„Sie sagen, Du bist geisteskrank“

Nach drei Jahren Gehirnwäsche und Folter in chinesischem Gefängnis
Titelbild
Nach 3 Jahren Haft in China kehrte Dr. Charles Lee am 21. Januar 2006 nach den USA zurück (Foto: Epoch Times)
Von 13. Februar 2006

Dr. Charles Lee, amerikanischer Staatsbürger, der seit dem 22. Januar 2003 drei Jahre lang in China inhaftiert war,  kehrte am 21. Januar 2006 in die USA  zurück. The Epoch Times interviewte Dr. Lee (gekürzte Fassung):

EPT: Warum wurden Sie in China verhaftet?

Dr. Charles Lee: Ich hatte beabsichtigt, die verstaatlichten Medien anzuzapfen, um Videos einzuspeisen, in der die Verfolgung von Falun Gong dargestellt wird.

EPT: Bitte erzählen Sie uns von der Gerichtsverhandlung.

Dr. Lee: In der Verhandlung wurden mir jegliche Rechte abgesprochen. Ich hatte Beweise, die meine Unschuld belegten, aber ich durfte sie nicht vorlegen. Ich versuchte mich zu verteidigen, aber selbst das ließen sie nicht zu, besonders als ich die Gründe aufführte, warum ich die Wahrheit über die Verfolgung offen legen wollte. Sie schnitten mir sehr oft das Wort ab; sobald ich anfing zu sprechen, unterbrachen sie mich. So hatte ich keine Chance mich zu verteidigen. Und ich konnte keinerlei Beweise präsentieren, obwohl ich es sehr oft versucht habe.

Diese Verhandlung war völlig ungesetzlich – inakzeptabel.

EPT: Wie wurden Sie behandelt?

Dr. Lee: Anfangs, als ich in der Provinz Guangdong verhaftet und dann in die Provinzhauptstadt Guangzhou überführt wurde, quälten sie mich mit Handschellen, die mir bis auf die Knochen ins Fleisch einschnitten; es war extrem schmerzhaft. Insgesamt 92 Stunden lang ließen sie keinen Schlaf zu. Sie setzen die Handschellen als Folterwerkzeug ein. Von hinten zogen sie mir die Arme nach oben, so dass ich mich gar nicht mehr bewegen konnte, und wenn, dann nur unter größten Schmerzen.

Ich machte einen Hungerstreik, vom 22. Januar bis zum 10. Februar – insgesamt 18 Tage.

Am 21. März war die Verhandlung. Ich bestand darauf, weiterhin Falun Gong zu praktizieren, also legten sie mir am 27. März, nach der Verhandlung, wieder die Handschellen an. Am 30. begann ich einen weiteren Hungerstreik, weil ich Berufung einlegen wollte aufgrund der ungesetzlichen Verhandlung. Ich musste drei Kopien anfertigen und noch eine vierte für mich, also insgesamt vier handschriftliche Schreiben – mit Handschellen.

Am 9. Mai wurde meine Berufung abgelehnt, und ich ging wieder aus Protest über diese ungesetzliche Behandlung in den Hungerstreik. Nach deren Gesetzen war das endgültig, anschließend wurde man ins Gefängnis geworfen, also wurde ich am 12. Mai in das Gefängnis von Nanjing überführt. Ich war immer noch im Hungerstreik, und am 14. Mai erhielt ich einen Anruf vom amerikanischen Konsulat, ich sagte ihnen: „Ich habe hier einiges an Material, das ist für Sie bestimmt. Ich werde heute den Hungerstreik abbrechen, und wenn Sie das Material nicht innerhalb von zwei Wochen erhalten haben, gehe ich wieder in den Hungerstreik.“ Denn das Material war extrem wichtig. Sie haben alle Einzelheiten der Verhandlung aufgenommen, was die Beamten gesagt und gemacht haben, warum sie mir dieses und jenes nicht erlaubten und auch meine Berufung und wie sie mich folterten. Nach zwei Wochen sah ich meine Forderung nicht erfüllt, und ich hungerte wieder.

