf den ersten Blick: „Philippa verliebte sich in die Töpfe, bevor sie sich in mich, den Töpfer, verliebte“, scherzt Fourbet am Telefon.

2013 trafen sich die beiden wieder, dieses Mal in London, als Fourbet Philippa zur „Royal Horticultural Society Chelsea Flower Show“ einlud, auf der er seine Töpfe ausstellte.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Yannick Fourbets Töpferwaren auf der „Royal Horticultural Society Chelsea Flower Show“ 2013 in London. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Von da an begann ihre Fernbeziehung, bis sich das Paar im Jahr 2016 in Frankreich und 2018 schließlich in Neuseeland niederließ. Er habe sich zuerst in Philippa verliebt und dann sofort in Neuseeland, als er „Domaine Rewa“ zum ersten Mal besuchte, erzählt Fourbet.

Doch der eigentliche Grund für den Umzug waren ihre Zwillinge: „Wir wollen, dass sie in einer ländlichen Umgebung und mit Menschen mit guten Werten aufwachsen. Wir denken, dass Neuseeland dafür ein wunderbares Land ist.

Wir sind beide katholisch und glauben wirklich daran, dass wir im Leben etwas erreichen und etwas Positives bewirken können“, sagte er.

Das Töpferwerkstatt von Yannick Fourbet in „Le Chêne Vert“, in Anduze, Südfrankreich. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Die Vasen des Sonnenkönigs

Die Spezialität von „Le Chêne Vert“ sind Anduze-Vasen, Vase d’Anduze. Ihre Geschichte soll auf das Jahr 1610 zurückgehen, als ein Töpfer aus Anduze sich von einer italienischen Medici-Vase inspirieren ließ. Anduze-Vasen werden traditionell in einer Gießform hergestellt und mit dem Wappen der Werkstatt und einer Blumengirlande verziert. Ihren Ruhm erlangten die Vasen, als der Sonnenkönig Ludwig XIV. im 17. Jahrhundert eine große Anzahl von ihnen für seine Orangerie in Versailles fertigen ließ.

Neben der Gießform töpfert Fourbet Vasen auch nach einer uralten traditionellen Technik, bei der Ton, Seile und Holz verwendet werden. Diese Technik ermöglicht es ihm, riesige Gefäße herzustellen; sein größtes Gefäß wog 350 Kilogramm. Nur die Größe seines Brennofens setzt Fourbet Grenzen.

„The French Potter“ Yannick Fourbet mit einigen seiner Gartentöpfe auf seinem Weingut „Domaine Rewa“ auf der Südinsel Neuseelands. Foto: Rachael McKenna

Fourbet erzählte Epoch Times, wie er mit der Herstellung von Töpferwaren aus Ton, Seilen und Holz begann. Außerdem sprach er über sein neues Töpferprojekt in Neuseeland: „The French Potter“ – der französische Töpfer.

Epoch Times: Wie haben Sie die Seiltechnik des Töpferns erlernt?

Yannick Fourbet: Ich erlernte das Töpfern zusammen mit den meisten meiner Angestellten. Die Seiltechnik zur Herstellung von Töpfen lernte ich von Dilbert Serrs, der leider schon verstorben ist.

Ich traf ihn auf einem Keramikfestival in einer Nachbarstadt von Anduze. Er zeigte, wie man seine Töpfe herstellt. Es war Sommer und sehr heiß, also ging ich hin und holte ihm etwas Wasser. Das hat ihn sehr gerührt.

Zu der Zeit hatte ich neun Angestellte in Frankreich. Ich begann mit ihm zu sprechen und bat ihn, meine Angestellten in seiner Technik zu schulen. Er stimmte zu.

Fourbets 3-jährige Zwillinge, Mortimer (l.) und Augustin, verstecken sich hinter einem seiner Olivenfäßer. Foto: Rachael McKenna

Genauso wurden die Techniken früher traditionell weitergegeben – von einer Generation zur nächsten. Dabei lernten die Menschen ihr Handwerk oft von Freunden oder vom Großvater.

