Fackellauf für Menschenrechte erreicht Festland-China

Olympia-Boykott gefordert
Titelbild
Die Eröffnungsparade des Fackellaufs im Festland China fand am 23. März in Hongkong statt. (Li Zhongyuan/ET)
Von 24. März 2008

Die Unterdrückung der Proteste in Tibet hat Pekings Regime viel Kritik eingebracht und einen Schatten auf die Olympischen Spiele in Peking geworfen. Nun ist der weltweite Fackellauf für Menschenrechte auch in China angekommen. Am 23. März fand in Hongkong die Eröffnungskundgebung des Fackellaufs im „Reich der Mitte“, in dessen Mitte die kritisiserten Menschenrechtsverletzungen passieren, statt.Nach 28 Ländern und 80 Städten rund um den Globus will die CIPFG (Koalition zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong) auch in China für mehr Menschenrechte und einen Boykott der Olympischen Spiele werben.

„Die Olympischen Spiele und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in China können nicht koexistieren“. So lautet die Botschaft des globalen Fackellaufs für Menschenrechte. Wegen starker Aufrufe aus dem Festland, so die Initiatoren, habe man sich entschieden, den Fackellauf ab Ende März in zwei Teile aufzusplitten. Einer geht global weiter, einer bleibt im Festland China.

Poster vom Fackellauf am Olympiastadion in Jinan. (ET)
Poster vom Fackellauf am Olympiastadion in Jinan. (ET)
Poster vom Fackellauf am Fernsehsender der Provinz Shangdong in Jinan. (ET)
Poster vom Fackellauf am Fernsehsender der Provinz Shangdong in Jinan. (ET)

Aus Sicherheitsgründen soll der Fackkellauf in China statt auf öffentlichen Versammlungen in Form von Flugblättern, Medien oder durch das Knüpfen eines gelben Bandes weitergeführt werden. In Jinan, der Provinz-Hauptstadt der im Nordosten gelegenen Provinz Shandong, sind bereits Poster vom Fackellauf zu sehen – sowohl vor einem Provinz-Fernsehsender, dem Jinan Sport-Zentrum und einem Sportstudio. Das Logo für den Fackellauf in China ist das gleiche wie das für den globalen Fackellauf. Darauf zu sehen ist in Fackel-Form eine Landkarte Chinas und Tauben. Der Unterschied zwischen den beiden Fackelläufen ist nur die Sprache sowie ein zusätzlicher Slogan „Die gleiche Welt, die gleichen Menschenrechte“. Damit wurde der offizielle Slogan der Pekinger Olympiade „Die gleiche Welt, der gleiche Traum“ (One World, One Dream) angepasst.

Gleichzeitig wird der globale Fackellauf Anfang April in San Franzisko ankommen. Dort werde die Fackel auf eine weitere Fackel, die Fackel für die Freiheit Tibets, treffen. Khedroob Thondup, der Präsident des Selbsthilfezentrums für tibetische Flüchtlinge und Neffe des Dalai Lama, äußerte am Samstag seine Unterstützung. „Ihre Fackel der Freiheit ist sehr wichtig, weil sie durch ganz China nach Tibet getragen wird. Chinas Regierung muss jetzt ihre Weise ändern, wie sie die Menschen behandelt. Die Menschen sind wichtiger und sie gehören ihnen nicht, so wie sie uns nur wie Tiere behandeln…“

Die Fackel für Menschenrechte wurde im August 2007 in Athen zum erstenmal angezündet. Danach wurde sie in mehr als 28 Ländern, u.a. Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Schweden, Türkei, Singapur und Japan weitergereicht.

