Streit um einen Leichnam in der chinesischen Provinz Hubei

Der Tod eines Kochs löste kürzlich Massenproteste in der Stadt Shishou aus, einer kleinen Stadt in der chinesischen Provinz Hubei.
Titelbild
Etwa 70.000 Bewohner der Stadt Shishou nehmen an einem Protest teil. (Aboluowang.com)

Innerhalb des Kontextes dessen, was es sonst über das chinesische kommunistische Regime zu berichten gibt, war der Vorfall, der die Proteste auslöste, nur ein kleiner Vorfall. Nach offiziellen Berichten der staatlichen Medien beging ein vierundzwanzigjähriger Koch namens Tu Yuangao am 17. Juni Selbstmord, indem er aus dem dritten Stockwerk des Yonglong Hotels sprang.

Als der Körper herunter fiel, eilten sofort Passanten herbei und stellten fest, dass es sich um einen verdächtigen Todesfall handelte. An der Stelle, an der Tu aufgeschlagen war, war kein Blut. Nach Berichten der Leute von Shishou ergab eine nähere Untersuchung des Körpers, dass Tu grausam gequält worden war, bevor er hinunter stürzte. An seinem Hals und seinen Fußgelenken befanden sich Blutflecken, ein Nagel steckte in seinem Kopf und seine Genitalien waren verletzt.

Tus Leiche wurde in die Eingangshalle des Hotels gebracht und es entwickelte sich eine verfahrene Situation. Tus Familienmitglieder forderten eine Autopsie. Doch die örtlichen Behörden wollten den Leichnam abtransportieren und einäschern lassen. Als die Polizei kam, um den Leichnam zu holen, waren die Leute davon überzeugt, dass das Regime einen Mord vertuschen wollte.

Schon früher sind Vorfälle in diesem Hotel vertuscht worden. Eine Hochschulstudentin setzte am 22. Juni eine Nachricht ins Internet, dass das Yonglong Hotel ein Ort für sexuellen Verkehr und Drogenhandel sei.

Die Botschaft der Studentin lautete: „Im Jahr 1999 starb eine junge Frau in dem Hotel, aber der Fall wurde ohne irgendeine Erklärung zu den Akten gelegt Vor zwei Jahren starb dort eine Sechzehnjährige und ihr Fall wurde beiläufig von der Polizei als Selbstmord eingestuft. Der Fall wurde abgeschlossen, als der Hoteldirektor 5.100 Dollar bereit stellte. Er ist der jüngere Bruder des Bürgermeisters der Stadt, Zhang Shancai.

Die Menschen in Shishou glauben, dass Tu sterben musste, weil er Einzelheiten der kriminellen Aktivitäten des Hotels kannte. Man sagt über den Besitzers des Hotels, in dem Tu arbeitete, dass er mit der Hilfe des Polizeichefs und der Frau des örtlichen Richters mit Drogen handele.

Zusammenstoß in den Straßen

Ein heftiger Zusammenstoß erfolgte zwischen der Polizei und den Sympathisanten von Tus Familie. Bevor die Polizei einige Leute verhaftete, schlug sie diese zusammen. Doch es kamen immer mehr Leute, um sich am Kampf gegen die Polizei zu beteiligen. Auf bis zu 70.000 soll die Menge angewachsen sein.

Solche spontanen Massenproteste werden in China immer häufiger. Ein isoliertes Ereignis kann einen explosiven Vorfall auslösen, an dem sich dann Zehntausende beteiligen.

Die meisten Leute beschweren sich über das kommunistische Regime. Einige große Städte machen einen sehr wohlhabenden Eindruck, doch der Wohlstand ist nur einigen wenigen vorbehalten, einer kleinen Anzahl von Leuten, die Verbindung zur politischen Macht haben. Viele andere leiden unter weit verbreiteter Ungerechtigkeit und Korruption und auch unter einer geschädigten Umwelt. Nach Meinung der Leute kann man diese Beschwerden gewöhnlich nicht an das Regime oder seine rechtlich Zuständigen richten. Die immer größer werdende Zahl der Beschwerden ohne die Möglichkeit einer Rechtshilfe, hat das Volk in chronischen Zorn versetzt. Aber nach allgemeinem Konsens ist das chinesische Volk schon seit langer Zeit über die Behandlung durch die Kommunistische Partei unglücklich.

Verteidigung von Rechten

Heute sind die Menschen der Stadt Shishou nicht nur zornig, sondern sie besitzen etwas Neues: den Sinn dafür, dass sie Rechte haben. Und diese Idee von Rechten, die man verteidigen muss, trägt dazu bei, dass isolierte Konflikte sich in eine Kampfansage der Massen gegen das Regime verwandeln.

