Journalisten und Menschenrechtler in Peking weiterhin schikaniert
Menschenrechtler, Internetdissidenten und Journalisten werden in China beobachtet, bedroht und verhaftet, wie „Reporter ohne Grenzen“ heute berichtet. So wurde John Ray vom britischen Nachrichtensender „ITV“ gestern festgenommen, als er über Tibetproteste berichten wollte. „Dies zeigt, dass die ausländische Presse nach wie vor nicht ungestört arbeiten kann“, so ROG.
John Ray wollte einen Protest mehrerer ausländischer Aktivisten filmen, die ein Tibetbanner nahe den olympischen Stätten entrollten. Die chinesische Polizei verhaftete ihn, obwohl er sich als Journalist auswies. Er wurde über den Boden geschleift und gewaltsam 20 Minuten festgehalten. „Dies ist massive Körperverletzung. Ich bin sehr wütend“, sagte Ray gegenüber „Agence France Presse“.
Der Club ausländischer Korrespondenten in China (FCCC) zählt sieben Übergriffe seit dem 7. August. Polizisten verhafteten Ende letzter Woche zwei „Associated Press“ Reporter in der nordwestlichen Provinz Xinjiang und löschten ihre Bilder. Einer der beiden wurde festgenommen, als er die Eröffnungszeremonie im Fernsehen verfolgte. Sicherheitskräfte hielten zudem zwei skandinavische Journalisten davon ab, Bauern in der Provinz Hebei zu den Auswirkungen der Olympischen Spiele auf deren Leben zu interviewen.
Eine europäische Journalistin, die seit mehreren Jahren in China arbeitet, beschrieb „Reporter ohne Grenzen“ die Arbeitsbedingungen ausländischer Journalisten in Peking. Sie schilderte auch die Risiken für Chinesen, die es wagen, mit der ausländischen Presse zu reden.
„Die Sicherheitskräfte folgen mir ständig und überall hin, filmen und fotografieren mich“, sagt die Journalistin, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Ich denke zweimal darüber nach, Chinesen über heikle Themen zu interviewen. Denn ich fürchte, man könnte sie festnehmen.“
„Letzte Woche wurden mehrere meiner Gesprächspartner hinterher verhaftet – wie etwa Bewohner des Qianmen-Bezirks, der gerade renoviert wird. Unter ihnen befindet sich auch die Sprecherin einer Gruppe Geschädigter, die ihre Wohnungen und Häuser zwangsweise räumen mussten, und die nun die Regierung wegen zu niedriger Entschädigungen verklagen. Der Gerichtsprozess begann im Juli, wurde aber wegen der Olympischen Spiele vertagt. Seitdem sie mir und anderen Journalisten ein Interview gab, ist sie hinter Gittern.“
„Ähnliches geschah mit dem Pastor einer nicht anerkannten Kirche. Und auch eine Britin tibetischen Ursprungs wurde festgenommen und ausgewiesen, nachdem sie mir ein Interview gegeben hatte. Deshalb müssen wir uns selbst zensieren. Mit einigen Chinesen können wir aus Angst um deren Sicherheit nicht reden. Wir sind alle eingeschüchtert, was das Arbeiten in China schwer macht.“
Die ausländische Berichterstattung wird von chinesischen Medien seit dem Tibetaufstand vom März vermehrt und teilweise massiv kritisiert. „Die chinesischen Medien versuchen, unsere Glaubwürdigkeit zu untergraben“, sagt sie. Nicht nur das – Dutzende ihrer Kollegen haben Todesdrohungen erhalten, erzählt die Journalistin.
Auch einheimische Aktivisten, von denen befürchtet wird, sie könnten während der Spiele protestieren, werden von den Behörden schikaniert. Zeng Jinyan, Ehefrau des verhafteten Menschenrechtlers und Internet-Dissiedenten Hu Jia, wurde nahe gelegt, während der Olympischen Spiele Peking zu verlassen. Zudem solle sie nicht mehr mit ausländischen Medien oder Freunden sprechen. Seit dem 7. August gibt es zu ihr und ihrer sieben Monate alten Tochter keinen Kontakt. Ihre Schwiegermutter sagte gegenüber verschiedenen chinesischsprachigen Nachrichten-Medien, dass man Zeng vielleicht gezwungen habe, die Stadt zu verlassen. Zeng Jinyan wird seit mehreren Jahren ständig von der Polizei überwacht und steht seit August 2006 unter Hausarrest.
Weitere Informationen auf dem Olympia-Blog von Reporter ohne Grenzen: http://olympicgames.rsfblog.org/
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