Gao Zhisheng – Festnahme und Wieder-Freilassung eines unerschrockenen Menschenrechtsanwalts in der VR China
Gao Zhisheng, einer der hervorragendsten und mutigsten Menschenrechtsanwälte in China, wurde am Freitagmittag von der chinesischen Polizei festgenommen, aber nach einer Stunde wieder unverletzt freigelassen. Sofort hatten sich weltweit seine Freunde und Gleichgesinnte für ihn eingesetzt.
Im Oktober 2005 hatte Anwalt Gao Zhisheng den ersten seiner bisher drei Offenen Briefe an die chinesische Führung geschrieben. Er tritt darin unerschrocken für die Menschenrechte und für viele seiner zu Unrecht verfolgten Mitbürger ein. Durch die darauf folgende Anordnung zur Schließung seiner Kanzlei ließ sich der Anwalt nicht einschüchtern. Mit seinen folgenden Briefen brach er ein absolutes Tabu, er forderte Gerechtigkeit und Menschlichkeit für die seit dem Juli 1999 in der VR China Verfolgten der buddhistischen Meditationsschule Falun Gong.
Gao konnte den etwa 20 Zivilpolizisten, die mittlerweile sein Leben Tag und Nacht überwachten, Ende November mit viel Glück entkommen und schloss unter großer persönlicher Gefahr mit einer zweiwöchigen Befragung von Falun Gong-Praktizierenden seine Untersuchung über deren rechtswidrige Verfolgung und häufige Folter in chinesischen Untersuchungsgefängnissen und Polizeistationen ab. Der Bericht über diese Untersuchungen zeigt die Unrechtmäßigkeit und Unmenschlichkeit der Verfolgung und ist ein wesentlicher Bestandteil seines dritten Offenen Briefes.
Nach seiner Wieder-Freilassung aus der Polizeistation berichtete Gao: „Als ich gegen 12 Uhr mit einigen Freunden zum Essen gehen wollte, machten Polizisten in Zivil Videoaufnahmen von mir. Ich nahm auch mein Videogerät und filmte sie. Daraufhin riefen sie die Nummer 111 an und baten uniformierte Polizei um Hilfe. Diese Kollegen von ihnen nahmen mich und den Zivilpolizisten, mit dem ich die Auseinandersetzung hatte, mit zur Polizeistation.“
Auf der Polizeistation erzählte der Anwalt den Beamten, dass er und seine Familie seit mehr als 70 Tagen von Zivilpolizisten auf Schritt und Tritt verfolgt würden und verlangte, dies umgehend zu stoppen. Die Antwort der Beamten auf der Polizeistation war, dass sie in dieser Frage machtlos seien. Nach einer Stunde konnte Gao wieder gehen. Nach seinen Worten verhielt sich der Zivilpolizist während dieser Stunde in der Polizeistation äußerst anmaßend und respektlos. Er habe sogar versucht, Anwesende zu schlagen.
Im Zeitalter von Computer und Internet fällt es auch dem totalitären Regime der VR China immer schwerer, unliebsame Kritiker und Andersdenkende unbemerkt verschwinden zu lassen, wie es in der Vergangenheit üblich war. Gesichtsverlust zumal von Regierenden kann in China noch immer kaum hingenommen werden.
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