Goethe und die Heilkunde
War Deutschlands berühmter Dichter, Kosmopolit und Staatsmann Johann Wolfgang von Goethe nun auch noch human-medizinisch gebildet und interessiert? Ganz eindeutig ja. Goethe war ein Multi-Talent und unglaublich vielseitig interessiert. Alles was mit dem Leben, dem Mensch-Sein und der Entwicklung des menschlichen Geistes in höhere Sphären zu tun hat, war – in der heutigen Sprache ausgedrückt – „sein Ding“.
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Goethe der Wissenschaftler
Schon früh während seines Studiums in Leipzig interessierte sich Goethe auch für medizinische und anatomische Fragen und besuchte entsprechende Vorlesungen. Seine naturwissenschaftlichen Arbeiten wurden von seinen zeitgenössischen Fachkollegen anerkannt und ernst genommen. Doch ging es ihm nicht nur um theoretische Fragen, er war auch bestrebt, Selbstheilungskräfte zu entwickeln und herauszufinden, ob und wie weit ein solcher mentaler Selbstschutz auch wirkt – auch in Grenzerfahrungen.
Goethe wollte es immer genau wissen. Da er auf in der Anatomie bewandert war, unternahm er auf diesem Gebiet empirische Forschungen und fand einen noch nicht entdeckten Knochen mitten im Gesicht des Menschen – den Sutura incisiva Goethei, den Zwischenkieferknochen.
Praxis statt Theorie
Er beschäftigte sich mit „Seelenkunde“ und Ernährungslehre, Heilkräutern, Badekuren und dem Schröpfen und diskutierte leidenschaftlich mit bekannten Ärzten über Fragen nach dem Verhältnis von Gesundheit und Krankheit oder Grundlegenderes, wie den positiven Nutzen einer Krankheit, da er als Patient auch die unangenehmen Seiten vieler Theorien ganz praktisch kennen gelernt hatte. So ist er auch der Erfinder der heutigen „Konfrontationstherapie“, indem er sich selbst von seiner Höhenangst heilte. Er zwang sich, das Straßburger Münster zu erklettern und erlaubte sich erst wieder herunter zu kommen, als die Angst besiegt war. Für dieses Experiment hatte er ein klares Ziel: er wollte in den Alpen wandern.
Dichtung, Erfahrung, Wahrheit
In jeder seiner Dichtungen drückt Goethe auch Leidenserfahrungen der Menschheit aus, die er wie kein zweiter nachvollziehen konnte, war er doch öfter selbst von schweren Krankheiten geplagt dem Tod nahe gekommen. Ihn interessierte auch besonders die „Melancholia“ – die Krankheit zum Tode oder Todessehnsucht und der daraus resultierende Freitod, die er in seinen bekannten Werken wie „Die Leiden des jungen Werthers“ oder „Mignon“ verarbeitete.
Doch Goethe verstand Leiden im Leben als Prüfung und Möglichkeit, sich selbst zu begegnen, unverstellt, authentisch. All diese menschlichen Schmerzen und Unfähigkeiten waren für ihn ein Reif-Werden, ein Weg zur Selbstreinigung und der Preis des Wachsens – hin zu einer höheren geistigen Natur.
Konsequenz der Erfahrung
Verantwortung und das Bewusstsein um eine geistige Dimension in der belebten wie auch der unbelebten Natur, zeigte Goethe in seiner Bemühung um gesunde Lebensführung, er verzichtete auf Genussgifte wie Tabak und Kaffee, er schwamm im kalten Wasser, tanzte leidenschaftlich gerne, wanderte und ritt. Mit eher geringem Erfolg – denn er wurde doch häufig schwer krank. Aber vielleicht lag es auch an früheren Exzessen, denn die Frankfurter Mär, dass viele der anrüchigen Wirtinnen-Verse von ihm stammen könnten, zeigen auch seine Geneigtheit, das Leben und den Wein in vollen Zügen zu genießen. Immerhin wurde er trotz eines frühen Herzinfarktes, seiner Lungenerkrankungen, seiner Melancholie und seines Rheumas 82 Jahre alt.
Die Ausstellung „Goethe und die Heilkunde“ ist noch bis 23. August im Goethe-Museum Düsseldorf zu sehen.
Weitere Informationen: www.goethe-museum-kippenberg-stiftung.de/
Zu Bild Ginkgo Biloba, 1815:
Ginkgo Biloba
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut,
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwey, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwiedern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?
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