Spionage-Verdacht: Chinas Journalisten in Kanada von Regierungs-Reise ausgeschlossen
OTTAWA – Das Büro des kanadischen Premierministers Stephen Harper hat Reporter von Chinas staatliche Nachrichtenagenturen von seiner Reise in die Arktis ausgeschlossen. Seine Reise begann am Mittwoch.
Ein Sprecher aus dem Büro des Ministerpräsidenten sagte: „Gewisse Nachrichtenagenturen waren nicht mehr willkommen, um mit Harper zu reisen“, laut der Winnipeg Sun
Die Reporter arbeiten für die Xinhua Nachrichtenagentur und die People’s Daily, zwei der offiziellen Sprachrohre des chinesischen Regimes.
Es wurde zunächst berichtet, dass die Entscheidung vermutlich auf ihrem schlechten Benehmen beruht. Es hat sich nun jedoch herausgestellt, dass sie auch Sorgen betrifft, diese Journalisten könnten Spionage für China betreiben.
Harpers kommende elfte jährliche Reise in die Arktis soll die Souveränität Kanadas im Norden durch die Ankurbelung der Wirtschaft und die Verteidigung des Territoriums durch militärische Einrichtungen verstärken.
Unter Beobachtung
Es wurde in Kanada im vergangenen Jahr berichtet, dass Journalisten der beiden staatlichen chinesischen Nachrichtenagenturen es sich zur Gewohnheit gemacht haben, ihre Journalistenkollegen zu fotografieren und zu interviewen. Sie hätten auch zahlreiche Fotos des Inneren des Royal Canadian Air Force C-130J Flugzeugs aufgenommen.
Einer der Reporter, Jiang Li Xue, Büro-Chef der in Ottawa basierten People‘s Daily-Niederlassung, veröffentlichte im letzten Jahr selbst einen Artikel über die Bedenken, dass er und sein Kollege bei der Nachrichtenagentur Xinhua, Zhang Dacheng, geheime Informationen für China sammeln würden.
Er beschrieb, dass er einmal auf der Reise, als Reporter darauf warteten Harper zu sprechen, in den Waschraum ging. Eine Mitarbeiterin aus dem Büro des Ministerpräsidenten schickte sofort einen Royal Canadian Mounted Police Officer hinterher, um ein Auge auf ihn zu halten. Er berichtete, dass auch Zhang von Mitarbeitern aus Harpers Büro sorgfältig beobachtet wurde.
Einige Journalisten in Kanada hätten sogar die beiden direkt gefragt, ob sie Spione wären.
Xinhua und People’s Daily veröffentlichten einige eigene Artikel über die Reise, obwohl Reporter für die tägliche Berichterstattung zugeteilt waren.
Spionage
Im Jahr 2012 hatte Mark Bourrie, ein Parlaments-Reporter der Nachrichtenagentur Xinhua, offenbart, dass sein Bürochef Zhang Dachang ihn gebeten hatte, seine Presse-Akkreditierung zu verwenden, um Geheimdienstinformationen über Demonstranten zu sammeln, vor allem über Falun Gong-Praktizierende und den Dalai Lama.
Falun Gong-Praktizierende in Kanada hatten ebenfalls offengelegt, dass Zhang viel Zeit damit verbrachte, personenbezogene Informationen über Falun Gong-Praktizierende zu erkunden, die zum Protest gegen die Verfolgung in China kamen, als der ehemalige chinesische Staatschef Hu Jintao Kanada besuchte. Er hätte auch versucht, Details zu den geplanten Protesten direkt vor Hus Besuch zu sammeln.
Alle chinesischen Reporter mit Geheimdiensten verbunden
Li arbeitete früher in der Nordmeerflotte der Marine der Volksbefreiungsarmee, nach einem Intro auf der People’s Daily Website. Er war auch für People’s Daily in Australien und in Washington tätig.
Die Behauptung, dass chinesische Reporter als Geheimagenten arbeiten, ist nicht neu.
Auf BBS, einer chinesischen Website namens "Toleranz für die Vielfalt", hat ein Internetnutzer geschrieben: „Die Kommunistische Partei Chinas hat offizielle Reporter im Ausland stationiert, um auch Geheimdienstarbeit zu leisten. Dies sollte allen Menschen auf der Erde klar sein. Alle aktiven Reporter, die für das chinesische kommunistische Regime in den verschiedenen Ländern der Welt arbeiten, sind mit unterschiedlichen Geheimdienst-Systemen verbunden.“
Schlechtes Benehmen
Die Sorgen über schlechtes Benehmen sind neben dem Spionage-Verdacht ebenfalls berechtigt.
Li musste im vergangenen Jahr zurückgehalten werden, nachdem er Harpers Pressesprecher, Julie Vaux, beiseitegeschoben und versucht hatte ein Mikrofon zu ergreifen, um eine Frage zu stellen. Der Vorfall wurde auf einem Film festgehalten.
Er schnappte sich ein Mikrofon von einem Mitglied des Privy Council Office, laut CBC Radio-Canada. Drei Mitglieder von Harpers-Sicherheitsteam packten Li und nahmen ihn mit in ein Hinterzimmer, wo er vorübergehend festgehalten wurde.
Li wollte Harper angeblich über die Position der kanadischen Regierung zu ausländischen Investitionen in Kanada befragen. Er behauptete, Vaux hätte ihn nach vorn geschoben.
„Ob sie zustimmen oder nicht, so wie die Ereignisse liefen, gibt es keine Entschuldigung für den chinesischen Staats-Reporter, sich physisch mit unseren Mitarbeitern anzulegen“, twitterte Harpers Direktor für Kommunikation, Andrew MacDougall, nach dem Vorfall.
„Wir werden die Angelegenheit mit der Pressetribüne zur Sprache bringen und Herr Li sollte sich sofort entschuldigen“, fügte er hinzu und bezog sich auf Kanadas Pressetribüne für die Journalisten, die über die Politik auf dem Parliament Hill berichten.
Harpers kommende neunte jährliche Reise in die Arktis soll Kanadas Ansprüche auf das nördliche Gebiet verstärken. Man steht dort unter dem wachsenden Druck aus Russland, das auch Ansprüche auf das Territorium angemeldet hat.
Original-Artikel: Suspected of Spying, Chinese Journalists Banned by Canadian PM
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