Khedroob Thondup, der Präsident des Selbsthilfezentrums für tibetische Flüchtlinge und Neffe des Dalai Lama. (ET)Khedroob Thondup, der Präsident des Selbsthilfezentrums für tibetische Flüchtlinge und Neffe des Dalai Lama. (ET)

Auszüge der Rede von Khedroob Thondup:

„Ich bin der Präsident des Selbsthilfezentrums für tibetische Flüchtlinge in Darjeeling in Indien. Es freut mich heute hier zu sein, zu Ihnen sprechen zu können und Ihnen zu sagen, dass ich den Fackellauf für Freiheit und Menschenrechte unterstütze. Ich bin der Ansicht, dass Menschenrechte im Leben sehr wichtig und wesentlich sind, etwas, das jeder als selbstverständlich annimmt. Aber in vielen Teilen Chinas wissen die Leute noch nicht einmal, was Menschenrechte sind, und die chinesische Regierung betrachtet die Menschenrechte als eine interne Angelegenheit …
…Als wir Hu Jintao 1990 in Peking trafen, fragte ich ihn: „Warum haben Sie bei den Tibetern in Lhasa so hart durchgegriffen? Er antwortete: „ Ich erhielt die Befehle von Peking, deshalb hatte ich keine andere Wahl“. Aber nun ist er Chinas Präsident, und er selbst hat die Befehle angeordnet, gegen die unschuldigen Tibeter in Tibet vorzugehen. Daran können Sie erkennen, dass die chinesischen Kommunisten keine Sympathie, kein Mitgefühl für die Mitmenschen haben, weil sie Kommunisten und Atheisten sind und an keine Religion glauben.
…Ich fordere Sie alle auf, diese Bewegung in Tibet zu unterstützen. Was ist ihre Grundlage? Das tibetische Volk fordert ihre grundlegenden Menschenrechte ein. Sie fordern Religionsfreiheit, ihre religiöse Praktiken frei auszuüben und ihre Kultur bewahren zu können; also das sind grundlegende Dinge! Das ist auch, was der Dalai Lama will. Er fordert eine Form echter Autonomie in Tibet.
Deswegen möchte ich heute zu Ihnen sprechen, damit Sie verstehen, wie wertvoll die Menschenrechte sind. Wir, die außerhalb China leben, kennen und erfahren die Menschenrechte. Niemand darf uns sagen was wir machen müssen. Sie können feststellen, dass wir alle sehr glücklich sind. Aber umso mehr tragen wir auch um unser Volk in Tibet und in anderen Teilen Chinas Sorge, weil es keine Menschenrechte hat.
Deswegen ist Ihre Fackel der Freiheit sehr wichtig, weil sie durch ganz China nach Tibet getragen werden soll. Die Menschen sollten erkennen, dass ihre grundlegenden Rechte beachtet werden müssen. Chinas Regierung muss jetzt ihre Weise ändern, wie sie die Menschen behandelt. Die Menschen sind wichtiger und sie gehören ihnen nicht, so wie sie uns nur wie Tiere behandeln. Wir sind keine Tiere. Wir sind Menschen. Unsere Rechte sind ganz wichtig. Auch wenn in diesem Jahr die Olympischen Spiele stattfinden, glauben wir fest daran, dass die Olympischen Spiele trotzdem in Peking abgehalten werden sollten, weil es ein internationales Ereignis ist. Aber wenn Peking weiter diese schlimmen Dinge in China und in Tibet machen kann, werden die Leute sagen, wieso sollen die Olympischen Spiele in China stattfinden, wenn das Regime dort so übel ist?
Aber ich kann Ihnen aus der Geschichte erzählen, dass 1936 das Nazi-Deutschland die Olympischen Spiele abhielt. Neun Jahre danach brach es zusammen. Nach den Olympischen Spielen in Moskau brach neun Jahre danach auch die Sowjetunion zusammen. So denke ich, werden Sie zusehen können, wie das Regime bald nach den Olympischen Spielen in Peking zusammenbrechen wird, weil es dem Volk, das es regiert, Rechenschaft schuldig ist, weil es für das chinesische Volk und das tibetische Volk Rechenschaft schuldig sein muss. …Aber das Wichtigste ist, erinnern Sie sich daran, welchen Preis wir jetzt bezahlen. Unsere Zukunft wäre heller, denn wir brauchen die Freiheit. Mein Wunsch ist sehr einfach: „Ich wünsche, dass eines Tages China demokratisch wird, und jeder glücklich in einer Demokratie leben kann.““


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