Taiwan ist Taiwan, China ist China

Der gewisse Unterschied – Warum sich China vor Taiwan fürchtet
Titelbild
Taipei / 27. Juni 2006 – Protestierende der Opposition vor dem Parlament. Das von ihnen eingeleitete Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten Chen Shui-bian wurde am 27. Juni wie erwartet vom Parlament abgelehnt. (Foto Daniel Ulrich / DNE)
Von 10. Juli 2006

Es war interessant zu beobachten, was sich dieser Tage in Taiwan und in der Folge in der VR China abspielte. In Taiwan führten Korruptionsvorwürfe um den Präsidenten zur Beantragung eines Amtsenthebungsverfahrens. Die Korruptionsvorwürfe betrafen nicht ihn, sondern seine Familienangehörigen und wurden in den Medien breit diskutiert. Das im Parlament demokratisch angestrengte Amtsenthebungsverfahren lief ins Leere, der Präsident bleibt im Amt, die Korruptionsvorwürfe stehen an zur gerichtlichen Klärung. Soweit Taiwan.

Die Medien im kommunistischen China empfanden die öffentlich ausgebreiteten Korruptionsvorwürfe als ein gefundenes Fressen, nach dem Motto, da schaut mal, wie es in Taiwan drunter und drüber geht, und haben fleißig darüber berichtet. Viele wache Chinesen diskutierten das Thema sofort im Internet und kamen zu dem Schluss, dass so eine öffentliche Diskussion doch eine gute Methode wäre, um das Heer der korrupten chinesischen KP-Beamten und hohen Funktionäre aus dem Sattel zu heben. So ging der Schuss nach hinten los. In der KP schrie man „Feuer“ und prompt holte man im Propagandaministerium die große Fliegenpatsche der Medienkontrolle hervor, die Berichterstattung fand ein jähes Ende.

Der Riese China hat in der Tat Anlass, den Zwerg Taiwan zu fürchten. Vor den Augen von Chinas KP schlüpft dort eine Demokratie aus den Kinderschuhen, hat eine prosperierende Wirtschaft und diskutiert obendrein ihre Probleme und die ihrer Politiker in aller Öffentlichkeit und ohne dass das in China viel beschworene Chaos ausbricht. Und da soll sich die korrupte chinesische Führung nicht fürchten?



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