Die Zwangsernährung war sehr schmerzhaft, und ich wehrte mich heftig dagegen. Also stießen sie den großen, dicken Schlauch brutal durch meine Nase in den Magen, so dass ich mich mehrere Male übergeben musste. Es war fürchterlich – ich schrie vor Schmerzen. Der Kameramann war frisch von der Polizeischule, er fiel vor mir in Ohnmacht. Am 2. Juni erhielt das amerikanische Konsulat endlich das Material, das ich ihnen zukommen lassen wollte.

Mein Zhuan Falun (das Hauptwerk von Falun Gong) befand sich noch immer in ihren Händen, und ich sagte ihnen, entweder sie geben mir mein Zhuan Falun wieder, oder ich höre mit dem Hungerstreik nicht auf. Am 3. Juni fingen sie mit der Zwangsernährung wieder an. Bevor sie anfingen, brüllten sie: „Koste die Macht der demokratischen Tyrannei des Volkes!“ Sie gingen mit Überschwang daran, mich zu foltern, als wenn es was Tolles wäre. Sie ließen die Schläuche in meiner Nase stecken; ich zog sie selber heraus.

Zwangsernährung war für sie auch eine Foltermethode.

Sie hatten sogenannte Arbeitsgemeinschaften, Anti – Falun Gong-Arbeitsgemeinschaften. Ich war von 15 Leuten umgeben, die mich anbrüllten. Falun Gong ist so-und-so, ist verrückt, warum glaubst du daran? Das war übel…so ging das jeden Tag. Also ging ich aus Protest wieder in den Hungerstreik, vom 14. bis zum 18. Juli. Diesmal ließen sie den Schlauch in meiner Nase, 33 Stunden lang, und ich wurde am Bett festgebunden. 33 Stunden lang konnte ich mich nicht bewegen, es war extrem schmerzhaft – die Hölle.

Dann kam die Gehirnwäsche. Von August 2003 an zwangen sie mich, Videos anzusehen. Drei Stunden täglich. Es gab Versammlungen, die  Falun Gong verdammten; dreistündige Sitzungen, dann kamen Polizisten und redeten mit mir. Sie setzten dies drei bis vier Monate lang fort, und als sie keine Ergebnisse sahen, änderten sie die Strategie.

Ende des Jahres 2003 zwangen sie mich zur Sklavenarbeit, ich sollte Schuhe herstellen.

Dazu musste ein benzolhaltiger Industrieklebstoff benutzt werden, das war sehr giftig und unangenehm. Es veranlasste bei mir unter anderem Kopfschmerzen und Atemnot. Andererseits versuchte ich die Arbeit zu verweigern, ich war ja unschuldig – es stand ihnen nicht zu, mich diese Arbeit machen zu lassen. Ich wurde gezwungen, 16 Tage lang ununterbrochen zu stehen, von morgens bis abends, vor den anderen Gefangenen. Sie griffen mich verbal an, beleidigten mich. Wenn man nicht aufrecht stand, schubsten und traten sie einen.

Sie versuchten mich zum Geständnis zu bewegen, indem sie mich zum Sitzen zwangen. Sie sagten, man müsse da jetzt sitzen und über seine Übeltaten nachdenken, wie zur Buße. Einfach nur da sitzen, in einer aufgezwungenen Haltung. Die längste Zeitspanne waren 48 Tage hintereinander, was zur Folge hatte, dass sich meine Herzprobleme bemerkbar machten. Nach dem Frühstück war es 7 Uhr 30, dann fängt das Sitzen an; zu Mittag isst man dann eben zu Mittag, und hinterher sitzt man da weiter, dann gab’s Abendessen, und hinterher noch da sitzen um CC-TV (China Central Television) zu gucken. Nach jeder Stunde durfte ich für fünf Minuten aufstehen und herumgehen. Der Hocker war etwa so groß [Lee zeigt mit den Händen eine Größe von weniger als 30 cm hoch, ebenso breit und etwa 15cm tief] man sitzt und sitzt und auf dem Hintern bekommt man harte, schmerzhafte Schwielen, und der Rücken schmerzt auch höllisch. Ich war lange Zeit sehr erschöpft. Nach zwei, drei Wochen arbeitete mein Gehirn nur noch sehr langsam. Als der Mitarbeiter des Konsulates kam, fiel mir das Sprechen außerordentlich schwer…irgendwie funktionierte mein Gehirn nicht mehr!

