Einst war ich Polizist aus Überzeugung
Er wollte „für Gerechtigkeit und Frieden sorgen und denen helfen, die sich selber nicht schützen können.“ Diese Vorstellung konnte er begraben, als er im Jahr 2000 ungefragt in das Büro 610* versetzt wurde, das Abzulehnen war nicht erlaubt. Hier war genau das Gegenteil der Fall. Was er vorher den Berichten auf ausländischen Webseiten nicht glaubte, musste er bei Kontrollen vor Ort selbst miterleben: Misshandlung und Folter an Menschen, die lediglich an ihrem Glauben festhielten.
Der Schritt aus dem Dunkel
Hao Fengjun ist für einen Chinesen ungewöhnlich groß, 32 Jahre alt, und hat vor Jahren aus Überzeugung den Beruf des Polizisten gewählt. Er ist in Februar dieses Jahres gezielt als Tourist nach Australien gereist und hat, wie er selbst sagte, im Juni den Schritt aus dem Dunkel des kommunistischen Regimes in die westliche Demokratie gewagt. Hao brachte viele Dokumente mit, die die Unrechtstaten des chinesischen Staates belegen. Nach erheblichen politischen Widerständen erhielt er in Australien Bleiberecht aus humanitären Gründen. Zusammen mit mehreren anderen chinesischen Funktionären, die ebenfalls mit dem Wissen des Insiders das Unrecht nicht mehr ertragen konnten und die Fronten wechselten, prangert Hao international das Unrechtsregime seines Heimatlandes an. Gerade hat er zusammen mit Chen Yonglin, bis Mai 2005 erster Sekretär am chinesischen Konsulat in Sydney, vor einem Forum im Europaparlament ausgesagt, wo Chen die offensichtlich anwesenden chinesischen Staatsjournalisten aufforderte: „Wenn Ihr über dieses Forum berichtet, dann schreibt auch alles, und lasst die Menschenrechte nicht aus!“.
Offizier des Gewissens – Das Interview
DNE: Herr Hao, Sie waren Offizier in dem berüchtigten Büro 610 zur Verfolgung religiöser Gruppen in China und haben sich im Sommer dieses Jahres vom chinesischen KP-Regime losgesagt. Sie sind trotz eines erheblichen persönlichen Sicherheitsrisikos nach Europa gekommen. Was hat Sie dazu bewegt?
Hao: Ich bin nach Europa gekommen, um hier die Regierungen sowie die Menschen über das zu informieren, was in China eigentlich passiert. Ich möchte auch über die wirkliche Menschenrechtslage in China berichten. Ich bin froh über die wirtschaftliche Zusammen- arbeit zwischen China und Europa, aber ich hoffe auch, dass sich die wohlmeinenden Bürger in Europa darüber informieren, was in China wirklich passiert und wie China in Wirklichkeit ist. Ich möchte nicht zusehen, wie die europäischen Bürger durch ein Trugbild der chinesischen KP getäuscht und hereingelegt werden.
DNE: Sie haben Ihre berufliche Laufbahn als Polizist aus Überzeugung gewählt und wurden im Jahr 2000 gezwungen, im Büro 610 zu arbeiten. Wie hat sich Ihr Aufgabenbereich seitdem verändert? Seit wann hat sich Ihre Idee zur Flucht entwickelt?
Hao: Nachdem ich meine Arbeit im Büro 610 aufgenommen hatte, habe ich gesehen, dass die vom Büro 610 verfolgten sogenannten „Verbrecher“ anders sind als die Verbrecher, die ich früher als Polizist festgenommen habe. Das sind lediglich Menschen, die ihren Glauben haben, es sind ganz normale Bürger, sie gehören nicht zu den schlechten Menschen in der Gesellschaft. Ich wollte eigentlich gar nicht im Büro 610 arbeiten. Schon von Anfang an wollte ich diese Arbeit wieder verlassen, aber das wurde nicht zugelassen.
DNE: Wie stehen Ihre Kollegen zu den Aufgaben, die ihnen übertragen werden?
Hao: Ich habe festgestellt, dass die meisten Polizisten beim Büro 610 diese Arbeit machen um ihre Aufgabe zu erledigen. Sie tun dies, um damit ihren Lebensunterhalts zu verdienen. Sie haben innerlich einen Widerwillen gegen die Aufgaben, die ihnen auferlegt werden.
DNE: In welchen Behörden befinden sich die Personen, die Verhöre durchführen, Geständnisse erpressen und Folter durchführen?
Hao: Wo immer es das Büro 610 gibt, dort gibt es solche Menschen, zum Beispiel in den Justizbehörden, in den Sicherheitsbehörden oder sogar in einem Dorfkomitee. Sie sind auf allen Ebenen verteilt. In einem Dorf oder auf dem Land ist ein Dorfkomitee dafür zuständig. Das Büro 610 ist ausdrücklich legitimiert, Maßnahmen zu ergreifen, ohne die Gesetze und die Verfassung zu berücksichtigen.
DNE: Sie wurden Zeuge von Folterungen, die vom Büros 610 durchgeführt wurden. Jetzt könnten Ihre Familienangehörigen und Freunden in China auch davon bedroht sein, was ist Ihr Wunsch? Warum haben Sie der KP Chinas den Rücken gekehrt?
Hao: Mein Wunsch ist,dass die „Berliner Mauer“ in China so schnell wie möglich fällt. Nachdem ich die „Neun Kommentare über die Kommunistischen Partei“ gelesen habe, ist mir die bösartige Natur der KP noch klarer geworden, deshalb bin ich aus der KP Chinas ausgetreten. Unter der strengen Kontrolle der Partei hat kein Mensch in den Sicherheitsbehörden der KPC die Freiheit zu einer eigenen Entscheidung. Wenn man zum Beispiel befördert werden möchte, muss man Parteimitglied sein. Das ist die grundlegende Voraussetzung für eine Beförderung. Aber andererseits darf man die Partei absolut nicht von sich aus verlassen.
DNE: Welche Methode hat die chinesische Regierung eingesetzt, um Sie in den demokratischen Ländern zum Schweigen über „empfindliche“ Themen zu bringen?
Hao: Sie haben meine Familienangehörigen bedroht. In Australien sind sie mir auf den Fersen und überwachen mich. Auch hier in Europa sind viele Spione hinter mir her.
DNE: Was möchten Sie uns Deutschen und der deutschen Regierung mit auf den Weg geben?
Hao: Demokratie und Freiheit sind das Fundament für ein friedliches Zusammenleben der Menschen in der heutigen Zeit. Ich hoffe, dass die deutsche Regierung dazu beitragen kann, die Diktatur in China abzuschaffen und die Demokratie in China aufzubauen.
Die Fragen stellte Monika Weiß
Zusätzlich finden Sie hier ein 17minütiges Interview von Hao Fengjun bei Sound of Hope:
http://eng.soundofhope.org/getaudio.asp?
format=mp3&afile=audio01/2005/6/9/hao_fengjun_interview.mp3&id=20452
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