Grubenunglück in China: Über 200 Bergleute umgekommen

Peking – Bei einem neuen schweren Grubenunglück in der Provinz Liaoning sind mehr als 200 Bergleute ums Leben gekommen. Damit ist es möglicherweise das schlimmste Grubenunglück seit der kommunistischen Machtübernahme im Jahr 1949.
Titelbild
203 Bergleute bei Gasexplosion umgekommen in China, Fuixin, Provinz LiaoningFoto: China Photos/Getty Images
Epoch Times15. Februar 2005

Das Unglück im staatlichen Kohlebergwerk habe sich bereits am Montagnachmittag ereignet und sei durch eine Gasexplosion ausgelöst worden, berichteten die staatlich-kontrollierten Medien. 22 Kumpel wurden den Angaben zufolge verletzt, 13 verschüttet. Die Grube in der Stadt Fuxin wurde in etwa 242 Meter Tiefe von einer gewaltigen Explosion erschüttert, kurz nachdem die Arbeiter ein starkes Beben gespürt hätten. Die genaue Ursache der Detonation ist offiziellen Angaben zufolge noch ungeklärt und soll untersucht werden. Mehr als 180 Rettungskräfte waren im Einsatz, um die eingeschlossenen Arbeiter zu befreien.

 

Gefährlichste Bergwerke der Welt

Für China ist Kohle der wichtigste Energierohstoff. Die chinesische Kohleindustrie ist die weltweit grösste und produziert rund 35 Prozent der weltweiten Kohle. Zugleich sind die chinesischen Bergwerke die gefährlichsten der Welt. 80 Prozent der weltweiten Grubenunglücke mit Todesfolge passieren in China. Laut offiziellen Angaben starben im vergangenen Jahr 6027 Bergleute bei Grubenunglücken. China Labour Watch dagegen schätzt die tatsächliche Zahl der Toten auf 20 000 pro Jahr. Im Durchschnitt kommt es pro Woche zu einem Massenunglück.

 

Korrupt und gleichgültig

Für diese Unglücke wird vor allem der chronische Energiemangel, primitive Arbeitsbedingungen, aber auch übermässiges Profitstreben von korrupten regionalen Behörden verantwortlich gemacht. Fast jeder Unfall hat nach den Worten von Zhang Baoming, einem hohen Arbeitsschutzbeamten des Staatsrates, mit Korruption zu tun. Funktionäre verschliessen oft die Augen vor Verstössen gegen den Werkschutz, kassieren mit oder schieben zusammen mit Grubenleitungen alle Sicherheitsbedenken zu Gunsten einer höheren Förderung beiseite.

 

Vorwürfe an chinesische Regierung

Familienmitglieder der verstorbenen Kumpel hatten in der letzten Zeit mit Protesten und Unruhen auf die etlichen Grubenunglücke reagiert. Jedes Mal hat die Pekinger Führung versprochen, Sicherheitsüberprüfungen durchzuführen und alle unsicheren Bergwerke stillzulegen. Mittlerweile stossen die nach jeder Katastrophe einsetzenden Beschwichtigungen staatlicher Stellen auf immer mehr Kritik.

Die Arbeitsrechtler von China Labour machen denn auch die chinesische Regierung für das neue Unglück und für alle anderen Bergwerksunglücke verantwortlich. Ausserdem weisen sie darauf hin, dass Gewerkschaften in China verboten sind, welche sich in anderen Ländern erfolgreich für mehr Sicherheit eingesetzt haben.

 

Behinderung der Berichterstattung und Medienzensur

Nach Angaben von chinesischen Journalisten versuchten die Behörden die Berichterstattung über Ursachen und Hintergründe des Unfalls zu behindern. Die Propagandaabteilung habe eine Nachrichtensperre bis zum Abschluss der Untersuchungen erlassen. Nur die amtliche Nachrichtenagentur dürfe als Informationsquelle genutzt werden. Journalisten seien vom Unglücksort zurückgedrängt worden, teilten die Medienvertreter mit. Trotz der mittlerweile markwirtschaftlichen Prägung der chinesischen Medienlandschaft, wird sie nach wie vor streng vom Staat kontrolliert. Vor allem Berichte, welche politische und soziale Probleme zum Thema haben, werden rigoros zensiert, da sie zur Kritik an der Regierung führen könnten. So wurden die Internet-Portale zensiert, auf denen am Abend, nachdem die Nachricht über das Unglück bekannt wurde, diverse kritische Kommentare erschienen.

S.F./GET

 

 

 

 



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