Shanwei – Bewohner werden weiterhin unterdrückt
Zweieinhalb Monate sind seit dem blutigen Massaker im Dorf Dongzhou, vergangen, wo Regierungstruppen Dorfbewohner beschossen haben, die gegen die Zwangsenteignung ihrer Ländereien protestierten. Seitdem hat die Regierung das Dorf weitgehend abgeriegelt. Fortlaufend zapfen sie Telefonleitungen an, durchsuchen Wohnungen und verhaften Dorfbewohner. Das Dorf Dongzhou liegt bei der Stadt Shanwei in der Provinz Guandong.
Die Bewohner von Dongzhou wagten über siebzig Tage lang nicht, sich zu besuchen oder am Telefon Auskünfte zu geben. Am 24. Januar wurden alle Krankenhauspatienten gezwungen, nach Hause in ihre Dörfer zu gehen. Nach dem chinesischen Neujahr nahm die Unterdrückung durch die KPC noch weiter zu. Wieder wurden Dorfbewohner verhaftet, verhört und gefoltert. Sie können diese Misshandlungen nicht länger dulden.
Waisenkinder betteln auf der Straße
Am 18. Februar um acht Uhr morgens begleiteten Opfer des Shanwei-Vorfalls und Angehörige von denen, die verhaftet wurden oder vermisst sind, ein Dutzend verwaiste Kinder zum zweiten Dongzhou Dorf, wo sie in den Straßen bettelten. Verwandte von vermissten Dorfbewohnern riefen laut nach Gerechtigkeit, woraufhin eine Menschenmenge zusammenlief. Dorfbewohner drückten ihre Besorgnis darüber aus, dass die skrupellose Demütigung der KPC von unschuldigen Menschen eine Rebellion entfachen könnte.
Die bettelnden Kinder sind zwischen 3 und 12 Jahren alt. Einige sind die Kinder von Vätern, die zu Tode geprügelt wurden und verwitwete Mütter und Kinder hinterließen, die keine Möglichkeit haben für sich selbst zu sorgen. Einige haben Eltern, die als „Anstifter“ der Vorfälle am 6. Dezember gesucht werden, und daher fliehen mussten. Wieder andere haben Eltern, die so schwer verletzt wurden, dass sie nun arbeitsunfähig sind.
Der Anblick von auf den Knien bettelnden Kindern und die Schreie der Opfer entfachten schließlich die Empörung in den Herzen der Dongzhou-Bewohner, die diese Ungerechtigkeiten nun schon fast achtzig Tage lang erduldet hatten. Immer mehr Bewohner liefen zusammen, und viele gaben den Waisen Geld. Ein älterer Mann wies wütend die herbei geeilten Regierungsbeamten zurecht: „Ich werde dieses Jahr 77 Jahre alt. Bitte sehr, verhaftet und verprügelt mich! Die Kommunistische Partei ist das Lügen gewohnt! Es ist so lächerlich!“
In den umliegenden Dörfern erzählten sich die Bewohner, dass die Abgeordneten des Dorfes zurückgekehrt waren. Nach ihren Aussagen waren die drei Abgeordneten, die ebenfalls verhaftet wurden, hoch angesehen. Waren sie anwesend, hatten die Dorfbeamten und die Polizei Angst vor ihnen und sie wagten dann nicht, die Dorfbewohner zu stören. Seit ihrer Verhaftung während des Vorfalls am 6. Dezember jedoch verhafteten und verprügelten die ortsansässigen Schläger auf staatlichen Befehl hin willkürlich die Dorfbewohner , drangen mit Gewalt in ihre Häuser ein und durchsuchten sie nach Belieben.
Die Dorfbewohner waren zu eingeschüchtert, um ihre Wut zu äußern. Aber heute schien es, als wären die Abgeordneten zurückgekehrt. Jeder brüllte und schrie das bisher zurückgehaltene Leid heraus.
Die Menge zerstreute sich um 15 Uhr allmählich, nachdem die Kinder von den Bewohnern ermahnt worden waren nach Hause zu gehen. Doch die Anwohner sagten, dass die Kinder, die ihren Lebensunterhalt verloren hatten, bald zurückkehren würden um wieder zu betteln, da sich die Regierung nicht um ihre Probleme kümmern würde.
Am 24. Januar evakuierten die Behörden acht Dorfbewohner, die verletzt im Krankenhaus lagen, darunter Chen Tianjin, Tang Dahan und Liu Muzong, unter dem Vorwand, sie müssten zur Neujahrsfeier nach Hause. Einige erkannten die wahre Absicht dahinter und weigerten sich das Krankenhaus zu verlassen. Sie wurden jedoch unter solch massiven Druck gesetzt, dass sie schließlich nachgaben und in ihr Dorf zurückkehrten, wo sich niemand um sie kümmern kann. Dort gibt es weder einen Arzt noch Medikamente.
Vor ein paar Tagen gingen einige verletzte Dorfbewohner, die sich kaum selbst helfen konnten, zu einem Regierungsbüro, um dort um Hilfe zu bitten. Wie üblich wurden ihre Bitten nicht beachtet und sie wurden von den Beamten mit Vorwürfen überhäuft. Einige Familienmitglieder von den Inhaftierten verlangten, ihre Angehörigen zu besuchen und ihnen etwas zum Neuen Jahr zu schenken, aber sie wurden ebenso abgewiesen.
Der Verbleib der vermissten Dorfbewohner ist weiterhin unbekannt. Viele Ortsansässige vermuten, dass die Vermissten ermordet und sofort am 6. Dezember verbrannt worden seien. Die Behörden versuchten, die tatsächliche Zahl der Toten zu verschleiern und behaupten, dass die Vermissten in Haft seien, vermutlich um die Angehörigen zu täuschen eine öffentliche Untersuchung zu vermeiden.
Die Dorfbewohner hatten ein stilles Chinesisches Neujahr. Dorfbewohner, die außerhalb waren, trauten sich kaum nach Hause. Kaum dass die Feiern vorüber waren, wurden wieder Bewohner verhaftet. Man versuchte sie zu zwingen, das Versteck von Waffen preiszugeben. Wenn die Bewohner sagten, dass sie nichts wüssten, wurden sie geschlagen und herumgestoßen. Alle die verhaftet wurden, erlitten verschiedenen Formen von Folter.
Die offiziellen Medien berichten, dass sich die Situation im Dorf friedlich sei. Nach Aussage der Dorfbewohner hat es seit dem 6. Dezember eine ununterbrochene Regierungs-Propaganda durch die Shanwei TV-Station gegeben, in der behauptet wurde, dass die Behörden mehrmals Hilfskräfte nach Dongzhou geschickt hätten um den Armen zu helfen, dass man eine Sozialversicherung für die Dörfler eingerichtet hätte und dass die Situation im Dorf sich wieder normalisiert hätte.
Die wirkliche Situation sieht ganz anders aus. Die Dorfbewohner sagen, dass die Behörden ganz unverblümt lügen würden. Ihr Lebensunterhalt sei vernichtet, sie fänden keine Gerechtigkeit und jeden Tag lebten sie unter Angst und Druck. Sie sagen: früher oder später werden die Dorfbewohner sich auflehnen.
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