Die Zukunft lässt sich nicht verhaften
An Hu Jintao und Wen Jiabao: Wir müssen den Mut aufbringen, einzugestehen, dass diese politische Maschinerie, die unsere Nation ein halbes Jahrhundert lang rücksichtslos gefoltert hat, in jedem seiner Einzelteile mit dem Blut und den Tränen unschuldiger Menschen befleckt ist.
Anwalt Gao Zhisheng am 12. Dezember 2005
Am 15. August 2006 wurde Gao Zhisheng verhaftet. Mit einem schwarzen Sack über dem Kopf, den Mund geknebelt und die Hände auf dem Rücken fixiert, wurde er in Sekundenschnelle aus der Wohnung seiner Schwester verschleppt. Er hatte er seine Schwester in der Ortschaft Dongying in der Provinz Shandong besucht. Geheimpolizisten hatten ihn dort auf Schritt und Tritt beschattet und bedroht. Sein Verbleib ist unbekannt.
Gao zählt zu den profiliertesten Anwälten Chinas; ein Selfmademan, der aus bäuerlichen Verhältnissen kommend zu den einflussreichsten Chinesen avancierte. Gao, der – im weißen Hemd und mit Krawatte – über Wohnungseigentum und Auto verfügt, hatte es geschafft. Doch seine Wurzeln, seine familiären Bindungen, hat er nie vergessen. Und auch nicht, wofür er angetreten war als Anwalt voller Zukunftsglauben, nämlich für die Gerechtigkeit.
Wie viele unserer unschuldigen Landsleute wurden in diesen sechs Jahren hinter Mauern gefangen gehalten? Was ist wirklich hinter diesen Mauern geschehen?
Gao Zhisheng, am 12.12.2005
Die Grenzen zieht die Partei
Um Gerechtigkeit bemüht, verteidigte er demokratische Oppositionelle, Angehörige religiöser Gruppen und Falun Gong-Praktizierende, soweit dies überhaupt möglich war. Damit überschritt er eindeutig die von der politischen Zentrale gezogene unsichtbare Grenze seiner Handlungsspielräume. Gao ließ sich jedoch nicht einschüchtern.
Schikanen, körperliche Angriffe, inszenierte Autounfälle und Beleidigungen gegen ihn folgten. Ein Pulk zivil gekleideter Geheimdienstmitarbeiter lief ihm, seiner Frau und seiner zwölfjährigen Tochter überall hinterher. Selbst das kleine Mädchen wurde regelmäßig auf dem Weg zur Schule angerempelt. Männer traten ihr absichtlich auf den Fuß. Das Drangsalieren der Familie wurde immer unerträglicher.
Der Blick auf Chinas Zukunft
In dieser Zeit, am 11. Juni 2006, hatte ich die Ehre, mit dem offiziell verfehmten Rechtsanwalt Gao ein zweistündiges Telefonat zu führen. Im Hintergrund hörte ich die Stimme seines kleinen Sohnes. Gao beklagte sich nicht über die Verhältnisse, schilderte mir aber die Repressionen, den Verlust des Arbeitsplatzes seiner Frau, die Angst seiner Tochter vor neuen Attacken.
Der Helfer braucht selbst Hilfe
Tatsächlich wurde Gao nun am 15. August 2006 verhaftet. Gao Zhisheng ist damit tief gefallen, und man kann ihn sich als Verhafteten so vorstellen: Ein von Schlägen verquollenes Gesicht, ausgeschlagene Zähne, zerrissenes, blutverschmiertes Hemd. In den Augen der Schrecken der furchtbaren Erlebnisse und die Angst um seine Familie: seine Frau, die zwei Kinder, die Geschwister, die Neffen, die alle in Sippenhaft verfolgt und schikaniert werden. Gao Zhisheng könnte jetzt widerfahren, was denen widerfuhr, die er bisher verteidigt hat. Jetzt braucht er selbst Hilfe.
Solange Gao lebt, wird er als starke Persönlichkeit und wegen seines christlichen Glaubens nicht von der Hoffnung lassen, dass dieses Opfer in naher Zukunft Früchte bringt. Gao hofft auf ein demokratisches China, in dem die Menschenrechte respektiert werden. Und da dies der Wunsch von Abermillionen Chinesen ist, ist der Weg dahin nicht aufzuhalten. Einzelne Menschen kann man wegsperren, brechen oder beseitigen. Hingegen ist eine historische Strömung nicht durch den Willen einiger Despoten aufzuhalten.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion