Lkw-Fahrer in Xinjiang: „Nie wieder liefere ich dorthin“

„Auf keinen Fall werde ich jemals wieder nach Xinjiang fahren“, schwor ein Tankwagen-Fahrer im Interview mit der Epoch Times. „Wenn man nach Xinjiang kommt, gibt es an jeder Ecke Kontrollpunkte. Bewaffnete Polizisten sind in jeder Schule, in jeder Regierungseinheit und an jedem Tor stationiert.“ Wie sieht es dort aus?
Titelbild
Ein Öltransporter in der autonomen Region Xinjiang, China, 2007. Im Hintergrund sind Windturbinen der Windkraftanlage Dafancheng zu sehen. Xinjiang ist das Zentrum einer wichtigen Handelsregion, die an Russland, Afghanistan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Usbekistan und im Süden an Pakistan grenzt.Foto: China Photos/Getty Images
Von 3. September 2021

Welche Ausmaße die totalitäre Überwachung innerhalb Chinas bereits angenommen hat, bezeugt ein Bericht des chinesischen Tankwagenfahrers Lu Ming*. Er lieferte Diesel von der Küstenprovinz Shandong nach Yecheng an der Grenze zu Pakistan und Indien, südwestlich von Xinjiang. Seine rund 9.000 Kilometer lange Fahrt – das entspricht etwa der Strecke von Berlin nach Südafrika – führte ihn von der Küste einmal quer durch das gesamte nördliche China. Lu wurde bis auf 400 Kilometer in den Bergen vollständig von der Polizei eskortiert.

„Auf keinen Fall werde ich jemals wieder nach Xinjiang fahren“, schwor er im Interview mit der Epoch Times. „Wenn man nach Xinjiang kommt, gibt es an jeder Ecke Kontrollpunkte. Bewaffnete Polizisten sind in jeder Schule, in jeder Regierungseinheit und an jedem Tor stationiert.“

Jede Tankstelle sei von einem Stacheldrahtzaun umgeben, der einem Gefängnis gleicht, berichtete Lu. Die Menschen müssen sich ausweisen, wenn sie Benzin kaufen wollen.

Nach seiner Einreise nach Xinjiang wurde die Tür seines Lkw durch die Polizei versiegelt. Lu durfte den Lastwagen nicht verlassen, nichts essen und nichts trinken. Sobald er den nächsten Bezirk erreichte, händigte die Polizei den Beamten dort alle Dokumente aus.

„Ich musste an jedem Kontrollpunkt die Ausweiskontrolle, das Scannen des QR-Codes und so weiter über mich ergehen lassen … Ich wurde von einem Bezirk zum anderen geführt“, sagte Lu. „Man muss doch irgendwie auf die Toilette gehen, oder? Aber man muss es aushalten. Als ich es wirklich nicht mehr zurückhalten konnte, habe ich das Polizeiauto, das mir folgte, angehupt. Als wir zur Raststätte gefahren sind, hat er die Türdichtung entfernt. Danach haben sie sie wieder versiegelt.“

Vor dieser Fahrt durch Xinjiang war er mit seinem Tanklaster in Wengzhou unterwegs. Mit ihrem Big-Data-System zur Überprüfung von Reiserouten spürten die chinesischen Behörden sein Mobiltelefon auf und markierten es, da in Wengzhou anschließend die Fälle von COVID-19 zunahmen.

Bei der Einreise an der Grenze zum Kreis Yecheng musste er sich in der Raststätte Yecheng einem weiteren DNA-Test unterziehen. Lu sagte: „Kein anderes Fahrzeug durfte in die Nähe meines Lastwagens kommen. Eine spezielle Person führte den Nukleinsäuretest bei mir durch… Ich musste auf den Parkplatz der Raststätte fahren und dort eine Nacht verbringen. Ich durfte nicht gehen, bevor das Testergebnis am nächsten Tag vorlag.“ Nach dem Test musste Lu eine siebentägige Quarantäne im Lastwagen über sich ergehen lassen, bevor er seine Reise fortsetzen konnte.

Lu lieferte den Dieselkraftstoff an den Ort, an dem der chinesisch-indische Grenzkonflikt stattfand. Er berichtete, dass die dort stationierten Truppen bereitstünden, eine Militärbasis einzurichten. Das Militärgelände wurde von Polizei und Soldaten schwer bewacht. „Eine weitere Strecke von anderthalb bis drei Kilometern vor dem Treibstoffdepot ist mit Minenfeldern übersät“, sagte Lu. Das Entladen übernahmen die Beamten vor Ort. Zudem wurde er gewarnt, keine Fotos oder Videos zu machen.

Nachdem er endlich am Ziel und der Treibstoff entladen war, feierten die Machthaber am 1. Juli das hundertjährige Bestehen der Kommunistischen Partei. Damit verbunden war die Auflage, dass keine Gefahrguttransporte, zu denen auch ein leerer Tanklaster gezählt wird, durch Xinjiang fahren durften – und Lu wurde für weitere drei Tage in der Bergregion unter Quarantäne gestellt.

Rückblickend betrachtet befürchtet er, dass diese Fahrt für ihn eine „lebenslange Belastung“ bedeutet. Nie wieder werde er nach Xinjiang fahren!

*Name geändert

Der Bericht erschien zuerst in The Epoch Times: ‘There Are Checkpoints at Every Corner’: Chinese Trucker Describes Expansive Surveillance System in Xinjiang (Deutsche Bearbeitung ks)



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