Kuba tritt der Energieallianz in Pekings „Belt and Road“ bei

Die Energieallianz der billionenschweren Belt and Road-Initiative der Pekinger Regierung hat ein neues Mitglied in Lateinamerika: Kuba. Während die USA sich aus der Region zurückziehen, nutzt China die Lücke und gibt Kredite für Infrastruktur und Energie – doch zu welchem Preis?
Titelbild
Chinas Außenminister Wang Yi (links) und sein kubanischer Amtskollege Bruno Rodriguez in Havanna, 20. April 2014.Foto: YAMIL LAGE/AFP via Getty Images
Von 11. November 2021

Kuba ist am 18. Oktober offiziell der Energieallianz des chinesischen Projekts „Belt and Road“ beigetreten. Verkündet hat das der Botschafter von Havanna in Peking, Carlos Miguel Pereira, auf Twitter.

Pereira hob die Bedeutung der Initiative für die Ausweitung und die Vielfalt der Zusammenarbeit im Energiesektor hervor, um gemeinsam die weltweiten Herausforderungen zu bewältigen.

Die Projekte werden die Beziehungen zwischen den beiden Ländern „vertiefen“, so Kubas Energieminister Livan Arronte Cruz. Gleichzeitig sollen sie die „Solidarität und internationale Zusammenarbeit zugunsten der Entwicklungsländer“ fördern. 

Die USA „verlieren Lateinamerika an China“

Der Beitritt ist jedoch nur die jüngste in einer langen Reihe von Krediten, Handelsabkommen, Bauprojekten und anderen Investitionen in Lateinamerika und der Karibik, mit denen Peking an Einfluss gewinnt, während die wirtschaftliche Stärke der USA in der Region nachlässt.

Dies liegt vor allem am Wirtschaftsembargo, das US-Präsident John F. Kennedy 1962 ins Leben gerufen hat, um die Regierung von Fidel Castro für den Sturz der vorherigen, mit den USA verbündeten kubanischen Regierung zu bestrafen. 

Zugleich wollte Kennedy mit dem Handelsboykott seine Unzufriedenheit mit der offensichtlichen Ausrichtung der Castro-Regierung auf kommunistische Überzeugungen und Kräfte zum Ausdruck bringen. 

Das Embargo wurde zwar in der Amtszeit von Barack Obama gelockert und die Beziehungen zwischen den Ländern blühten auf, 2017 machte jedoch der damalige Präsident Donald Trump manche Initiativen von Obama rückgängig. So verbot er beispielsweise US-Geschäfte mit kubanischen Einrichtungen, die vom Militär geführt werden.

In den letzten Jahren wuchs der Einfluss Chinas in der Region von Tag zu Tag. China ist heute der wichtigste Handelspartner für viele der größten Volkswirtschaften der Region. Die USA „verlieren Lateinamerika an China, ohne sich zu wehren“, sagte Ivonne Baki, die ecuadorianische Botschafterin in Washington, gegenüber „Axios“.

„Und China wartet und sagt: ‚Wir sind hier. Wir geben euch Geld.‘ Sie wollen natürlich die Kontrolle, aber das sagen sie nicht“, so die Botschafterin.

Mit Blick auf die politischen Unruhen in der Region und das seiner Meinung nach begrenzte Engagement der USA sagte ein anderer südamerikanischer Diplomat gegenüber „Axios“: Die USA würden eines Tages „aufblicken und feststellen, dass sie keine Freunde mehr auf dieser Halbkugel“ hätten.

Chinas Interessen gehen weiter

Die USA seien jedoch weiterhin ein wichtiger Verbündeter für die Länder der Region, sagt Margaret Myers vom Interamerikanischen Dialog. „Es ist nur so, dass China sehr präsent ist … in Bereichen, in denen die USA es nicht sind.“

„Ich bin schockiert, wie wenig Aufmerksamkeit die USA diesem Thema in den letzten zehn Jahren und auch jetzt noch geschenkt haben“, sagt Nicolás Santo, der an der Tsinghua-Universität in Peking seinen Abschluss in Jura gemacht hat.

Santo geht davon aus, dass China zwar die Kontrolle durch verschiedene Handelsabkommen erlangt, seine Interessen „gehen jedoch sicherlich weit darüber hinaus“.

Bereits 19 Regierungen in ganz Lateinamerika und der Karibik haben sich Xi Jinpings Belt and Road-Initiative angeschlossen, dem transkontinentalen Handels- und Infrastrukturnetz im Wert von einer Billion US-Dollar. 

Das in Shanghai ansässige Unternehmen China Cosco Shipping baut einen neuen, drei Milliarden US-Dollar teuren Hafen in Chancay in Peru. Und es gibt ehrgeizige Vorschläge für eine transkontinentale Eisenbahnlinie, die Südamerikas Atlantik- und Pazifikküste von Brasilien bis Chile miteinander verbindet.

Chinas Weg zur wirtschaftlichen Dominanz in der Region folgt einem Muster, das in anderen Teilen der Welt, vor allem in Afrika, schon praktiziert wurde: Es stellt große Mengen an zinsgünstigem Geld und günstigen Arbeitskräften zur Verfügung, um den Aufbau wichtiger Infrastrukturen zu unterstützen, schreibt dann aber hohe Rechnungen und nutzt diese, um seine Kontrolle auszuüben, schreibt „Daily Mail“.

165 Länder weltweit betroffen

Chinas Kreditvergabe im Ausland wird zwar von der Zentralregierung des Landes koordiniert, ist aber oft schlecht dokumentiert. Einige Forscher und Institute versuchen nun die Daten zu erfassen und zu analysieren.

„AidData“ hat beispielsweise herausgefunden, dass zwischen 2000 und 2017 165 Länder über 843 Milliarden US-Dollar an finanziellen Verpflichtungen gegenüber China hatten. 

Das Diagramm zeigt die globale Verschuldung, die durch direkte Kredite aus China verursacht wird (in Prozent des BIP), im Jahr 2017. Foto: Statista.com

Paraguay, Venezuela und Ecuador haben nach Angaben des Statistikamtes „Statista“ Schulden bei China in Höhe von mehr als zehn Prozent ihres gesamten Bruttoinlandsprodukts – was sie anfällig für Änderungen der Kreditbedingungen macht.

Der Finanzdatenbank von The Dialogue für China und Lateinamerika zufolge hat Kuba drei große Kredite von chinesischen Banken in den letzten sechs Jahren erhalten. 60 Millionen US-Dollar für ein Kraftwerk, 120 Millionen für ein Flughafen-Terminal  und noch mal 60 Millionen US-Dollar für einen Solarpark.

Kleinere Beträge für 60 Verkehrsampeln beispielsweise oder für Projekte mit Traktoren, gelegentlich sogar für die Bildung, werden nach Angaben von „AidData“ regelmäßig von China an Kuba vergeben.



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