Organisierter Besuchstermin für Journalisten in Tibet

Mit einer vermeintlichen Lockerung des Einreiseverbots nach Tibet versucht Peking ausländischen Medien Beweise zu liefern
Titelbild
Angespannte Lage in den tibetischen Regionen in der Provinz Yunnan. (AFP)
Von 26. März 2008

Unmittelbar nach der gestrigen Ankündigung der Lockerung des Einreiseverbots für die ausländischen Journalisten durch den chinesischen Außenminister Yang Lujie sind heute Nachmittag (Pekinger Zeit) 26 Journalisten von 19 Medien in der Hauptstadt von Tibet Lhasa eingetroffen. Eingeladen wurden sie vom Pressebüro des Staatsrates in Peking. Unter der Begleitung und Organisation der chinesischen Behörde dürfen die Journalisten der Einladung zufolge die Opfer der Gewalt in Tibet interviewen. Laut dem chinesischen Organisator sollen die ausländischen Medien mit eigenen Augen die hinterlassenen Beweise „der Straftaten der Gewalttäter“ in Form von „Schlagen, Zerstören, Raub und Brandstiftung“ zu sehen bekommen.

Laut der chinesischen staatlichen Agentur Xinhua durften Associated Press, The Wall Street Journal und U.S. Today aus den USA, Financial Times aus Großbritannien, Itar-Tass News Agency aus Russland, Kyodo News Service aus Japan, Lian He Zao Bao aus Singapur, KBS aus Südkorea, Al Jazeera aus Qatar, sowie South China Morning Post, Phoenix TV und drei weitere Medien aus Hong Kong, Central News Agency und andere zwei Medien aus Taiwan die Reise antreten. Die britische BBC wurde nicht eingeladen. Ob und welche deutsche Medien eingeladen wurden, ist der Redaktion bislang nicht bekannt. Die Journalisten dürfen drei Tage lang dort bleiben, aber davon, dass sich die zugelassenen Journalisten in Lhasa oder anderen Regionen frei bewegen dürfen oder die Möglichkeit haben, eigenständige Interviews zu führen, war nicht die Rede.

„Das Ziel dieser Vorgehensweise der Kommunistischen Partei ist so offensichtlich wie die Laus auf einem Kahlkopf. Ein dreijähriges Kind kann das schon klar erkennen – das wäre auch nicht das erste Mal“, sagte der in den USA ansässige China-Experte Lianjie Zhang der Epoch Times.

„Nach der blutigen Niederschlagung der Tibeter durch das chinesische Regime werden die Kritik und der Aufruf zum Boykott der Olympischen Spiele in Peking durch die internationale Gesellschaft immer lauter. Daher ist es dringend notwendig für das Regime, mit Hilfe der ausländischen Medien die reale Lage zu vertuschen und sich so aus der Verlegenheit zu ziehen“, erklärte Zhang die Absicht des Regimes. Gleich nach der Niederschlagung wurden sämtliche ausländischen Journalisten aus Tibet ausgewiesen und deren Materialien beschlagnahmt, nämlich die wirklichen Beweise, die das Morden und das „Schlagen, Zerstören, Rauben und die Brandstiftung“ durch die chinesischen Soldaten dokumentierten, so Zhang weiter. Zhang mahnte die ausländischen Medien wach und verantwortungsbewusst zu bleiben. „Freie Interviews durch ausländische Medien sind noch nie an einem Ort möglich gewesen, an dem die Kommunistische Partei Böses tut. In Lhasa dürfen die Journalisten sicherlich nur am festgelegten Ort und zum vom Organisator angewiesenen Zeitpunkt die vorbestimmten Personen interviewen“, schätzt Zhang die Lage ein.



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