Erst die Überarbeitung machte das Lied bekannt: Am Brunnen vor dem Tore
Am Brunnen vor dem Tore ist ein weithin bekanntes deutsches Lied, das eigentlich Der Lindenbaum heißt. Der Text stammt von Wilhelm Müller (1794-1827) und stammt aus seinem Gedichtzyklus Die Winterreise.
Franz Schubert (1797-1828) vertonte den gesamten Gedichtzyklus. Erst mit der Überarbeitung der Vertonung durch Friedrich Silcher (1789-1860) wurde Der Lindenbaum zum Volkslied.
Er veröffentlichte 1846 das Lied für vier Männerstimmen und a capella. So wird es auch heute gelegentlich noch in Schul- und Chorliederbüchern gedruckt. Hier gesungen von den Meistersingern unter der Leitung von Klaus Breuninger.
Linden galten früher – ebenso wie Brunnen – als Treffpunkt, als Mittelpunkt eines Dorfes, als geselliger Kern einer Ortschaft. In Schuberts Werk der Winterreise symbolisiert das Wandern die menschliche Lebensreise mit ihren Gefährdungen, Scheitern und dem Tod. Oft wird der Lindenbaum als Symbol für Heimat, Ruhe und Geborgenheit gesehen, die der Sänger in der Fremde und Einsamkeit sucht.
Der Lindenbaum
Am Brunnen vor dem Thore
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt’ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.
Ich mußt’ auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab’ ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst Du Deine Ruh’!
Die kalten Winde bliesen
Mir grad’ in’s Angesicht;
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von jenem Ort,
Und immer hör’ ich’s rauschen:
Du fändest Ruhe dort!
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