Tod auf Befehl

Organe auf Anfrage: Ein japanischer Journalist sieht ein Opfer des Organraubs einen Tag vor seinem Tod.
Transplantation
Operationen können Leben retten – aber auch töten.Foto: iStock.
Epoch Times17. Juli 2022

Früher war der 58-jährige Ushio Sugawara Mitglied der sechsten Yamaguchi-Gumi, Japans größter Mafia-Organisation. Er verließ die Organisation im Jahr 2015. Heute ist er in Japan ein sehr bekannter Wirtschaftskommentator und namhafter Autor, der ein Dutzend Bücher veröffentlicht hat.

Einst erkrankte der Bruder eines Freundes von ihm schwer. Um überleben zu können, wurde dringend eine Transplantation der Leber nötig. Das war im Jahr 2007. In einem chinesischen Krankenhaus fand sich zügig eine passende Leber. Sugawara half, indem er Albumin, ein menschliches Protein, das bei Operationen und auf Intensivstationen verwendet wird, über seine Beziehungen organisierte.

Was er erlebte, als er die Lösung in das Krankenhaus brachte, in dem der Bruder seines Freundes lag, berichtete er im Interview mit der Epoch Times am 20. Juni 2022.

Herr Sugawara erzählen Sie uns bitte, was passiert ist?

2007 hatte der Bruder meines Freundes ein Leberleiden, das sich immer weiter verschlimmerte. Der Arzt sagte, er habe nicht mehr viel Zeit und die einzige Möglichkeit, sein Leben zu retten, sei eine Transplantation. Damals konnte man Lebertransplantationen nur in den USA, Frankreich oder China durchführen. Aber die Wartezeit in den USA und Frankreich war sehr lang und der Preis hoch. Außerdem gab es dort sehr strenge gesetzliche Auflagen. Daher entschied er sich für die Transplantation in China.

Das Allgemeine Krankenhaus der bewaffneten Polizei in Peking nahm japanische Patienten, aber auch Patienten aus Saudi-Arabien und Deutschland auf. Ein chinesischer Arzt des Krankenhauses sagte, man könne einen Spender bald finden, die Kosten würden sich auf 30 Millionen Yen (etwa 243.000 Euro) belaufen.

Im August 2007 (nach einem Monat) teilte der Arzt mit, man habe einen passenden Spender gefunden, sodass die Operation jederzeit stattfinden könne. Doch vor der Operation stellte sich heraus, dass das vom Krankenhaus bereitgestellte Albuminprotein, das für die Operation benötigt wurde, nicht den Anforderungen entsprach.

Ich wurde gebeten, die Lösung in Japan zu kaufen und sie nach China zu liefern. So erfuhr ich, was da vor sich ging. Es gelang mir, das Albumin in Japan zu kaufen. Da es als Arzneimittel eingestuft ist, brauchte ich für die Ausfuhr eine Genehmigung.

Auf der japanischen Seite nutzte ich meine Beziehungen, um es durch den Zoll zu bekommen. Dann folgte ich den Anweisungen des Mittelsmannes, der die Transplantation vermittelt hatte, und reiste über Dalian in der Provinz Liaoning nach China ein. Dort nahm ich den geplanten Flug nach Peking.

In Peking stieß ich auf einige Schwierigkeiten. Obwohl ein hochrangiger Militäroffizier kam, um mich zu empfangen, hielt mich das Flughafenpersonal an, nachdem es die Albuminlösung in meinem aufgegebenen Gepäck gefunden hatte. Sie behaupteten, ich dürfe sie ohne Genehmigung nicht aus dem Flughafen mitnehmen.

Die Flughafenpolizei, die Beamten der öffentlichen Sicherheit und die Militärs arbeiteten für unterschiedliche Systeme. Keiner von ihnen war bereit, klein beizugeben. Der Streit zog sich über mehrere Stunden hin, bis schließlich ein weiterer Beamter hinzugezogen wurde, der mir die Genehmigung erteilte, den Flughafen zu verlassen.

Ich übergab dem Krankenhaus die Albuminlösung und besuchte den Bruder meines Freundes einen Tag vor der Operation.

Der Arzt, der zuvor in Japan studiert hatte und fließend Japanisch sprach, sagte mir, dass der Spender im Nebenzimmer sei. Er fragte, ob ich einen Blick hineinwerfen wolle. Er zog den Vorhang auf und ich sah einen jungen Mann im Bett liegen. Sie sagten, er sei 21 Jahre alt. Weil sie ihm ein Narkosemittel gegeben hatten, war er nicht ansprechbar.

Er erzählte mir, dass der Spender ein sehr schlechter Mensch sei, ein Verbrecher, der zum Tode verurteilt worden sei. Da er früher oder später sterben würde, könne er einen Beitrag leisten, indem er seine Organe vor dem Tod spende. Der Arzt sagte zu mir: „Er ist sehr jung und hat eine sehr gesunde Leber.“

Ich fragte den Arzt, was der junge Mann getan hatte, das zu einem Todesurteil führte. Er sagte, er sei Mitglied einer terroristischen Organisation. Ich fragte weiter, was genau er getan habe. Der Arzt sagte, er gehöre zu Falun Gong.