EPT: Wie sah gewöhnlich Ihr Tagesablauf aus?

Dr. Lee: Die ganze Zeit über machen sie etwas mit einem, zum Beispiel Gehirnwäsche-Sitzungen. Immer Gehirnwäsche, von Anfang an bis zum letzten Augenblick. Sie sagen, du bist ein Gefangener, du hast ein Verbrechen begangen und du müsstest bestraft werden.

EPT: Wie gingen sie auf  Ihren Glauben an Falun Gong ein?

Dr. Lee: Es war alles hasserfüllt. Als ich am Flughafen festgenommen wurde, versuchte ein Polizist, mir das Zhuan Falun wegzunehmen. Er sagte: „Sie haben ja immer noch dieses Zhuan Falun!“

Sie tun alles, um dich zu beleidigen, dir ihre Verachtung zu zeigen und zu sagen, du bist geisteskrank.

EPT: Was war das Schlimmste an dem Gefängnisaufenthalt?

Dr. Lee: Ich denke, das Schlimmste war, dass ich nie Gelegenheit hatte, meine Mutter zu sehen oder etwas für sie zu tun. Inzwischen ist sie gestorben, vor einem Jahr. Egal was mir passiert, ich kann es ertragen und nach einer gewissen Zeit habe ich mich davon erholt. Aber meine Mutter ist gestorben, und ich kann überhaupt nichts machen.

EPT: Gibt es etwas, das Sie den Menschen über die Verfolgung von Falun Gong mitteilen möchten?

Dr. Lee: Es ist extrem schauderhaft; wirklich, wenn ich jetzt über das Vergangene nachdenke: es war wirklich die Hölle. Manchmal übertreiben wir ja, wenn wir sagen, es ist die Hölle, aber dies war buchstäblich die Hölle. Sie haben mich die ganze Zeit beobachtet; man steht andauernd unter Druck. Sie geben dir das Gefühl, dass es kein Entkommen gibt, kein Ausweg, man ist ständig unter ihrer Kontrolle.

Es ist wirklich eine Hölle. Ich wünschte, jeder in der Welt würde die Wahrheit darüber erfahren, was bei dieser Verfolgung abgeht. Wenn man jemanden sofort tötet, mag das noch okay sein, die erleiden dann nicht solche Schmerzen. Aber wenn Leute auf diese Art und Weise gefoltert werden, und du hast keine Hoffnung herauszukommen, das ist noch schlimmer, viel schlimmer als der Tod. Es gab sogar Auseinandersetzungen mit den Insassen, die mich überwachten. Ich sagte: „Ihr könnt mich nicht töten, stimmt’s?“ Sie antworteten: „Oh, aber wir können es so anstellen, dass es schlimmer ist als zu sterben.“ Das haben sie wirklich gesagt. Sie wissen, wie man Menschen quält, sie wissen, wie sie einen bis aufs Äußerste leiden lassen können. Das ist schlimmer als der Tod. Dass sie einen leiden lassen – endlos leiden, und du siehst kein Ende. Das ist extrem bösartig.

Ich setze meine ganze Hoffnung darauf, dass die Menschen die Wahrheit erfahren, und dass alle Menschen ihren Beitrag leisten können, dass alle rechtschaffenen Menschen auf der Welt ihren Beitrag leisten, um diese Verfolgung zu beenden.



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