Das würde ich gerne hier in Neuseeland machen. Wenn ich in der Zukunft Serrs’ Wissen einem interessierten jungen Mann oder einer interessierten jungen Frau weitergeben kann, werde ich das gerne tun.

Denn es gibt etwas, was dem neuseeländischen Kunsthandwerk fehlt. Das bemerkte ich in den 18 Monaten, seit ich hierher gezogen bin: Das Land hat erstaunliche Bodenschätze, aber da sie ihre Rohstoffe nicht verarbeiten, schaffen sie keinen Mehrwert.

Für mich ist es sehr wichtig, ein Rohstoff in ein fertiges Produkt umzuwandeln und so zu einer Veränderung und einem Wandel in der neuseeländischen Wirtschaft beizutragen – auf meiner Ebene, was nur ein Kleinbetrieb ist. Ich kann den Ton direkt hier in Neuseeland kaufen und ihn dank meiner Fähigkeiten und mithilfe von Seilen und Sperrholz in ein neuseeländisches Gefäß verwandeln.

Epoch Times: Wie lange gibt es die Seiltechnik zur Herstellung von Töpferwaren schon?

Fourbet: Diese Technik gab es vielleicht schon in der Jungsteinzeit, aber das ist nicht bewiesen.

Laut meinem Lehrmeister stammt die Technik aus einem Dorf namens Biot in der Provence. Dort soll es einen Tischler gegeben haben, der sich für die Herstellung von Töpferwaren interessierte. Er verwendete Sperrholz und Seile, um die Töpfe zu formen, indem er das Seil um einen Rahmen aus Sperrholz wickelte und dann Ton auf das Seil auftrug.

Traditionell wurden diese Biot-Gefäße zur Aufbewahrung von Getreide verwendet. Die Tropfenform schützt das Getreide vor Ungeziefer. Foto: Rachael McKenna

Die meisten Menschen denken, dass in diesen Gefäßen aufgrund ihrer Tropfenform Öl gelagert wurde. Ich habe vor kurzem herausgefunden, dass das nicht stimmt. Ursprünglich lagerte man in ihnen Getreide. Die Tropfenform diente dazu, Mäuse, Ratten und alle Arten von Ungeziefer davon abzuhalten, in das Getreide zu gelangen.

So stellten unsere Ahnen Sachen her. Alles, was sie herstellten, hatte sowohl einen praktischen Nutzen als auch einen ästhetischen Zweck. Wenn ich meine Arbeit heute definieren müsste, würde ich sagen, sie ist zur Hälfte Kunst und zur Hälfte Handwerk.

Epoch Times: Trägt man also als traditioneller Handwerker eine gewisse Verantwortung?

Fourbet: Definitiv. Es ist eine Art von Talent. Man muss auch ein bisschen Mut haben, denn in der heutigen Zeit, in der alles auf Technologie setzt, könnte man auf den Gedanken kommen, es lohne sich wirtschaftlich nicht, etwas mit seinen Händen zu machen. Nur immer mehr Geld zu verdienen, sei wichtig. Dabei scheinen wir es nie zu lernen: Geld an sich ist nicht der Zweck.

Ich will nicht anmaßend klingen, aber es ist eine solche Befriedigung, fünf oder sechs Gefäße am Tag zu erschaffen und einfach nur meine Werkstatt aufzuräumen. Und das ist wahrscheinlich mein Lieblingsmoment: wenn ich am Ende des Tages auf das schaue, was ich erreicht habe, und es sich in einen Topf materialisiert hat.

Fourbet begutachtet eine Vase, die er gerade fertiggestellt hat. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Epoch Times: Wie stellen Sie einen Topf mit dieser Seiltechnik her?

