Hongkonger Aktivist Wong beklagt härter werdende „politische Verfolgung“
Der Hongkonger Demokratie-Aktivist Joshua Wong hat eine härter werdende „politischen Verfolgung“ in der chinesischen Sonderverwaltungszone beklagt.
Dies zeige sich jetzt sogar durch „unangemessene Verbote bei der Abreise“, sagte Wong der „Bild“-Zeitung am Montag mit Blick auf seine vorübergehende Festnahme vor seiner Reise nach Deutschland und in die USA. Es werde schwerer für die Demokratie-Aktivisten, internationale Unterstützung zu bekommen.
Der 22-Jährige war am Sonntagmorgen nach einem Besuch in Taiwan am Hongkonger Flughafen in Gewahrsam genommen worden. Er wollte von dort aus nach Deutschland und in die USA weiterreisen.
Die Behörden warfen dem 22-Jährigen aber vor, gegen seine Kautionsauflagen verstoßen zu haben. Das stellte sich inzwischen als falsch heraus, wie der Lokalsender RTHK berichtete.
Joshua Wong als Ehrengast beim „Bild“-Fest im Reichstagsgebäude
Am Montag kam Wong wieder auf freien Fuß. Eine Sprecherin seiner Partei Demosisto sagte der Nachrichtenagentur AFP, der 22-Jährige sei „auf dem Weg nach Deutschland“ und könne danach auch wie geplant in die USA weiterreisen. Nach Angaben der Parteisprecherin wird er bis Ende September unterwegs sein.
Seine vorübergehende Festnahme am Sonntag kritisierte Wong in der „Bild“-Zeitung als „völlig inakzeptabel und unangemessen“. Die Behörden hätten ihm seine Bewegungsfreiheit „aufgrund grundloser Spekulationen“ vorenthalten.
Wong wird am Montag in Berlin erwartet, wo er unter anderem als Ehrengast an einem „Bild“-Fest im Reichstagsgebäude teilnehmen soll.
Merkel will Demokratie-Aktivist nicht empfangen
Das Auswärtige Amt prüft zudem ein mögliches Treffen des Demokratie-Aktivisten mit Vertretern der Behörde, wie ein Sprecher am Montag in Berlin sagte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) plant nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert hingegen kein Treffen mit Wong.
Vor seiner Abreise schrieb Wong im Onlinedienst Twitter, er plane, mit deutschen Politikern verschiedener Parteien zu sprechen und an der Berliner Humboldt-Universität eine Rede zu halten.
Zudem wolle er Deutschland auffordern, die Verhandlungen über die Handelsbeziehungen mit Hongkong und China sowie Rüstungsverkäufe einzustellen, „bis die Menschenrechte auf die Tagesordnung gesetzt werden“.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckhardt fordert Merkel zum Empfang des jungen Demokratie-Aktivisten auf: „Mich erinnert das sehr an die Situation vor 30 Jahren als Menschen – ich selber auch – für die Freiheit auf die Straße gegangen sind und sehr viel riskiert haben. Und deswegen hat die Oppositionsbewegung so viel Unterstützung verdient und vor allen Dingen auch Aufmerksamkeit von außen.“
„Für mich war es sehr bedauerlich, dass Angela Merkel bei ihrem Besuch keinen Besuch gemacht hat bei den Dissidenten, keinen Besuch gemacht hat in Hongkong. Jetzt wäre es mindestens angebracht, Joshua Wong, der heute hier herkommt, zu treffen und ein Signal zu setzen an China, dass die guten Wirtschaftsbeziehungen, die wir haben und die wir brauchen, eben auch heißen: Wir brauchen Menschenrechtsstandards, die klar sind, die eindeutig sind. Ein Land, zwei Systeme, das ist die Verabredung, das muss stehen. Und das muss auch bei allem stehen, was wir bei wirtschaftlichen Verabredungen machen.“
Die Hongkonger Polizei hatte Wong Ende August kurz vor einer verbotenen Großdemonstration wegen Aufrufs zu einer nicht-genehmigten Versammlung festgenommen. Er kam kurz darauf gegen Auflagen wieder frei.
Wong war schon im Alter von zwölf Jahren politisch aktiv. 2014 wurde er durch die Regenschirm-Proteste für freie Wahlen in der chinesischen Sonderverwaltungszone weltweit bekannt. Schon damals saß er in Haft. (afp)
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