Tibet-Konflikt: Gewaltlos gegen Gewalt

Was ein Tibeter in Deutschland über den Konflikt in der Heimat denkt
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Norbu Khampa, einst aus Ost-Tibet geflüchteter Tibeter: "Nicht nur die tibetische Kultur, wir wissen heute, dass in China auch die uralte Kultur, wie Daoismus, Konfuzianismus und das heutige Falun Gong, also die Kultur des eigenen Volkes zerstört wird". (Jason Wang/ETD)
Epoch Times6. April 2008

China – sie scheinen besorgt über das Klima, sie scheinen besorgt über die Umwelt, aber über Menschenwürde verschwenden sie keinen Gedanken. Wie könnten sie ernsthaft Klima und Umwelt respektieren, wenn ihnen sogar die Menschen egal sind? Das Volk leidet sehr unter dem Regime. Norbu Khampa flüchtete einst aus Ost-Tibet. Epoch Times, sprach mit ihm während einer Friedens-Kundgebung am 31. März vor der chinesischen Botschaft in Berlin.

ETD: Sie sind Tibeter, aus welcher Region kommen Sie?

Norbu Khampa: Ich komme aus Ost-Tibet, aus Kham.

ETD: Wann genau haben Sie China verlassen?

Norbu Khampa: Ich war elf Jahre alt. Zuerst bin ich nach Nepal geflüchtet, dann kehrte ich wieder nach Tibet zurück, um dort noch einige Jahre zu leben , dann bin ich wieder geflüchtet.

ETD: Warum? Wurden Sie verfolgt?

Norbu Khampa: Die Unterdrückung ist zu groß. Wir können unsere eigene Meinung nicht sagen, unsere eigene Kultur nicht zeigen. An manchen Tagen wird es erlaubt, und dann kommt die chinesische Regierung wieder und sagt, die Bilder vom Dalai Lama müssen weg. Es gibt verschiedene Umstände – wir fühlen uns unterdrückt. Deshalb sind wir geflohen.

Kundgebung am 31. März vor der chinesischen Botschaft in Berlin. (Jason Wang/ETD)Kundgebung am 31. März vor der chinesischen Botschaft in Berlin. (Jason Wang/ETD)

ETD: Mit welchem Wunsch sind Sie heute hierher gekommen?

Norbu Khampa: Heute ist der weltweite Tag zur Unterstützung eines Freien Tibets. Ich bin heute hierher gekommen, um mein Land zu befreien, zur Unterstützung des gewaltlosen Weges.

ETD: Sind sie selbst ein gläubiger Mensch?

Norbu Khampa: Ich wurde sehr geprägt vom Buddhismus, aber in erster Linie habe ich den Glauben daran, Mensch zu sein.

ETD: Sind Sie der Meinung, dass die chinesische Regierung die tibetische Kultur zerstört hat?

Norbu Khampa: Ja, sie wird Stück für Stück zerstört. Nicht nur die tibetische Kultur, wir wissen heute, dass in China auch die uralte Kultur, wie Daoismus, Konfuzianismus und das heutige Falun Gong, also die Kultur des eigenen Volkes zerstört wird.

ETD: Ich habe vorhin Ihre Rede gehört. Sie sagten Sie setzen sich für eine gewaltlose Welt ein?

Norbu Khampa: Das ist ein gewaltloser Weg. Sie wissen, heute sind wir hier in Berlin auf der Jannowitzbrücke. Berlin war damals ein geteiltes Land. In Berlin ist damals die Mauer auch ohne Gewalt gefallen und das ist ein klarer Beweis dafür, dass wenn man versteht, ein edler Mensch zu sein, und wenn man die anderen Menschen versteht, dann kommt die Menschheit in Einklang.

Kundgebung am 31. März vor der chinesischen Botschaft in Berlin. (Jason Wang/ETD)
Kundgebung am 31. März vor der chinesischen Botschaft in Berlin. (Jason Wang/ETD)

ETD: Sind Sie der Meinung, dass die Mauer der kommunistischen Partei in China fallen wird?

Norbu Khampa: Sie wird fallen! Jedes Ding ist vergänglich. In der Geschichte, egal wo und wann, ob Dschingis Khan, Alexander oder Rom – es gab immer Veränderungen in der Geschichte.

ETD: Haben Sie Familie und Verwandte in Tibet?

Norbu Khampa: Ja, meine Verwandten und Familienangehörigen sind in Tibet, sie sind von den Unruhen betroffen. Vor ein paar Tagen habe ich nach Tibet telefoniert. Sie stehen dort unter großem Druck. In unserem Gebiet gibt es jetzt viele Panzer und militärische Einsätze.

Im chinesischen Internetforum schrieb ein Han-Chinese, dass die Tibeter in Tibet aus Hass nicht mehr mit Han-Chinesen sprechen, auch nicht mit ihren han-chinesischen Freunden. Können Sie sich eine solche Situation vorstellen?

Ich denke, dass die Mehrheit der Tibeter nicht so ist. Ich denke egal ob Tibet autonom oder frei wird oder wie auch immer, die Chinesen können bleiben, heiraten, Familie und Kinder haben. Diese Leute können in Tibet bleiben. Das ist klar. Aber es geht nicht, dass die Tibeter in Tibet unter den Han-Chinesen eine Minderheit bleiben.

ETD: Ist Tibet Ihrer Meinung nach in der Geschichte ein eigenes Land?

Norbu Khampa: Tibet ist eigentlich ein eigenes Land. Ich bin kein Politiker oder Geschichtsprofi aber es ist so wie Öl mit Wasser. Das kann man nicht mischen. Ein Land, mit eigener Kultur, eigener Sprache, eigener Schrift ist zu China ein Unterschied wie Himmel und Erde. Wenn man so denkt, dann ist Tibet ein eigenständiges Land.

ETD: Das chinesische Regime geht nicht nur gegen Tibeter hart vor …

Norbu Khampa: Nein, in China selbst leiden sehr viele Menschen an der Unterdrückungspolitik des chinesischen Regimes. Es ist klar, dass die chinesische Regierung zu den Tibetern nicht freundlich sein kann, wenn sie ihr eigenes Volk so unterdrückt. Damals auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 wurde die Demokratiebewegung zerschlagen und ihre eigenen Studenten wurden mit dem Panzer überrollt. Das eigene Volk wird mit militärischer Macht unterdrückt. Die Antworten, was das chinesische Regime mit Tibet macht, kann man daraus schon erkennen.

ETD: Wie sehen Sie die Lösung des Konflikts?

Norbu Khampa: Der Dalai Lama fordert die chinesische Regierung immer wieder zu einem Mittelweg auf – eine klare Autonomie. Aber meine Sicht ist, wenn es zu Lebzeiten des Dalai Lama nicht stattfindet, werden die Tibeter einen ganz anderen Weg gehen. Vor dem, was der Dalai Lama erreicht hat, haben wir sehr viel Respekt. Durch den gewaltlosen Weg ist das politische Klima konstant geblieben. Wenn es der chinesischen Regierung klar wäre, würde sie mit dem Dalai Lama ein Gespräch führen.

ETD: Welchen Weg würden die Tibeter ohne den Dalai Lama einschlagen?

Norbu Khampa: Das wird sich zeigen, so weit ist es noch nicht. Es wird alles kommen, wie es kommen soll. Der Weg kann nicht Gewalt heißen, aber es muss eine andere Struktur geben. Mit einem gewaltlosen Weg kann man sehr viel Kraft erzeugen.

ETD: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Die Frage stellte Maria Zheng.



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