Insider: Peking entsandte 300-köpfiges Propaganda-Team zu Beginn des Ausbruchs nach Wuhan

Laut dem ehemaligen Reporter Zhang Zhenyu arbeite das chinesische Regime mit Hochdruck daran, die Schwere des Coronavirus-Ausbruchs zu kaschieren und von wichtigen Fragen abzulenken. So soll ein 300-köpfiges Medienteam bereits zu Beginn der Pandemie nach Wuhan entsandt worden sein, um Parteilinien-treu zu berichten.
Titelbild
Am 8. Februar 2020 in Peking, China, an einem Propagandawandbild mit der Aufschrift "Sei ein außergewöhnlicher Chinese".Foto: Kevin Frayer/Getty Images
Von 26. März 2020

Das chinesische Regime hat seit dem Beginn des KPCh-Virusausbruchs die Reporter der staatlichen Medien genau beobachtet. Das Regime hat Vorsorge getroffen, um sicherzustellen, dass die Berichterstattung mit dem von der Partei festgesetztem Narrativ übereinstimmt, berichtet ein ehemaliger Reporter aus Hongkong der Epoch Times.

Der in Kanada ansässige Zhang Zhenyu, ein ehemaliger Reporter bei „ifeng“ – ein in Hongkong vorhandenes pekingfreundliches Medienunternehmen – enthüllte Teile von Pekings Plan zur  Medienpropaganda. So wurden seit Beginn des Ausbruchs im Januar 300 chinesische Medienarbeiter nach Wuhan entsandt. Deren oberste Priorität sei es, keine negativen Nachrichten zu der bevorstehenden Pandemie zu melden.

Diese Enthüllungen basieren auf seinen Quellen, die in der betroffenen Branche in China tätig sind.

Pekings „Propaganda-Team“ – das Pressekorps

In ganz China hat jede große staatliche Nachrichtenagentur Reporter ins Pressekorps in Wuhan entsandt. Sie sollen in der Stadt bleiben, bis der Ausbruch vorbei ist, so Zhang. Deren Rolle vor Ort ist so klar, dass sich die Reporter intern als das „Propaganda-Team“ bezeichnen.

Zhang zufolge hat das Regime strenge Regeln aufgestellt, um die Reporter unter Kontrolle zu halten.

Die Propagandaabteilung des Regimes hat die Reporter dazu angewiesen, dem Beispiel von „Xinhua“, „China News Service“, und „People’s Daily“ – den drei wichtigsten staatlichen chinesischen Nachrichtensendern – zu folgen, so Zhang.

So dürfen die Reporter die Gruppe nicht verlassen und ihren Aufenthaltsort niemandem außerhalb der Gruppe bekannt geben. Keiner dürfe nach eigenem Ermessen handeln, sagte er. Ihre Terminpläne seien voll mit vorgefertigten Interviews, während die Fotos für jeden Bericht von den Behörden sorgfältig auf ihre Genehmigung hin geprüft werden.

Das sogenannte Pressekorps ist ein Strick, der jedem Reporter um den Hals gebunden wird. … Man muss dorthin gehen, wohin man aufgefordert wird“, so Zhang in einem Interview. „Sie essen und leben zusammen, und handeln gemeinsam und überwachen sich gegenseitig – es ist wie bei Gefangenen.“

Wenn in China ein Reporter eine falsche politische Linie verfolgt, muss er üblicherweise eine Selbstkritik für die Partei schreiben. Das Unternehmen würde normalerweise als Puffer fungieren, um den Reporter zu schützen, sagte Zhang. Jedoch entfernt das Regime durch den Zusammenschluss der Reporter effektiv diesen Schutzmechanismus und kann jeden direkt bestrafen, der aus der Reihe tanzt.

In der Vergangenheit würden wir unter solchen Umständen fliehen, aber an einem Ort wie Wuhan kann man nicht weglaufen, selbst wenn man es wollte. Im Klartext: Sie sind zu Marionetten in diesem Pressekorps geworden.“

Pekings Direktiven

Die Cyberspace-Administration in Peking – Chinas wichtigste Internetzensurbehörde – gab für die Reporter fünf Richtlinien heraus, sagte Zhang. Er berief sich dabei auf seine Verbindungen in China.