Fourbet: Ich zeichne den Topf zuerst auf mehrere Blätter Papier, damit ich die Grundform und eine Vorstellung davon habe, wie er in der Realität aussehen wird.

Dann schneide ich 12 bis 25 Stücke Sperrholz zu, die ich zwischen zwei Scheiben entlang einer vertikalen Achse befestige, wobei eine Scheibe oben und eine unten ist, sodass im Grunde ein Rad entsteht.

Yannick Fourbet wickelt ein Sisalseil um den Gefäßrahmen aus Sperrholz. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Dann wickle ich das Sisalseil um diese Konstruktion, was sie festmacht. An der Seite der Konstruktion befestige ich ein bewegliches Brett, das die Dicke des Gefäßes zum Seil steuert.

Die Seiltechnik zur Herstellung von Gefäßen soll es schon seit der Jungsteinzeit geben. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Der Lehm wird direkt auf das Seil aufgetragen, um das Gefäß zu formen. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Dann forme ich das Gefäß: Ich trage den Ton auf das Seil auf, drehe langsam den Rahmen aus Seil und Sperrholz und entferne den überschüssigen Ton, den ich erneut auf das Seil auftrage.

Der römische Gott Bacchus auf einer Anduze-Vase, von Fourbet von Hand geformt. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Fourbet verschönert jeden Topf von Hand. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Während des Trocknungsprozesses entferne ich dann langsam die Holzstruktur und die Seile. Es dauert in der Regel eine Woche, bis alle Seile entfernt sind. Wenn das Seil zu früh entfernt wird, bricht der Topf zusammen. Das ist also ein interessanter Teil meiner Arbeit, der auch zum Nachdenken und Meditieren einlädt.

Eine Anduze-Vase wird in Fourbets Werkstatt in Frankreich hergestellt; es kann eine Woche dauern, bis alle Seile entfernt werden können. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Dann muss das Gefäß etwa einen bis anderthalb Monate trocknen. Danach trage ich entweder eine Patina oder eine Glasur auf. Anschließend kommt der Topf bei bis zu 1.100 Grad Celsius für 72 Stunden in den Ofen, aber in mehreren Phasen; man kann nicht sofort auf 1.100 Grad Celsius gehen.

Hier muss ich sehr vorsichtig sein und den Temperaturübergang sehr langsam gestalten, weil sonst alles zusammenbricht und im Ofen explodieren würde.

Eine Anduze-Vase von Yannick Fourbet auf der „RHS Chelsea Flower Show“ 2013 in London. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Yannick Fourbet

Epoch Times: Was würden Sie den Menschen gerne über Ihre Arbeit erzählen?

Fourbet: Wir haben unsere eigene Marke von biodynamischem Wein, und es gibt wunderbare Möglichkeiten für meinen Beruf in der Weinindustrie – und das ist die Herstellung von Amphoren, Tongefäßen, in denen die Georgier seit 2.000 Jahren Wein herstellen. Das Besondere für uns ist, dass wir auf einem biodynamischen Weinberg stehen und den Ton des Weinbergs für die Herstellung der Amphoren für unseren Wein verwenden.

Viele Winzer wandten sich an mich – da sie wissen, dass ich mich hier niedergelassen habe – und fragten mich, ob ich für sie Amphoren herstellen kann.

Ich würde „The French Potter“ gerne als Einmannbetrieb weiter betreiben. Vielleicht würde ich noch eine Person einstellen, aber ich möchte nicht groß werden. Ich bin nicht hier, um Millionen zu verdienen. Ich bin hier, um eventuell mein Wissen weiterzugeben und um einen Lebensunterhalt zu verdienen, von dem meine Familie gut leben kann, mehr nicht.

Für mehr Informationen besuchen Sie TheFrenchPotter.co.nz

Dieser Artikel erschien im Original auf The Epoch Times USA unter dem Titel: The Centuries-Old French Tradition of Making Pots With Clay, Rope, and Wood (deutsche Bearbeitung von as)



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