Die Menschen, die sich in der Stadt Shishou versammelt hatten, verteidigten nicht nur den Wunsch der Familie zu erfahren, wer oder was ihren Sohn getötet hatte, sondern sie verteidigten das Recht der Familie darauf, dieses zu erfahren. Dieses Recht stellt etwas dar, das die Menschen in ganz China ohne Verbindung zu Shishou unterstützen.

Aus diesem Grund hat das Regime in Shishou sehr schnell gehandelt, um die Nachrichten über das, was sich dort abspielte, unter Kontrolle zu halten. Monate vorher hatte es noch bekannt gegeben, dass es eine offenere Politik gegenüber der Berichterstattung über Ereignisse in China befürworte.

Als der Protest am 20. Juni begann, wurde das Internet in Shishou sofort gesperrt. Die Familie rief die Medien in Peking an, aber als die Reporter ankamen, verweigerte man ihnen den Zutritt zur Stadt. Sendungen an Chatrooms und Blogs, die den Umgang mit Tus Todesfall kritisierten, werden entfernt und nur die offiziellen Versionen zugelassen.

Dieses Gefühl, Rechte zu besitzen, die man verteidigen muss, ist bei den Menschen tief verankert. Wenn man die Fotos der Demonstranten in Shishou betrachtet, so kommt man zu dem Schluss, dass es keine Intellektuellen oder idealistische Studenten sind. Dieses sind Menschen der Arbeiterklasse, Menschen aller Art, Hausfrauen in ihren Stoffschuhen, Männer in mittleren Jahren in T-Shirts und alte Großväter.

Diese Menschen unterstützten die Forderungen von Tus Familie gegen die Anordnungen des Polizeichefs, des Obersten Richters und des Bürgermeisters. Die Menschen von Shishou waren davon überzeugt, dass Tus Familie keine gerechte Behandlung erfahren konnte, nicht von dem, was sie als korrupte Einrichtung ansahen. Darum gingen sie auf die Straße, um die Familie zu unterstützen.

Taktische Maßnahmen

Das Regime reagierte mit einer speziell ausgebildeten Bereitschaftspolizei, deren Zahl auf ungefähr 8.000 geschätzt wird. Schließlich wurden die Demonstranten überwältigt. Und doch scheinen die Menschen bei ihrer Konfrontation mit der Bereitschaftspolizei einen Sieg davon getragen zu haben.

Das Regime, das anfangs Tus Leichnam gewaltsam entfernen und einäschern lassen wollte, stimmte einer Autopsie zu, die in Gegenwart der Familie durchgeführt werden sollte. Nach einem Bericht in der „Xiaoxiang Morning Post“ vom 23. Juni hat diese Autopsie stattgefunden und die Ergebnisse werden in zwanzig Tagen erwartet. Die Familie wurde gebeten, den Leichnam so schnell wie möglich einzuäschern. Die Familie weigert sich, die Einäscherung vor Bekanntgabe des Autopsie Berichtes durchzuführen.

Nach dem selben Zeitungsbericht hat die Familie inzwischen den Leichnam in einem transparenten Sarg in einer Leichenhalle ausgestellt. Der Reporter konnte, wie alle anderen auch, die Wunden sehen, die der Leichnam auf der Brust, am Hals, an den Fußgelenken und den Genitalien aufwies.

Was jedoch wie Zugeständnisse der Beamten des chinesischen Regimes aussieht, erweist sich oft nur als taktische Maßnahme. Betrachten wir zum Beispiel den jüngsten Fall von Deng Yujiao, die am 16. Juni vor Gericht stand, weil sie einen Beamten der kommunistischen Partei getötet hatte, als dieser sie vergewaltigen wollte. Das Gericht erklärte, dass Deng wieder vollkommen frei sei. Der Urteilsspruch sollte eine Reaktion auf die weit verbreitete Unterstützung für Deng sein. 48 Stunden nach ihrer Entlassung jedoch, berichtete ihre Mutter, dass sie zur psychiatrischen Behandlung abgeholt worden sei und dass man seitdem nichts mehr von ihr gehört habe.

Über den Fall von Tus Familie sagen Berichte, dass sie zu einem „Gespräch“ mit einem örtlichen Beamten eingeladen sei. Da sich keine 70.000 Menschen mehr auf der Straße befinden, wird der Druck auf die Familie wachsen. Ein Handel, der sie zwingen wird, ihre Konfrontation gegen das Regime aufzugeben, wäre keine Überraschung.

Aber selbst wenn das Regime die Familie eventuell zwingt, ihren Widerstand aufzugeben, so hat dieser Vorfall in Shishou für das Regime seinen Preis gehabt. Die Kenntnisse darüber, was Tu angetan worden war, nur um die Interessen der führenden örtlichen Beamten zu schützen, haben die Chinesen, die ins Internet gehen, schon erreicht, bevor alles gesperrt wurde. Diese Kenntnisse werden auch weiterhin den Zorn und die Entrüstung des chinesischen Volkes anheizen.

Originalartikel (englisch): http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/18600/

 

 



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