Da wurde mir klar, dass China Gefangene für die Organentnahme nutzt. Am Ende schlug die Operation fehl und der Bruder meines Freundes starb während der Operation.

Wie sah der junge Mann aus, als Sie ihn sahen?

Er lag da. Seine Hände und Füße waren mit Verbänden umwickelt. Sie hatten ihm am Vortag die Sehnen in den Händen und Füßen durchgeschnitten. Der Arzt sagte, das sollte ihn am Weglaufen hindern.

Außerdem würden sich Menschen zusammenrollen, wenn sie Angst hätten, und das würde die Qualität des Organs bei der Entnahme beeinträchtigen. Deshalb wurde bei ihm eine Sehnendurchtrennung durchgeführt.

Er war also vor der Transplantation noch am Leben?

Natürlich. Als ich ihn sah, war er noch am Leben. Aber er würde sterben, nachdem sie sein Organ entfernt hatten. Es hieß, die Erfolgsquote sei am höchsten, wenn die Organentnahme zur gleichen Zeit wie die Transplantation stattfand. Was sie mit seinem Körper gemacht haben, weiß ich nicht.

Wie lange hat es gedauert, bis sie den Spender gefunden haben?

Der Bruder meines Freundes reiste zunächst nach China, um sich untersuchen zu lassen, und kehrte dann nach Japan zurück. Die chinesische Seite fand den passenden Spender einen Monat später.

Wer war der Makler?

Er arbeitete als medizinischer Vermittler. Seit 2007 kamen viele wohlhabende Chinesen in Gruppen für den Medizintourismus nach Japan. Daran war auch er beteiligt. Er ist chinesischer Abstammung und hat in Japan studiert. Er verfügt über ein großes Netz von Beziehungen und war mit vielen berühmten japanischen Ärzten befreundet.

Das Pekinger Krankenhaus der bewaffneten Polizei beschäftigt sich aktiv mit Organtransplantationen?

Ja. Laut ihrer eigenen Darstellung gehen viele wohlhabende Menschen aus Europa, den USA, Russland, Saudi-Arabien und anderen Ländern des Nahen Ostens dorthin, um sich Organe transplantieren zu lassen. Ich habe dort einige Westler gesehen.

Was die Japaner betrifft, so war der Bruder meines Freundes der Einzige, der dort war. Aber ich habe gehört, dass viele Japaner für Organtransplantationen dorthin gehen.

Es gibt einen speziellen Ort, an dem die Patienten vor der Operation untergebracht werden, und ich glaube, es muss ein Hotel in der Nähe sein. Die Ärzte untersuchen die Patienten vor der Transplantation häufig.

Haben sich die Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas eingeschaltet?

Natürlich. Mir wurde gesagt, dass das Krankenhaus ohne die Beteiligung der Funktionäre keine Organtransplantationen durchführen könnte und dass viele Dinge nicht geschehen wären.

Als ich auf dem Flughafen war, fuhr ich durch eine VIP-Spur und einen unterirdischen Tunnel, der normalerweise von hochrangigen Beamten benutzt wird. Ich habe dort keine anderen Autos gesehen. Außer dem einen hochrangigen Beamten, der mich empfing, waren vier bewaffnete Militärs anwesend.

Die Militärfahrzeuge machten uns den Weg frei, als wir vom Flughafen ins Stadtzentrum von Peking fuhren.

Ich wusste nicht, welchen Rang der Beamte hatte, aber ich denke, er muss eine gewisse Macht haben. Als er kam, parkte sein Auto, ein schwarzer Lexus, direkt neben dem Flugzeug, und dann gingen die Zollbeamten dorthin, um meinen Pass zu stempeln. Danach verließen wir den Flughafen durch den Ausgang, auf dem „nur VIPs“ stand.

Ich tauschte Visitenkarten mit dem Beamten aus. Aber weil es schon so lange her ist, habe ich sie verloren.

Wussten die Mainstream-Medien in Japan davon?

Sie wussten davon, aber sie weigerten sich, darüber zu berichten, weil sie weiterhin Geschäfte in China machen wollten.

Als ich das Krankenhaus besuchte, waren auch einige Reporter eines großen japanischen Mediums dort. Sie wollten ein Interview über Transplantationen führen, wurden aber vom Krankenhaus abgewiesen. Als ich mit dem Makler zu Mittag aß, war auch ein Reporter anwesend.

Das ist sehr grausam. Selbst wenn ich jetzt darüber spreche, empfinde ich es immer noch als sehr grausam. Wir haben 30 Millionen Yen (208.000 Euro) ausgegeben, aber trotzdem zwei Menschen verloren. Das ist für niemanden gut.

Aber die Chinesen, die daran beteiligt waren, glaubten, sie würden das Richtige tun. Sie wurden alle einer Gehirnwäsche unterzogen. Sogar der chinesische Arzt, mit dem ich sprach, glaubte nicht, dass sie etwas Falsches getan hatten, weil die Menschen, die sie töteten, „Gefangene in der Todeszelle“ waren. Sie alle denken so.

Sie sind alle einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Das ist wirklich eine sehr brutale Sache.

 



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