  • Erstens müssten sie den Schwerpunkt von der Schwere des Ausbruchs weg verlagern und betonen, wie die Stadt wieder in den Zustand der Normalität zurückkehrt.
  • Den Reportern wurde gesagt, dass sie keine neuen Fälle melden sollten. Die Begründung: Um keine Ängste in der Öffentlichkeit zu schüren.
  • Stattdessen sollen sie die Berichterstattung darüber verstärken, wie sich der Ausbruch im Ausland verschlimmert – um die Aufmerksamkeit auf andere Länder zu lenken.
  • Man sollte zeigen, dass die Art und Weise, wie das Regime die Krise handhabt, derjenigen der demokratischen Systeme im Ausland überlegen ist.
  • Außerdem sei ein „Alarmsystem“ eingerichtet worden, um sensible Inhalte über den Ausbruch im Internet herauszufiltern.

Ein kürzlich durchgesickertes Dokument aus der Provinz Hubei zeigte, dass die Behörden Anfang des Jahres mindestens 1.600 Internet-Zensoren in der Region eingestellt hatten. Sie sollten helfen, alle kritischen Kommentare online in Echtzeit zu entfernen.

Vor ihrer Reise nach Wuhan seien die Reporter davor gewarnt worden, die Bedingungen nicht zu verletzen. Jegliche Probleme, die sich aus ihren Fehlern ergäben, seien eine Frage der Nationalen Sicherheit, sagte Zhang.

Die Reporter wagten es laut Zhang nicht einmal, ihre Arbeit mit der Familie zu besprechen, da sie wussten, dass ihre Telefone höchstwahrscheinlich abgehört würden.

Nachrichten-Kontrolle von Anfang bis Ende

Nachdem die anfängliche Vertuschung fehlschlug und der Ausbruch außer Kontrolle geriet, begann das Regime ab dem 23. Januar die Städte zu sperren. Eine drastische Maßnahme, die Zhang zufolge die öffentliche Empörung initiierte.

Die beiden Ziele der Kommunistischen Partei Chinas sind laut Zhang die Verlagerung der Verantwortung und die Umwandlung des Ausbruchs in eine Gelegenheit, sich selbst zu verherrlichen.

Er sagte, dass das staatliche Medium „Beijing News“ eine „strenge Warnung“ erhielt, weil sie bei ihrer Berichterstattung über die schnell errichteten Not-Krankenhäuser leicht über die offiziellen Diskussionspunkte hinausgegangen waren – ein weiteres Thema, das von den Behörden handverlesen wurde.

Die Partei löst das Problem nicht, sondern versucht vielmehr, diejenigen loszuwerden, die die Fragen aufgeworfen haben – das wird von ihrem System diktiert“, sagte er. „Und das Problem zu lösen bedeutet, die öffentliche Meinung zu kontrollieren.“

Lob für Parteitreue und Propaganda

Das Regime hat auch die Reporter der staatlichen Medien für ihre Berichterstattung über den Ausbruch gelobt.

Liao Jun, eine Reporterin der staatlichen Medien „Xinhua“, war eine der ersten, die über die Ermahnung der Polizei an Li Wenliang berichtete. Li war einer der ersten Ärzte aus Wuhan, der vor der Gefahr des Virus gewarnt hatte.

Liao veröffentlichte über 500 Artikel unter ihrem Namen, von denen viele die Behauptungen des Regimes wiederholten, das Virus sei in den ersten Tagen einzudämmen und nicht ansteckend gewesen. Am 8. März pries Peking Liao als Heldin, die „gegen den Strom schwimmt“.

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie viele Menschen hinter ihr stehen, die helfen, solch kritiklosen Artikel zu produzieren“, sagte Zhang.

Er verurteilte auch die anhaltende, aggressive Desinformationskampagne des Regimes. Diese erwecke den falschen Eindruck, China sei sicherer als der Rest der Welt, um so die Chinesen in Übersee zur Rückkehr nach China zu bewegen.

Am 24. März veröffentlichte China Daily ein Interview mit einem Studenten aus Bangladesch. Er studierte in Wuhan und meldete sich „freiwillig“ in der Stadt, um bei der „Bekämpfung des Ausbruchs der Krankheit“ zu helfen. Er bezeichnete China als „den besten und sichersten Ort der Welt“ und meinte, das Virus habe „nichts mit China zu tun“.

Die Epoch Times bezeichnet das neuartige Coronavirus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, als KPCh-Virus, weil die Vertuschung und das Missmanagement der Kommunistischen Partei Chinas es dem Virus ermöglichten, sich in ganz China auszubreiten und eine globale Pandemie zu verursachen.

Das Original erschien zuerst in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von rm)
Originalartikel: ‘Propaganda Team’: Beijing Muzzles Reporters in Wuhan



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