Können Mikroblogs die chinesische Gesellschaft verändern?

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Internetnutzer in einer Internetbar in Peking.Foto: Liu Jin/AFP/Getty Images
Von 29. November 2011

In China gibt es 500 Millionen Internetnutzer, das gab am 21. November Qian Xiaoqian, Vize-Direktor des Informationsbüros des Staatrats der Volksrepublik China, auf dem 11. Forum über chinesische Internetmedien bekannt. Darunter seien 300 Millionen Benutzer von Mikroblogs und das Internet sei bereits das einflussreichste Medium und besitze großes Potenzial. Demzufolge habe China weltweit die meisten Internetnutzer.

Twitter ist beispielsweise ein typischer und weltbekannter Mikroblog. In Festlandchina sind jedoch bekannte Mikroblogs wie Twitter, Facebook und Plurk blockiert und die meisten Chinesen nutzen chinesische Mikroblogs. Allein die chinesische Mikroblogs Xinlang und Tengxun haben mehr als 100 Millionen registrierte Benutzer.

Viele sehen die Mikroblogs als eine Macht, die die Informationsblockade durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) brechen und die chinesische Gesellschaft von Grund auf verändern kann. Laut Berichten von Sound of Hope äußerte ein chinesischer Internetnutzer am 22. November, dass Mikroblogs die beste Plattform seien, um es dem chinesischen Volk zu ermöglichen, wahre Informationen zu verbreiten. Die Regierung könne immer weniger die Kontrolle darüber ausüben und die Mikroblogs seien eine Supermacht, die China in ein demokratisches Land umwandeln könne.

Bevölkerung vertraut eher den Mikroblogs

Herr Chen ist Mitglied der Demokratischen Partei Chinas. Er sagte: „Meiner Meinung nach entspricht die Entwicklung der Mikroblogs der Natur der Menschen, die nach Meinungsfreiheit und Wahrheit streben.“ Er fügte hinzu: „Die Diktatur der KPCh verschließt die Augen und Ohren des Volkes… Weil das Internet der Menschennatur entspricht, kann es sich in China so rasant entwickeln.“ Herr Chen ist der Meinung, dass immer mehr Menschen den Informationen aus den Mikroblogs vertrauen und dass die Medien, die unter der Kontrolle der Regierung stehen, an Bedeutung verlieren.

Die Kommunikation durch Mikroblogs zeigt bereits große Wirkung. So erklärte die Regierung bezüglich des großen Zugunfalls in Wenzhou in Juli, dass die Ursache ein vom Blitz verursachter Stromausfall gewesen sei. Kurz nach dem Unfall wurden die verformten Waggons vergraben und nach nur 48 Stunden waren die Gleise an der Unfallstelle wieder im Einsatz. Viele kritisierten die unprofessionellen Rettungsmaßnahmen und äußerten in Mikroblogs Zweifel an der Erklärung der Regierung, während die Regierung allen chinesischen Zeitungen und Fernsehsendern befahl, keine Kritik zu äußern. Jeden Tag erschienen tausende Nachrichten und Kommentare über den Unfall in den Mikroblogs und die dort herrschende Meinung ist ganz anders als die von offiziellen Quellen. Manche bezeichneten es als „Aufstand der Mikroblogs“. BBC berichtete über diesen Fall und meinte, dass die Mikroblogs und das Internet die chinesischen Beamten dazu zwingen können, ihre Handlungsweise zu ändern.

Eine Plattform für die Wahrheit

Herr Qin aus der Provinz Shanxi kennt sich gut mit dem Internet aus und bezeichnet diesen Trend ebenfalls als positiv für die Entwicklung der Gesellschaft. „Im Großen und Ganzen bieten die Mikroblogs eine Plattform, wo man die Wahrheit sagen kann. Es ist eine Chance, um die Wahrheit zu verbreiten. Ich finde, dass darin Hoffnung liegt. Viele Probleme können nicht gelöst werden, wenn die Menschen nichts darüber wissen. Nur wenn die Menschen informiert sind, gibt es eine Basis für die Lösung der Probleme. Es ist entscheidend, die Wahrheit zu kennen.“

Auf die Frage, ob Mikroblogs die Entwicklung der Gesellschaft fördern werden, antwortete Herr Chen mit Zuversicht: „Ja“. Er meinte, dass die Menschen mit Hilfe von Mikroblogs Informationen über Ai Weiwei und Chen Guangcheng verbreitet haben. „Dies ist nur der Anfang … Mikroblogs sind eine starke Kraft, die den Aufbau der Demokratie unterstützt und den Untergang der Diktatur beschleunigt. Das zeigt die überragende Macht der Mikroblogs.“

Warnung vor Überschätzung

Andere sind jedoch nicht so optimistisch. Li Datong, der ehemalige Redakteur einer bekannten chinesischen Zeitung, stimmte zwar auch zu, dass Mikroblogs eine positive Wirkung auf den Aufbau der Demokratie haben, ist aber der Meinung, dass deren Wirkung nicht überschätzt werden sollte. Er meinte, dass die Informationen in den Mikroblogs von der Regierung überwacht worden seien. Außerdem sind die Mikroblogs nur ein Ort, wo unterschiedliche Meinungen gesammelt werden. „Die Mikroblogs sind eigentlich eine Minigesellschaft … Die Anzahl der Benutzer allein sagt nicht viel aus. Diejenigen, die sich für die tiefgreifenden gesellschaftlichen Probleme und den Entwicklungsprozess der Demokratie interessieren, sind nur eine Minderheit in den Mikroblogs.“

Mit zunehmender Anzahl der Internetnutzer haben die Kontrollen und die Überwachung durch die chinesische Regierung ebenfalls zugenommen. Qian Xiaoqian, der Vize-Direktor des Informationsbüros, sagte: „Im Moment ist eine geregelte Entwicklung der Mikroblogs … unsere neue Aufgabe.“ Die Regierung beabsichtigt „Ordnung im Internet zu schaffen“ und behauptet: „Die Mikroblogs verbreiten unverantwortlich Lügen“. Viele Beamte der Internetpolizei zensieren ununterbrochen „inakzeptable Informationen“.

Der Fall des Mikroblogs „Fanfou“ zeigt, welch harte Maßnahme die chinesische Regierung gegen Mikroblogger verwendet. Fanfou wurde im Jahr 2007 online gestellt und hatte im Jahr 2009 etwa eine Millionen Benutzer. Am 7. Juli 2009 konnten keine neuen Informationen mehr auf die Webseite gestellt werden und einen Tag später war die Webseite nicht mehr erreichbar. Vermutlich gibt es einen Zusammenhang zwischen den Unruhen in der Stadt Ürümqi am 5. Juli und dem plötzlichen Verschwinden von Fanfou. Bis heute ist die Frage der Schließung von Fanfou auf vielen chinesischen Webseiten immer noch zensiert.

 



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