Überschwemmungen in China: Wasser vom Drei-Schluchten-Damm überflutet die Städte
Die aktuellen Überschwemmungen in China sind die schlimmsten seit 49 Jahren. Probleme bereiten vor allem die gewaltigen Wassermengen des Drei-Schluchten-Damms. Der Staudamm leitet sein Wasser aus dem oberen Flusslauf des Jangtse in die Provinz Hubei und andere Stauseen weiter, wodurch bereits nahe gelegene Städte in Mitleidenschaft gezogen wurden.
In Wuhan zum Beispiel, der Hauptstadt von Hubei, wo die COVID-19-Pandemie zum ersten Mal ausbrach, reichen die Fluten derzeit bis auf die Dächer der Autos.
Die Wettervorhersagen geben an, dass es in der Jangtse-Region in den nächsten zehn Tagen vermehrt regnen wird. Hydrologen warnten bereits davor, dass das aus dem Drei-Schluchten-Stausee abfließende Wasser Menschen, die flussabwärts leben, mitreißen könnte.
Wegen Überschwemmungen wurden über 1000 lokale Stauseen abgelassen
In den staatlichen Medien zitierte die staatliche Nachrichtenagentur „Xinhua“ Regierungsbeamte, die bestätigten, dass der Drei-Schluchten-Staudamm am 29. Juni einen Teil von dem in seinem Stausee angesammelten Regenwasser freigesetzt habe. Die durchschnittliche Abflussgeschwindigkeit am Montag betrug dem Bericht zufolge 35.000 Kubikmeter pro Sekunde.
Das Ministerium für Wasserressourcen von Hubei gab am 29. Juni ebenfalls bekannt, dass es Wasser aus 1.081 lokalen Stauseen abgelassen habe, nachdem deren Wasserspiegel die Warngrenzen überschritten hätten.
Das Ministerium fügte hinzu, dass acht dieser Wasserspeicher groß seien, was bedeute, dass ihre Speicherkapazität mehr als 100 Millionen Kubikmeter betrage. 28 davon seien mittelgroß mit Speicherkapazitäten von mehr als 10 Millionen Kubikmetern und 1.045 seien klein.
Wuhan ist überschwemmt
Der Jangtse fließt ebenfalls durch Wuhan. Die Stadt wurde am 29. Juni aufgrund des hohen Wasserstandes und starker Regenfälle überschwemmt.
Das staatliche Medium „Hubei Jingshi“ berichtete, dass in einigen Stadtvierteln von Wuhan Hochwasser in das Erdgeschoss von Gebäuden eingedrungen sei. Darüber hinaus wurden am Montag 35 Straßen in den Bezirken Qiaokou, Wuchang, Hongshan und Gaoxin wegen des Hochwassers gesperrt.
Viele andere Städte in Hubei litten ebenfalls unter den Überschwemmungen.
Dem staatlichen Sender „CCTV“ zufolge war das Wasser am Abend des 27. Juni in der Stadt Guangshui so hoch, dass die Menschen nicht aus ihren Autos oder Häusern aussteigen konnten. Das Regime hat diesbezüglich keine Todesopfer bekannt gegeben, aber Einheimische zeigten in sozialen Medien ein Video einer Frau, die starb, nachdem sie von den Fluten weggespült worden war.
Am 27. Juni meldeten die Städte Yichang, Xiangyang, Jingmen, Xiaogan, Huanggang, Enshi und Shennongjia Überschwemmungen. Nach Angaben der Behörden wurden 7.005 Menschen gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, und etwa 650.000 weitere erlitten nach Angaben der Behörden Verluste durch die Überschwemmungen.
Die Zentralregierung kündigte am Montag an, dass in der ersten Julihälfte in den oberen Regionen des Drei-Schluchten-Staudamms mit stärkeren Regenfällen gerechnet werde.
In den frühen Morgenstunden des 30. Juni meldeten auch die Stadt Xinyang in der Provinz Henan, die Stadt Shijiazhuang in der Provinz Hebei, der Bezirk Hengdong in der Provinz Hunan und andere Regionen Überschwemmungen.
Chinesische Beamte schweigen zu den Überschwemmungen
26 der 34 Provinzen und Regionen Chinas berichteten im Juni von Überschwemmungen. Doch keine hochrangigen chinesischen Beamten haben die Katastrophengebiete besucht.
In den vergangenen Jahrzehnten besuchten Beamte die Gebiete im Rahmen der Propagandabemühungen der Partei. Premierminister Li Keqiang sowie die ehemaligen Premierminister Wen Jiabao und Zhu Rongji besuchten Wuhan während der Überschwemmungen der Jahre 1998, 2010 und 2016.
Am 27. Juni veröffentlichten einige staatliche Medien Berichte über ein Treffen zwischen Wen und dem Direktor der geowissenschaftlichen Fakultät der Lanzhou-Universität in Peking am 22. Juni. Seit Oktober 2019 hatte er an keinen öffentlichen Aktivitäten mehr teilgenommen.
Der Zeitpunkt und der Ort lassen chinesische Beobachter spekulieren, dass Wens kürzliches Erscheinen kein Zufall ist. Die Fakultät ist für ihr Wasserbau-Programm bekannt.
„Er möchte die Botschaft vermitteln, dass er sich auf den Drei-Schluchten-Staudamm konzentriert“, sagte der in den USA ansässige Kommentator für China-Angelegenheiten Tang Jingyuan in einem Interview.
Parteiführer halten sich fern
Vor seiner politischen Karriere war Wen 17 Jahre lang Geologe und Ingenieur, nachdem er seinen Master-Abschluss in Geologie gemacht hatte. Als er Premierminister war, zeigte Wen keine öffentliche Unterstützung für den Drei-Schluchten-Staudamm. Bei der Fertigstellungszeremonie des Staudamms im Mai 2006 waren weder Wen noch Hu Jintao, der damalige chinesische Staatschef und ehemaliger Wasserbauingenieur, anwesend.
In der Zwischenzeit haben sich die derzeitigen Parteiführer nicht mit der landesweiten Katastrophe befasst.
Am 29. Juni war der chinesische Führer Xi Jinping Gastgeber eines Politbüro-Treffens in Peking. Er erwähnte die Überschwemmung nicht, sagte aber: „Die Armee muss unbeirrbar an der absoluten Führung der Partei festhalten … Das Militär muss absolut loyal, absolut rein und absolut zuverlässig sein.“
Dies ist Xis erster öffentlicher Auftritt seit dem EU-China-Gipfel am 22. Juni.
Am 28. Juni veranstaltete der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang ein Außenhandelsforum in Peking. Li erwähnte auch nicht die Überschwemmungen, sagte aber, dass „die Aufrechterhaltung des Außenhandels und der ausländischen Investitionen sehr kritisch ist“, und fügte hinzu, dass die Arbeitslosigkeit ein großes Problem sei.
Seit dem Wiederaufflammen der Corona-Fälle in Peking Anfang Juni ist die Führungsspitze der Partei kaum noch öffentlich aufgetreten.
Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung: Flooding Worsens in China as Discharged Waters From Three Gorges Dam Inundate Cities
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