Kein Witz: Chinas Staats-Medien preisen „fünf Vorteile von Smog“
Die staatlichen Medien in China verbreiten einen Kommentar über die fünf Vorteile von Smog, der von den Bürgern als „unverschämt“ bezeichnet wurde. Chinesische Gesundheits-Experten warnen vor „schlimmen Konsequenzen“.
Seit Anfang Dezember kämpft man landesweit mit dem Smog über China. 25 Provinzen und über 100 große Städte leiden unter der Rekord-Luftverschmutzung.
Am 9. Dezember veröffentlichte die Webseite der staatliche Nachrichtenagentur Xinhua, der Tageszeitung Volkszeitung, des zentralen Staatsfernsehens CCTV, sowie allen großen staatlichen Medien, einen Kommentar über „die überraschenden fünf Vorteile von Smog“.
Diese fünf Vorteile des Smog für Chinesen sollten sein:
– Vorteil 1: Smog macht das chinesische Volk noch solidarischer miteinander, weil man gemeinsam dagegen kämpfen muss.
– Vorteil 2: Smog gibt allen Chinesen ein Gefühl von Gleichheit. Egal ob Reiche oder Arme, jeder leidet darunter.
– Vorteil 3: Smog macht Chinesen wachsam. Man lernt dadurch, dass die Wirtschaftsentwicklung ihren Preis hat und man sollte nachhaltig denken lernen.
– Vorteil 4: Smog macht Chinesen humorvoller, da die Bürger im Internet viele Witze darüber machen. Humor sei die Kraftquelle, den Smog zu besiegen.
– Vorteil 5: Smog bereichert das Wissen von Chinesen über Meteorologie, Geographie, Physik, Chemie und Geschichte etc.
Die Veröffentlichung des Artikels führte zu einer Welle von Schimpfkanonaden als Reaktion im chinesischen Internet. „Unverschämt!“ war der häufigste Kommentar dagegen. Ren Zhiqiang, der Immobilien-Milliardär in China, schreibt in seinem Weibo-Konto, diese fünf Vorteile vom Smog seien eine Propaganda gegen die Menschlichkeit. Ein anderer Bürger sagte im Internet: Ihr Führer solltet nicht denken, dass der Smog uns Chinesen verdummt.
Nach diesen heftigen Reaktionen wurde der Artikel von den staatlichen Medienseiten ganz gelöscht. Aber er wurde schon von vielen anderen Webseiten kopiert und gepostet und verbreitet sich weiter.
Der Humor des Volkes
Durch den Smog sieht man jedoch wie humorvoll das chinesische Volk ist. Hier einige Witze, die die Bürger im Internet verbreiten:
– Heute Morgen mache ich den Vorhang auf, ich dachte, ich wäre blind.
– A: Wie schlimm, heute bin ich über fünf rote Ampeln gefahren, da ich erst mitten auf der Kreuzung das rote Licht sah. B: keine Sorge, die Blitzer können dein Autoschild gar nicht klar fotografieren.
– Was ist die längste Entfernung auf der Welt? Nicht der Abstand zwischen Leben und Tod, sondern dass wir uns gegenseitig nicht sehen können, obwohl wir Hand in Hand laufen
– Es ist so neblig. Ich finde mein Zuhause nicht mehr. Ich muss das Navi einschalten.
– Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, sehe ich ihn gar nicht. Ich weiß nur, dass er da ist, wenn er bellt.
Mutige Medien in China
Einige lokale Medien sprachen sich dennoch mutig gegen die Unfähigkeit der Regierenden beim Kampf gegen den Smog aus und zeigten die Unzufriedenheit der Öffentlichkeit. Am 9. Dezember stand auf den Titelseiten von drei Tageszeitungen in China eindeutige Kritik über das Smog-Management der Regierung.
Auf dem „Handelsblatt“ der Henan Provinz war ein großes Smog-Foto mit dem Titel „Kann man nur durch „Pusten“ den Smog vertreiben?“
Auf der Tageszeitung „East Guard“ aus der Stadt Nanjing war auf der Titelseite auch ein Smog-Foto. Aber der graue Himmel im Foto wurde ersetzt durch blauen Himmel und strahlende Sonne. Die Überschrift hieß: „Wir hoffen, dass dieser blaue Himmel keine Luxusware wird“.
Die „Jiyuaner Morgenpost“ in der Stadt Jiyuan setzte auch ein Smog-Foto auf die Titelseite mit einer großen Überschrift „Das ist kein Druckfehler“, darunter steht eine noch größere Überschrift „Das ist Nebel!“
Medizinexperte: Eine durch Menschen verursachte Katastrophe
Zhong Nanshan, der chinesische Experte für Atemwegerkrankungen, sagte in den Medien vor kurzem: „Der Smog ist eher eine durch Menschen verursachte Katastrophe als eine natürliche.“ Die Mitglieder der chinesischen Wissenschaftsakademie meinten, dass der Kampf gegen den Smog noch schwieriger sei, als der Kampf gegen SARS im Jahr 2003. Seine schädlichen Konsequenzen könnten über mehrere Generationen andauern.
Zhong Nanshan sagte: „Der Smog schadet nicht nur dem Atemsystem von Menschen, wie man es direkt wahrnimmt, sondern auch dem Nervensystem, dem Kreislauf, den Geschlechtsorganen und auch den Schwangerschaften etc.
Er meinte, es sei für die Regierung viel wichtiger, etwas gegen den Smog zu unternehmen als nach einem hohen BIP (Bruttoinlandsprodukt) zu streben. Die Betriebe sollten Umweltschutz an die erste Stelle setzen, statt nur nach Profit zu streben.
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