Kleine Dinge im Westen, in Indien beinahe ein Kampf
Vor 20 Jahren – in einem Wohnzimmer einer Kleinstadt bei Heidelberg – gründete Franz Maucher einen Verein, der weit weg in Asien tibetischen Flüchtlingen Hilfe leisten sollte: Die Schwetzinger Tibethilfe. Damals, so sagt Maucher, hätte er nie gedacht, dass dieser Verein einmal so groß werden würde.
Franz Maucher war an Asien sehr interessiert und bereiste es oft. Als ihm eines Tages auf Reisen ein Deutscher begegnete, der ihn auf die Idee brachte nach Nordindien zu gehen, wurde Indien für Maucher das „faszinierendste Land, das ich kenne“. Mit seinen vielen buddhistischen Klöstern und auch der Lage, sei Nordindien Tibet sehr ähnlich. Den späteren Gründer der Tibethilfe interessierte bald, wie die Kinder in einem Kinderdorf lebten und es faszinierte ihn. In Deutschland zurück, lernte der ausgebildete Lehrer den Dalai Lama kennen, den er am Frankfurter Flughafen begegnen durfte. Für ihn war eine Spende nicht genug Hilfe, die er leisten wollte und so fragte er den damals zuständigen Minister für Schulen in Deutschland, wo er in Indien gebraucht werde. Es standen zwei Möglichkeiten offen: Maucher entschied sich „aus dem deutschen Sicherheitsgefühl heraus“ für die Stadt Mussoorie, die nahe bei Neu-Dehli liegt.
Es war also das Interesse an Asien, das ihn über Indien zum tibetischen Buddhismus und von dort aus schließlich zu einem tibetischen Flüchtlingsdorf brachte: Die Tibetan Homes Foundation. „Die Lehrerkollegen haben miteinander geholfen, dass ich nach Mussoorie gehen konnte“, erinnert sich Maucher. Dort angekommen war es klar: Die Schule hatte die gleiche Größe wie die bei uns, aber nur halb so viele Lehrer.“
Als alle wieder in Deutschland waren und keine direkte Hilfe mehr möglich war, blieb Maucher standhaft bei seinem Willen zu helfen und gründete die Schwetzinger Tibethilfe. 250 Kinder wurden von Anfang an und seither bis zum Schulabschluss unterstützt. Der Verein macht kaum Werbung und die Vorstandsmitglieder arbeiten ehrenamtlich. Und dennoch zählt er bislang 220 Mitglieder und betreut derzeit 170 Schul- und Ausbildungspatenschaften für Flüchtlingskinder aus Tibet sowie drei Seniorenpatenschaften.
Bei der Jubiläumsfeier, zu der alle Mitglieder und Unterstützer eingeladen waren, wurde klar: Das 20-jährige Bestehen ist kein unbedingter Grund zum Feiern, „weil man es eigentlich nicht feiern kann.“ Für Maucher ist die Unterstützung wichtig, „ein Netzwerk, damit nicht nur geredet wird, sondern gehandelt“, und er verweist auch auf das problematische Verhältnis der Tibeter zur chinesischen Regierung.
Neben dem Oberbürgermeister René Pöltl, der im Namen der Stadt Schwetzingen die ehrenamtliche Vereinsarbeit als „20-jährige geleistete Entwicklungshilfe – mit viel persönlichem Einsatz“ in einem Grußwort würdigte, wurden auch Grußworte des Dalai Lamas verlesen. Aus Indien als Ehrengast angereist war der Generalsekretär der Tibetan Homes Foundation: „Was man im Westen für kleine Dinge hält, kann in Indien beinahe ein Kampf sein.“ 43 Kühlschränke konnten von den gesammelten Geldern der Schwetzinger Tibethilfe gekauft werden. Daneben wurden acht Wohnungen, ein Stromgenerator und ein LKW finanziert. Der LKW, ein uralter Merzedes-Militärtruck, aus dem Jahr 1948, begeistert noch heute. „Es wurde alles dran gesetzt, dass der Motor wieder in Stand gesetzt wurde – man kann damit überall parken und er ist sehr kräftig“, erzählt Maucher mit leuchtenden Augen.
Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 47/09
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