Die Stimme der Ohnmächtigen Chinas
Der Deutsche Richterbund zeichnete ihn am 9. Dezember in Berlin mit seinem Menschenrechtspreis aus. Er sitzt seit 2003 in einem chinesischen Gefängnis, weil er chinesischen Bürgern gegen die Willkür der Justiz und die Allianz der Neureichen und Mächtigen in Shanghai geholfen hat.
Mehr als 500 Prozesse in 10 Jahren. In Deutschland würde man sagen, das zeigt einen erfolgreichen Anwalt, mit vielen ihm vertrauenden Klienten. Die hat der chinesische Rechtsanwalt Zheng Enchong tatsächlich. Allerdings können seine Mandanten im Kampf gegen die Willkür der Justiz zwar auf seine Willenstärke und exzellente Rhetorik bauen, nicht jedoch auf den Gewinn ihres Prozesses.
Seine Klientel in Shanghai sind nicht nur finanziell schwache Bürger, wie ältere Menschen oder Arbeitslose, sondern auch Polizisten und sogar Richter, die ihre Wohnung bei der Durchführung der so genannten neuen urbanen Konzeptionen in der Boomstadt Shanghai verloren haben. Doch ganz gleich, ob Richter oder Arbeitsloser, so gut wie alle landen unter den Ohnmächtigen. Die allermeisten Prozesse im Zusammenhang mit Streitigkeiten bei den immer häufiger durchgeführten Zwangsumsiedlungen, wie auch Rechtsanwalt Zheng Enchong sie betreute, blieben ergebnislos.
Trotz der Aussichtslosigkeit konnte sich Zheng Enchong kaum noch vor dem Ansturm der hilfesuchenden Mandanten retten. Den größten Durchbruch schaffte Zheng 2003, als er Zhou Zhengyi, den möglicherweise reichsten Mann in der Weltmetropole Shanghai, vor Gericht brachte und dessen Verurteilung und Inhaftierung erreichte. Der Immobilienhändler aus dem Dunstkreis Jiang Zemins hatte die Nutzungsrechte eines Grundstücks in der Shanghaier Innenstadt mit einer Gesamtfläche von 170 000 qm von der Stadt erhalten.
Ein in die Hände der Bewohner geratener Vertrag zeigte, dass Zhou das 40 000 qm große Grundstück entgeltlos überschrieben worden war.
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