Hongkong stoppt überraschend Investitions-Visa für reiche Chinesen
Pianist Lang Lang hat einen, Alibaba-Gründer Jack Ma hat einen, doch ab heute ist Schluss mit lustig: Hongkonger Pässe für reiche Chinesen wird es ab sofort nicht mehr geben.
Hongkong hat überraschend seine Vergabe von Investitions-Visa gestoppt. Die neue Politik wurde gestern mittag verkündet – und heute nacht um null Uhr war die Deadline zum Einreichen von Anträgen. Ein Schock für Chinas Kapitalflüchtlinge: Nach der Ankündigung gaben gestern noch viele ein Last-Minute-Gesuch auf Einbürgerung ab.
Gestern, am 14. Januar gegen zwölf Uhr mittag platzte die Bombe: Im neuesten Hongkonger Regierungsbericht wurde verkündet, dass die chinesische Sonderverwaltungszone ihren „Einwanderungsplan durch Investition“ vorübergehend stoppt – und zwar schon zum 15. Januar 2015. Die Nachricht von der totalen Aussetzung der Investitions-Visa kam überraschend. Chinesische Medien hatten in den vergangenen Wochen eine Verschärfung der Bedingungen und einen Anstieg der Investitions-Schranke prognostiziert. Dass plötzlich Schluss sein würde mit der Einbürgerungs-Politik, hatte jedoch niemand erwartet.
Hongkongs Chef dementiert Absprachen mit Peking
Für die Hongkonger Öffentlichkeit war der Fall klar: Hier wird versucht der Kapitalflucht aus Festlandchina einen Riegel vorzuschieben. Die Aktion sieht ganz danach aus, als kooperiere man mit Peking im Zuge der „Anti-Korruptions-Kampagne“ und der „Fuchsjagd im Ausland“, Maßnahmen mit denen aktuell versucht wird, die massive Kapitalflucht aus China und das Abwandern von korrupten chinesischen Beamten zu verhindern. Hongkongs Bürgermeister Leung Chun-ying dementierte dies jedoch: Es habe keinerlei Absprache mit Peking gegeben. „Der Stopp der Politik war die alleinige Entscheidung der Hongkonger Regierung“, so Leung. Der Grund dafür sei, dass Hongkong mehr Fachkräfte statt Geld brauche, weshalb man umgeschwenkt sei und sich nun auf das Anwerben von Fachkräften statt von Investitionen konzentriere.
Ein Milliarden-Geschäft
Die „Einbürgerung durch Investition“ hatte es seit Oktober 2003 gegeben. Sie richtete sich an Investoren aus aller Welt, wurde aber zu 89 Prozent von reichen Festlandchinesen beantragt. Anfangs waren es 6,5 Millionen Hongkong-Dollar (720 000 Euro), die man investieren musste, um eingebürgert zu werden. 2010 wurde die Summe auf 10 Millionen erhöht (1,1 Mio. Euro).
Nach der Statistik des Zollamts wurden bis 30. Dez 2014 insgesamt 40.392 Anträge gestellt, von denen 24.481 genehmigt wurden. In den vergangenen elf Jahren kamen durch die Visa insgesamt 200 Milliarden Yuan (25 Mrd. Euro) nach Hongkong. In den vergangenen Jahren wurden die Visa immer beliebter. Im ersten Quartal des Jahres 2014 wurden knapp 2000 Anträge gestellt. Die Hongkonger Studentenproteste verursachten einen Knick in der Statistik, weil die Chinesen ab Juni 2014 um die Stabilität Hongkongs fürchteten. Im dritten Jahresviertel 2014 gab es 1368 Anträge.
Warum Chinesen auswandern wollen
Hongkongs Boom als Auswanderungsziel lag an drei Gründen: 1. Immer mehr Chinesen wollen aus Furcht vor der politischen Instabilität ihres Landes auswandern – wegen Xi Jinpings „Antikorruptions-Kampagne“ und den internen Machtkämpfen der Kommunistischen Partei Chinas ist die Lage insgesamt instabil. 2. China befindet sich am Rand einer wirtschaftlichen Rezession, die sich immer stärker abzeichnet. 3. Auch die Sorge um Lebensmittelsicherheit und die gravierende Umweltverschmutzung lässt reiche Chinesen die Koffer packen.
Hongkong war Sprungbrett in den Westen
Das Eldorado der chinesischen Auswanderer waren bisher die USA, Kanada und Australien. Die Sonderverwaltungszone Hongkong wurde oft nur als Zwischenstation benutzt, weil die Hongkonger mehr Rechte als Festlandchinesen haben. Jedoch wurde es in letzter Zeit insgesamt schwieriger, in den Westen zu kommen.
Die USA verlangt für eine Einbürgerung 500.000 US-Dollar an Investitionen, mit einer zukünftigen Erhöhung auf 1 Million wird gerechnet. Kanada erhöhte ab Januar 2015 die Summe des Privatvermögens, das ein Einwanderungskandidat mitbringen muss, von 1,6 Millionen Kanada-Dollar auf 10 Millionen (7,2 Mio. Euro). Die Investitionssumme von früher 800.000 Kanada-Dollar stieg zeitgleich auf 2 Millionen (1,4 Mio. Euro). Auch Australien verfuhr ähnlich. (yz/rf)
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