Tibet – wird sich der Schleier heben?
Mitte der fünfziger Jahre war das Buch „Sieben Jahre in Tibet“ des österreichischen Himalaya-Bergsteigers Heinrich Harrer der Renner unter uns Schülern. Es formte unser Bild von dem fernen und geheimnisvollen Dach der Welt, es machte uns mit dem Dalai Lama und der Idee des Buddhismus bekannt. Tibet, das waren für uns Berge im ewigen Schnee, Menschen mit einfachster Lebensweise, Nomaden verstreut über ein weites Hochland, es waren hohe Pässe, die nur mit Yak-Karawanen überwunden werden konnten, und das waren hochgebildete Mönche am Hof des Dalai Lama.
Der Stempel der KP
Dies war lange Zeit auch mein inneres Bild von Tibet. Aber was ist inzwischen geschehen in diesem Land? Das kommunistische China hat sich Tibet systematisch und mit Gewalt einverleibt, Tibets Kultur und spirituelles Leben weitgehend zerstört. Hunderttausende von friedlichen Tibetern kamen durch Gewalt und Hunger ums Leben, Frauen wurden vergewaltigt und große Teile der Bevölkerung ins Han-Gebiet umgesiedelt, Han-Chinesen kamen in großer Zahl nach Tibet. Ein großer Volksaufstand gegen die chinesische Fremdherrschaft im März 1959 wurde blutig niedergeschlagen, der Dalai Lama musste fliehen. Alle folgenden Unabhängigkeitsbewegungen wurden von China unterdrückt. Die Berichterstattung durch ausländische Medien ebenso. Seit 1950 ist ausländischen Journalisten freies Reisen auf dem Dach der Welt verboten.
Hu Jintao und Tibet
Am 1. Juli nun wurde Tibets weitere Anbindung an China durch eine kostspielige Eisenbahnlinie zwischen Peking und Tibets Hauptstadt Lhasa verstärkt. Ausgerechnet Hu Jintao, der chinesische Staatschef, durchschnitt das symbolische Band bei der Einweihung. Er ist den Tibetern als „Schlächter von Tibet“ in schlimmster Erinnerung. In seiner Funktion als KP-Chef von Tibet hatte er im März 1989 in Lhasa selbst mit dem Helm auf der Straße gestanden, als er eine große Protestaktion unterdrücken ließ. Er ordnete im Oktober 1989 den Ausnahmezustand an, auf dessen Grundlage eine weitere Demonstration für die Unabhängigkeit niedergeschlagen wurde. In einem großen Blutvergießen wurden Hunderte von Demonstranten schwer verletzt, viele starben, eine große Anzahl endete im Gefängnis.
Technik für die Flachländer
Nun beschert diese mörderische KP den Tibetern eine rund 4.000 Kilometer lange Eisenbahnlinie, die sich wie ein Schwert in das weitgehend unberührte tibetische Hochland bohrt. Die Daten der Bahnlinie sind schnell gesagt. Der Zug verkehrt täglich dreimal und hat Platz für etwa 900 Passagiere, die Fahrt zwischen den Hauptstädten, mit insgesamt nur fünf Stationen, dauert volle zwei Tage und kostet 780 Yuan, umgerechnet etwa 80 Euro. Die Gesamtkosten der Bahn betrugen nach offiziellen Angaben 3,3 Milliarden Euro. Für Druckausgleich, Sauerstoffgeräte und Ärzte in den engen Passagier-Waggons wird angeblich stets gesorgt sein. Immerhin liegt fast ein Viertel der Strecke auf über 4.000 Meter Höhe, eine Herausforderung für den Körper jedes Flachländers.
Auslandsmedien unter Kontrolle
Ausländische Medien wurden zur ersten Fahrt nur in kleiner Zahl zugelassen. Sie werden Tibet auch in Zukunft nur einmal im Jahr bereisen können, mit der jährlich vom chinesischen Außenministerium organisierten Tibet-Report-Tour und unter Kontrolle des Staates. So wird der Schleier, der über Tibet liegt, wohl weiterhin fortbestehen, und die KP wird dort weiterhin ihre Politik der Unterdrückung betreiben. Wir werden weiterhin die Nachrichten hören von ausgeraubten Klöstern und vertriebenen Mönchen und Nonnen, die für ihren Glauben eingesperrt und gefoltert werden und niemand wird der KP Einhalt gebieten können.
China wird durch diese Bahnstrecke einen sicheren Außenposten an der Grenze zu Indien haben, der schnell mit Soldaten und Raketen bestückt werden kann. Mit dem Bau der Bahnstrecke hat das kommunistische China mit Sicherheit auch den kompakten Transport von Tibets Bodenschätzen wie Uran und Gold, Kohle und Erdöl im Auge gehabt.
Eine „Bahn ins Paradies“?
Im Austausch dafür „durften“ viele Tibeter bei dem Bau mitarbeiten. Ihr Vorteil dabei: sie mussten nicht, wie die Arbeiter aus den anderen Regionen, Sauerstoffgeräte tragen! Wie viele auf der Strecke blieben, liegt unter einem Schleier des Schweigens. Wie die Umwelt auf Chinas neue „Bahn ins Paradies“ reagieren wird, ist mehr als fraglich. Ob der versprochene wirtschaftliche Gewinn den weiteren Verlust an ethnischer Integrität in Tibet aufwiegt, bleibt eine bange Frage.
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